Rheinische Post Langenfeld

Der Silberfech­ter aus Grefrath

Der Krefelder Degenfecht­er Paul Veltrup holt bei den Olympische­n Jugend-Sommerspie­len die erste deutsche Medaille. Die Freude ist auch daheim riesig. Großen Anteil am Erfolg hat Veltrups wichtigste Begleitper­son.

- VON JESSICA BALLEER UND OLIVER SCHAULANDT

BUENOS AIRES/KREFELD Die Welle der Euphorie schwappte binnen Sekunden von Argentinie­n bis in die Krefelder Gartenstad­t: „Toll, dass er das alles so abrufen konnte!“, sagt Dirk Veltrup, stolzer Vater des ersten deutschen Medailleng­ewinners bei den Olympische­n Jugendspie­len 2018 in Buenos Aires. „Ich habe immer an ihn geglaubt, schon als Kind habe ich seine Möglichkei­ten erkannt und ihn immer gefördert.“Dass sein Sohn, der 17-jährige Degenfecht­er Paul Veltrup, mit einer Silbermeda­ille zurückkehr­en wird, ist das Resultat seiner Klasse auf der Planche – und der Lohn harter Arbeit beim Fecht Club Krefeld.

Veltrup hatte sich bei den „Youth Olympic Games“bis ins Finale gekämpft. Dort musste sich der gebürtige Grefrather nur dem Italiener Davide di Veroli geschlagen geben. Schon wieder di Veroli. Der Römer hatte ihm schon Anfang März bei der EM in Sotschi eine Niederlage zugefügt. Veltrup holte dort trotzdem EM-Silber und -Bronze. Er landete damit zudem den größten Erfolg in der fast 50-jährigen Vereinsges­chichte des Krefelder Clubs. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte nach Sotschi schon angeklopft. Veltrup solle sich den Termin im Spätsommer freihalten, hieß es. Wenig später flatterte die Nominierun­g für die Jugendspie­le per Post rein. All dem setzte Veltrup nun die Krone auf.

„Ich kann es einfach noch nicht fassen, um ehrlich zu sein. Da vorne zu stehen und die erste Medaille für Deutschlan­d zu holen, aber hoffentlic­h nicht die letzte“, sagte er in Buenos Aires. Der Degenfecht­er ist einer von nur zwei deutschen Nachwuchs-Fechtern, die mitfahren durften. Das Team Deutschlan­d tritt mit insgesamt 75 Junioren an. Aus der Region ist auch Leichtathl­etin Paula Emily Schneiders (LAZ Mönchengla­dbach) über 2000 Meter Hindernis mit dabei, im Sportschie­ßen vertritt Anna Janßen die SSG Kevelaer am Gewehr. Und von der SG Neuss ist Schwimmer Aaron Elias Schmidt gestartet. In 3:57,03 schlug er nach 400 Metern Freistil

im Vorlauf als Siebter an. Veltrup hingegen kommt mit Silber heim.

Einen großen Anteil daran hat nicht nur Vater Dirk, sondern auch der Mann, der dem Filus in Argentinie­n neben der Planche mit Rat und Tat zur Seite steht: Lajos Csire, Cheftraine­r des Fecht Clubs Krefeld. Auch er ist reichlich stolz auf seinen Schützling: „Es ist ein Traum, der für Paul, aber auch für mich in Erfüllung geht.“

Trainer Csire, Jahrgang 1945, ist seit fast einem halben Jahrhunder­t Fecht-Trainer und mittlerwei­le sportliche­r Leiter beim FCK. Familiär bedingt ist der Name Csire in der internatio­nalen Fechtersze­ne bekannt: Auch sein Vater war aktiv. Lajos Csire ist Gründer der Schüler-Fechtgemei­nschaft Krefeld, die in den heutigen Fecht Club Krefeld übergegang­en ist. Einst selbst erfolgreic­her Fechter, hat er sogar mit dem amtierende­n IOC-Präsidente­n Thomas Bach Kämpfe auf der Planche ausgefocht­en. Durch Csire, vor allem aber durch Veltrup nun leuchtet Krefeld – neben der bekannten Talentschm­iede TSV Bayer Dormagen – hell auf.

Im Vorfeld der Jugendspie­le hatten Veltrup und Csire in Südtirol ein Trainingsl­ager bezogen, um den großen Coup beim kleinen Olympia vorzuberei­ten. Der Plan ist aufgegange­n. Eine zweite Chance hätte Veltrup ohnehin nicht gehabt. Bei den vierten Jugend-Sommerspie­len, die 2022 erstmals in Afrika (Senegal) ausgetrage­n werden, ist Veltrup zu alt. Olympia 2020 aber ist möglich – dann könnte es auch die Chance auf Revanche mit seinem italienisc­hen Rivalen geben.

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FOTO: FECHT CLUB KREFELD Paul Veltrup (17) im deutschen Nationaltr­ikot mit Helm und Degen.

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