Der Integration auf der Spur
Eine Bundes- und eine Landespolitikerin wollen wissen, wie es um den Fortschritt im Zusammenleben mit Flüchtlingen in NRW bestellt ist. Dabei entdecken sie Überraschendes.
KÖLN In der Mitte des schmalen Flures steht ein kniehoher weißer Zylinder. Er erinnert an eine Wäscheschleuder aus den 1950er Jahren. In dieses Gerät, ein Spirometer, musste einst jeder ausreisewillige Türke hineinpusten. Es stand in der Anwerbestelle für Gastarbeiter in Istanbul und sollte das Atemvolumen testen. Noch wichtiger aber war eine andere ärztliche Untersuchung: Wer an den Handinnenseiten keine Schwielen hatte, wurde nicht nach Deutschland gelassen. Arbeiter wurden gebraucht, nicht Akademiker.
Das Spirometer ist nur eines von vielen Ausstellungsstücken im Kölner Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (Domid). Ein anderes ist ein großes Foto, das betende Muslime im Kölner Dom zeigt. Kardinal Frings hatte die Gastarbeiter 1965 im Ramadan dorthin eingeladen. Lange ist das her. Damals hätten übrigens die türkischen Gastarbeiter als Preußen des Ostens gegolten, weiß Domid-Geschäftsführer Robert Fuchs zu berichten. Seinerzeit seien es eher die Italiener gewesen, die mit Vorurteilen zu kämpfen hatten.
Bergische
Städte wollen Outlet-Kompromiss
REMSCHEID (hr) Im Outlet-Streit zwischen den Nachbarstädten Remscheid und Wuppertal zeichnet sich ein Kompromiss ab. Die knapp 20 Kilometer voneinander entfernt liegenden Städte planen beide ein Outlet-Center und haben jeweils gegen das andere Projekt geklagt. Am Dienstag veröffentlichten die Spitzen der Stadtverwaltungen nach einem Treffen auf der Münchner Immobilien-Messe eine gemeinsame Erklärung, wonach beide Standorte „in einem regionalen Miteinander“entwickelt werden. Für das Remscheider Projekt des Investors McArthurGlen liegt seit Ende 2017 eine Baugenehmigung vor. Die Pläne, in der ehemaligen Bundesbahndirektion am Wuppertaler Hauptbahnhof ein Outlet anzusiedeln sind noch nicht so weit.
Die Bezeichnung Museum ist für die verwinkelte Etage in Köln-Ehrenfeld allerdings weit übertrieben. Nur wenige Gegenstände sind bisher überhaupt ausgestellt. Die meisten sind lediglich in Folien eingehüllt, um sie mit primitivsten Mitteln vor dem Verfall zu schützen – mangels Geld, Platz und Personal. Eines Tages, so hofft Fuchs, werde es möglich sein, die Geschichte der Migration in Deutschland in einem angemessenerem Rahmen zu erzählen. Es wäre das erste Migrationsmuseum in Deutschland.
„Wer den Beweis sucht, dass Deutschland im Bewusstsein kein Einwanderungsland ist, der findet ihn hier“, sagt NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap
A 3 zeitweise gesperrt für Spürhund
Annette Widmann-Mauz Integrationsbeauftragte der Bundesregierung METTMANN (dpa) Wegen eines Einsatzes mit einem Spürhund hat die Polizei die Autobahn 3 zwischen Mettmann und Kreuz Hilden wiederholt für kurze Zeit gesperrt. Der sogenannte Mantrailer-Hund sei am Dienstagnachmittag unmittelbar an der Fahrbahn eingesetzt worden, hieß es von der Polizei. Damit das Tier in Ruhe und sicher arbeiten konnte, habe man die Fahrzeuge immer mal wieder eingebremst, sagte ein Polizeisprecher. Sobald sich Autos leicht stauten, sei der Verkehr aber wieder freigegeben worden. Der Einsatz stand nach Angaben der Polizei in Essen in Zusammenhang mit der Suche nach der Vermissten Birgit S. aus Mülheim. Die 58-Jährige wird seit dem 26. September gesucht. Weitere Details waren zunächst nicht bekannt. Güler (CDU). Sie ist heute in Begleitung von Annette Widmann-Mauz, der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, in Köln unterwegs. Die beiden Politikerinnen haben ein gemeinsames Ziel: Sie wollen die Integration der Zugewanderten voranbringen. Widmann-Mauz möchte den Nationalen Aktionsplan Integration mit Leben füllen. Und Güler arbeitet daran, zusammen mit NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP), die Integrationsarbeit im Land neu zu strukturieren. „Für gut integrierte Geduldete müssen wir einen dauerhaften Aufenthaltsstatus ermöglichen“, sagte Stamp kürzlich. Dazu sollen auch die kommunalen Ausländerbehörden weiterentwickelt werden, die mit ihren Aufgaben oft überlastet seien.
Da liegt es nahe, dem größten der insgesamt 54 Kommunalen Integrationszentren (KI) in NRW einen Besuch abzustatten. Widmann-Mauz hat Fragen im Gepäck: „Wie kann man die Arbeit der KI effizient und effektiv gestalten?“Gerade jetzt, da das Thema Integration infrage gestellt und diskreditiert werde, sei das wichtig. „Wir müssen das Denken in den Kategorien ‚wir‘ und ‚ihr‘ überwinden.“
Wie das im Alltag funktionieren kann, erklärt an diesem regnerischen Herbsttag KI-Leiterin Susanne Kremer-Buttkereit. Dabei betont sie, wie wichtig es sei, die „Nase im Wind“zu haben. Also möglichst nahe an den Geflüchteten zu sein. Das ist offenbar nicht überall selbstverständlich: Die KI stehen an der Spitze einer Vielzahl lokaler Initiativen und Gruppen, die sich allesamt um die Integration von Flüchtlingen kümmern. Sie verstehen sich dabei als zentrale Anlaufstelle für jeden Zuwanderer, der neu in eine Stadt kommt. Sie vermitteln Plätze in Schulen und manchmal auch Jobs. Das klappt laut Integrationsbarometer der Stiftung Mercator besser als vielfach angenommen. Aber was kommt nach der Schule, nach der Ausbildung? Nicht immer sei die Kooperation mit der Arbeitsagentur eng genug. „Eine komplizierte Gemengelage ist das“, räumt auch Kremer-Buttkereit ein. Widmann-Mauz will es genauer wissen: Ob es eine Rückkopplung an das KI gebe, wenn ein Migrant mehrmals hintereinander nicht zum Integrationskurs erscheine? Und ob das KI dann alsbald eine Sozialarbeiterin vorbeischicke, um zu Hause nach dem Rechten zu schauen?:Integrationsstaatsekretärin Güler beruhigt: „Ja, das findet schon statt.“Und schränkt sogleich ein: „Es gibt zu viele Akteure in Köln, um mit allen in Kontakt zu sein.“
„Wir müssen das Denken in den Kategorien ‚wir‘ und ‚ihr‘ überwinden“