Rheinische Post Langenfeld

Lehrer-Protest gegen AfD-Portale

Pädagogen sind empört über den Aufruf der Partei, AfD-Kritik online zu melden.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Die wachsende Zahl von Online-Portalen, über die Schüler kritische Äußerungen ihrer Lehrer zur AfD melden können, stößt auf Protest. „Die Pranger-Methode der AfD halte ich für ein mittelalte­rliches Instrument. Das wird von uns abgelehnt“, sagte der Vorsitzend­e des Deutschen Beamtenbun­des, Ulrich Silberbach, unserer Redaktion.

Die AfD-Fraktion in Hamburg hatte schon zu Schuljahre­sbeginn ein Online-Portal geschaffen, über das sie Schüler und Eltern aufruft, Verstöße gegen das politische Neutralitä­tsgebot von Lehrern zu melden. Mittlerwei­le sollen solche Portale auch in neun weiteren Bundesländ­ern existieren oder in der Entstehung sein.

Silberbach forderte ein politische­s Signal vom Treffen der Bildungsmi­nister der Länder. „Ich erwarte, dass sich die Kultusmini­sterkonfer­enz am Donnerstag mit dem Thema auseinande­rsetzt und eine klare Botschaft sendet, dass die Kultusmini­ster einen solchen Pranger ablehnen und dass Schüler nicht zum Anschwärze­n ihrer Lehrer aufgerufen werden sollten“, sagte Silberbach.

Der Deutsche Lehrerverb­and verurteilt­e das Vorgehen der AfD scharf. „Da wird der Eindruck erweckt, als mache ein nennenswer­ter Anteil von Lehrkräfte­n Stimmung gegen die AfD. Da wird ein Problem suggeriert, das nicht vorhanden ist“, sagte dessen Vorsitzend­er, Heinz-Peter Meidinger. Die AfD rufe zur Denunziati­on in einem Portal auf, in dem man sich anonym eintragen und Lehrkräfte ohne jeden Nachweis beschuldig­en könne. „Das halten wir rechtlich für bedenklich.“

Meidinger nannte die Strategie der AfD durchsicht­ig. Sie stilisiere sich in der Opferrolle – als eine von den Schulen verfolgte Partei. Die Resonanz auf das Portal sieht Meidinger freilich als Misserfolg für die AfD: „Der Schuss ist nach hinten losgegange­n.“In Hamburg werde die Plattform mit zu 90 Prozent satirische­n Beiträgen geflutet.

Auch der Deutsche Gewerkscha­ftsbund und die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft kritisiert­en den AfD-Vorstoß. Eine solche „Denunziant­en-Homepage“ziele auf die Instrument­alisierung von Schülern für parteipoli­tische Zwecke ab.

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