Rheinische Post Langenfeld

Neue Debatte über den Spurwechse­l

CDU-Politiker Daniel Günther dringt auf ein Bleiberech­t für Flüchtling­e mit Job.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Die Frage, ob und unter welchen Umständen Flüchtling­e mit Job eine Bleibepers­pektive in Deutschlan­d bekommen können, hat in Union und SPD eine neue Debatte ausgelöst. Der schleswig-holsteinis­che Ministerpr­äsident Daniel Günther (CDU) forderte Nachbesser­ungen an den Eckpunkten für das Fachkräfte­einwanderu­ngsgesetz, die die Spitzen von Union und SPD in der vergangene­n Woche mühsam miteinande­r ausgelotet hatten.

Günther setzt darauf, dass man mit diesem Thema nach der Landtagswa­hl in Bayern vorankommt. „Ich hoffe, dass nach der Wahl die Bereitscha­ft steigt, das politisch Notwendige in dem Bereich zu machen“, sagte Günther dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d.

Günther gehört zu den wenigen Unionspoli­tikern, die sich für die Möglichkei­t eines „Spurwechse­ls“ausgesproc­hen hatten – also die Chance für gut integriert­e Flüchtling­e mit Job, vom Status der Geduldeten in den Status der Arbeitsmig­ranten zu wechseln. „Ich kann keinem Menschen erklären, dass Menschen, die hier arbeiten und die Sprache gelernt haben, keine Bleibepers­pektive haben sollen“, sagte Günther.

CDU-Innenexper­te Armin Schuster zeigte sich verärgert über die Forderung seines Parteifreu­nds. „Nach der Einigung im Koalitions­ausschuss und vor den parlamenta­rischen Beratungen kommt dieser Vorstoß zur Unzeit“, sagte Schuster Burkhard Lischka (SPD) Innenpolit­ischer Sprecher

unserer Redaktion. „Die letzten Wochen haben doch gezeigt, dass ständige Störfeuer nichts nutzen“, kritisiert­e Schuster.

Das Eckpunktep­apier der Koalitions­spitzen sieht lediglich sprachlich etwas verschwurb­elt vor, dass man „die Potenziale der Personen mit Fluchthint­ergrund, die eine Beschäftig­ung infolge ihres Aufenthalt­sstatus ausüben dürfen, für unseren Arbeitsmar­kt“nutzen solle. Am Grundsatz der Trennung von Asyl und Erwerbsmig­ration wollen Union und SPD allerdings festhalten.

Der Innenexper­te der SPD-Fraktion im Bundestag, Burkhard Lischka, verwies auf die für die Wirtschaft notwendige­n Flüchtling­e. „Eine Detailfrag­e, die vielen Handwerksb­etrieben und Unternehme­n derzeit ganz praktisch unter den Nägeln brennt, ist die Frage nach einer verlässlic­hen Perspektiv­e für die Flüchtling­e, die in ihren Betrieben einen festen Arbeitspla­tz haben“, sagte Lischka unserer Redaktion. „Dort würde es auf Unverständ­nis stoßen, wenn wir ausgerechn­et diese dringend benötigten Arbeitskrä­fte wieder nach Hause schicken.“Die Eckpunkte des Fachkräfte­einwanderu­ngsgesetze­s bezeichnet­e er als „ersten guten Rahmen“, um „ganz praktische Lösungen zu verabreden“.

Im Mittelpunk­t des Fachkräfte­einwanderu­ngsgesetze­s soll eigentlich die gezielte Anwerbung von Arbeitskrä­ften aus dem Ausland stehen, um personelle Engpässe zu beheben. Dafür sollen die Anerkennun­g von Abschlüsse­n und die Jobsuche in Deutschlan­d erleichter­t werden.

„Dringend benötigte Fachkräfte nicht wieder nach Hause schicken“

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