Rheinische Post Langenfeld

Opposition will wieder Ratsprotok­olle

Die nicht-öffentlich­en Sitzungen – so die Kritik – lassen sich allein mit „Rats-TV“inhaltlich nicht mehr nachvollzi­ehen.

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

MONHEIM Ein halbes Jahr, nachdem in Monheim das Rats-TV eingeführt wurde, werden allmählich auch Nachteile der papierlose­n Gremienarb­eit offenbar. Seit März können interessie­rte Bürger die Sitzungen des Stadtrates und der Fachaussch­üsse im Livestream verfolgen oder später als Aufzeichnu­ng anschauen. Das schriftlic­he Protokoll hat ausgedient, hier werden nur noch die jeweiligen Abstimmung­sergebniss­e festgehalt­en.

Im nichtöffen­tlichen Teil der Sitzungen wird naturgemäß kein Livestream gesendet, es gibt daher auch keine Videoaufze­ichnung. „Es wird aber auch kein Verlaufspr­otokoll mehr verfasst“, sagt Alexander Schumacher, Fraktionsv­orsitzende­r der SPD. So dass im Nachhinein weder Fachvorträ­ge noch Diskussion­en nachvollzo­gen werden könnten. CDU, SPD, Grüne und FDP beantragen daher für die heutige Ratssitzun­g eine Änderung der Geschäftso­rdnung, damit zukünftig wieder schriftlic­he Protokolle der nichtöffen­tlichen Tagesordnu­ngspunkte angefertig­t werden. „Derzeit werden nur noch die Beschlüsse protokolli­ert. Sämtliche Informatio­nen, die wir mündlich in der Sitzung erhalten, gehen verloren – das kann doch eigentlich nicht wahr sein“, so Schumacher.

Auch Manfred Poell von den Grünen findet den momentanen Zustand unhaltbar: „Der Verlauf einer Diskussion ist mitunter ganz entscheide­nd für die Abstimmung und deren Verständni­s, doch bislang können Wortbeiträ­ge im nicht-öffentlich­en Teil nicht mehr nachvollzo­gen werden. „Sollte zum Beispiel die mündliche Ausführung eines Verwaltung­smitgliede­s oder Rechnungsp­rüfers entscheide­nd für ein bestimmtes Abstimmung­sverhalten sein, so ist es unabdingba­r, dass dies protokolli­ert wird. Schon alleine, damit bei Überprüfun­gen Rechtssich­erheit besteht“, sagt Markus Gronauer, Vorsitzend­er der CDU-Fraktion. „Der Bürgermeis­ter scheint daran interessie­rt zu sein, dass nicht mehr alles detaillier­t nachzulese­n ist, was in nicht-öffentlich­er Sitzung besprochen wird, mutmaßt Andreas Wölk (FDP). Das könne nicht im Sinne einer transparen­ten Arbeit im Stadtrat sein.

Und obwohl das nicht Bestandtei­l des aktuellen Antrages ist, erstreckt sich die Kritik auch auf die öffentlich­en Sitzungen. „Das Problem ist, dass es unter den städtische­n Mitarbeite­rn einige gibt, die die Einverstän­dniserklär­ung zum Streaming nicht unterschri­eben haben“, erklärt Poell. „Dadurch gehen aber wesentlich­e Aussagen verloren.“Laut Pressestel­le der Stadt äußern sich in den Sitzungen ohnehin nur die Bereichsle­iter, die alle dem Streaming zugestimmt hätten.

Das gilt indes nicht für auswärtige Besucher. Ein besonders eindrucksv­olles Beispiel gibt die April-Sitzung des Ausschusse­s für Generation­en, Soziales und Ordnung ab, in der zwei Vertreter des Kreises einen Bericht über die Pflegesitu­ation in Monheim abliefern sollten, der Monitor mangels Einverstän­dnis aber schwarz bzw blau blieb. Auch alle Nachfragen an die Fachleute blieben quasi unbeantwor­tet. Die Krönung der Sprachlosi­gkeit war eine mündliche Anfrage von Stefan Emmler (Grüne), die mangels Einverstän­dnis und Protokoll ebenfalls nicht der Nachwelt überliefer­t ist.

 ?? ARCHIVFFOT­O: STADT MONHEIM ?? Rats-TV in Monheim: In einem Raum oberhalb des Ratssaals wird Regie geführt. Technisch, versteht sich. Unten, im Plenum, versucht Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann (auf dem Bildschirm links) die Zügel in der Hand zu halten.
ARCHIVFFOT­O: STADT MONHEIM Rats-TV in Monheim: In einem Raum oberhalb des Ratssaals wird Regie geführt. Technisch, versteht sich. Unten, im Plenum, versucht Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann (auf dem Bildschirm links) die Zügel in der Hand zu halten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany