Bewährungsstrafen für Kölsch-Betrüger
Zwei Brüder hatten in Köln über Jahre Billigbier aus dem Sauerland als Marken-Kölsch verkauft.
KÖLN Das Amtsgericht Köln hat zwei Brüder zu Haftstrafen auf Bewährung verurteilt, die jahrelang Kölner Wirte betrogen haben. Ercan und Sami H. (Namen geändert) hatten obergäriges Bier aus dem Sauerland als Markenkölsch an Kölner Kneipen und Restaurants weiterverkauft. Die Hausmarke „Bachsteiner“des Getränkehandels im Kölner Stadtteil Niehl hatte bei der Brauerei im Sauerland 54 Cent pro Liter gekostet, die Brüder verkauften es aber für einen Literpreis von bis zu 1,63 Euro weiter.
Viele Wirte bemerkten den Schwindel über einen Zeitraum von fünf Jahren nicht, da das Billigbier in Originalfässern der Kölsch-Marken Gaffel, Reissdorf oder Gilden geliefert wurde. Wegen gewerbsmäßiger Kennzeichenverletzung mussten sich die Brüder nun vor dem Kölner Amtsgericht verantworten. Vor eineinhalb Jahren war der Prozess schon einmal gestartet. Da unter anderem nachermittelt werden sollte, wie viel Gewinn die angeklagten Getränkehändler gemacht hatten, gab es nun einen neuen Termin. Etwa 1600 Fässer wurden laut Polizei bei einer Durchsuchung 2015 beschlagnahmt, auf mehreren hundert Fässern stand zwar Kölsch drauf, es war aber Obergäriges aus dem Sauerland drin.
Die Brüder waren zwar geständig, Reue zeigten sie aber nicht. „Die Brauereien sind schuld“, sagt der 45-jährige Ercan H. „Die wollten uns systematisch kaputtmachen, haben uns kein Bier mehr verkauft.“ Die Anwälte der Brauereien bezeichnen die Vorwürfe im Prozess als eine „Verhöhnung der geschädigten Brauereien“. Das Haltbarkeitsdatum sollen die Brüder ebenfalls gefälscht haben. Mindestens 1000 Hektoliter pro Jahr nahmen sie der Brauerei ab.
Doch die Kundschaft merkte irgendwann, dass etwas nicht stimmt. Ein Kölner Wirt berichtet im Zeugenstand von einem Gast, der „schon sehr viele Jahre sehr viele Reissdorf-Kölsch getrunken hat und mir sagte: Das ist kein richtiges Kölsch“. Der Wirt sprach daraufhin mit der Brauerei, die zwei Fässer abholen ließ und bei der Überprüfung den Kölsch-Schwindel bemerkte. Die Brauereien gehen von einem großen Schaden aus. „Es bleibt im Dunkeln, was die beiden tatsächlich verdient haben“, sagt Rechtsanwalt Christoph Lepper, der die Gaffel-Brauerei vertritt. „Wir vermuten einen mittleren sechsstelligen Betrag.“Die Bücher des Getränkehandels waren lückenhaft, das Gericht muss zugunsten der Angeklagten deshalb von einer Gewinnmarge von 51.778 Euro ausgehen.
„Die Kölner Seele ist verletzt, wenn das geliebte Bier Gegenstand von Markenverstößen wird“, sagte der Staatsanwalt in seinem Plädoyer. Das Amtsgericht verurteilte Ercan H. zu 14 Monaten, seinen 37-jährigen Bruder zu einem Jahr Haft – und setzt die Strafen zur Bewährung aus, da beide bisher straffrei gelebt haben. Ihr Getränkehandel ist inzwischen pleite. Sami H. fährt heute Lastwagen für eine Spedition, sein älterer Bruder ist arbeitslos.