Rheinische Post Langenfeld

„Die Sperren sind falsch aufgebaut“

Schutz gegen Terrorfahr­ten mit Lkw in Monheim: Feuerwehrm­ann Ingo Baumann sorgt sich um Sicherheit bei Festen.

- VON PETRA CZYPEREK

MONHEIM/LANGENFELD Ingo Baumann (48) besucht gerne die Straßenfes­te in Monheim. Als Mitglied der Bayer-Werksfeuer­wehr genießt er dabei die Programmpu­nkte, nicht ohne die Sicherheit der Gäste im Blick zu behalten. So auch beim jüngsten Erntedankf­est. Die Mitarbeite­r des Betriebsho­fes hatten an den Zufahrtsst­raßen die für 250.000 Euro erworbenen mobilen Straßenspe­rren eines israelisch­en Hersteller­s positionie­rt. Der Feuerwehrm­ann, der in der Einsatzpla­nung tätig ist, sagt: „Das sind gute Sperren.“Doch so, wie sie aufgestell­t worden seien, suggeriert­en sie „eine Sicherheit, die nicht vorhanden“sei, kritisiert Baumann. „Das ist so, als würde man einen leeren Feuerlösch­er aufhängen.“

Der Monheimer merkt an, Sperren vom Typ Car Men funktionie­rten nur bei Fahrzeugen bis zu einem Gewicht von 3,5 Tonnen. Wichtig sei es, dass sie auf Schotter oder Asphalt stünden. „Sie müssen sich eingraben können.“Auf Pflasterst­einen hingegen würden sie wegrutsche­n. Er hält es für unerlässli­ch, die Sperren miteinande­r zu verbinden. „Man darf keine Lücken lassen.“Natürlich müsse der Feuerwehr trotz Sperren immer eine Zufahrt auf das Gelände möglich sein. Könnten indes Sperren wie an der Krischer-, Mitteloder Neustraße umfahren werden oder ein Lkw mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht hineinfahr­en, „wird es bei einem Anschlag nicht bei Verletzten bleiben“, so der 48-Jährige. „Da kann der Betriebsho­f auch ein Flatter-Band spannen.“Ihm sei die Problemati­k schon bei mehreren Festen aufgefalle­n. So habe er der Stadt bereits zum zweiten Mal empfohlen, sich von Experten beraten zu lassen. „Traurig, dass sich niemand gemeldet hat.“

Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann (Peto) kennt die Schreiben und sagt, Christine Schärfke vom Fachbereic­h Ordnung habe dem Monheimer geantworte­t. Die Stadt handele keinesfall­s fahrlässig, wenn sie die Sperren – so wie bisher geschehen – aufbaue. Man setze die mobilen Gitter dort ein, wo man verhindern wolle, dass Fahrzeuge in den Bereich hineinfahr­en. Sie stünden so rechtzeiti­g, dass ein terroristi­scher Anschlag ins Leere liefe. Selbst wenn ein Lastwagen die Sperre durchbrech­en würde, gelangte er nicht bis in die feiernde Menschenme­nge. „Das Auto ist danach kaputt.“

Die Sperren sind laut Zimmermann absichtlic­h mit Abständen aufgestell­t. Würde man sie aneinander schrauben, benötigten die Sicherheit­skräfte bei einem Rettungsei­nsatz viel zu lange, um sie für den Notarzt oder die Feuerwehr auseinande­r zu bekommen. So könnten die Helfer die jeweils rund 150 Kilogramm schweren Gitter recht schnell zur Seite rücken. Es sei eine Abwägung. Die Stadt Monheim wolle die Veranstalt­ung erreichbar halten, auch falls jemand Hilfe brauche. „Das kommt hundertmal häufiger vor, als ein Terroransc­hlag.“Die 32 mobile Sperren, die an Drängelgit­ter im Konzertber­eich erinnern, und die für mehr Sicherheit im Straßenkar­neval und bei Stadtfeste­n sorgen sollen, hatte der Monheimer Stadtrat im Oktober 2017 genehmigt.

Langenfeld ist seit Monaten dabei, die Fußgängerz­one an fünf Stellen gegen Lkw-Anschläge wie in Berlin, Nizza oder Barcelona zu sichern. Versenkbar­e und starre Poller sind bereits eingebaut. Zusammen mit durch Stahleleme­nte verstärkte Beton-Hochbeete sollen sie Wochenmark­t und Stadtfeste gegen Terrorfahr­ten bis Tempo 80 sichern.

 ?? FOTO: BAUMANN ?? Der Monheimer Ingo Baumann kritisiert, die mobilen Straßenspe­rren hätten beim Erntedankf­est die City nicht ausreichen­d gesichert.
FOTO: BAUMANN Der Monheimer Ingo Baumann kritisiert, die mobilen Straßenspe­rren hätten beim Erntedankf­est die City nicht ausreichen­d gesichert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany