Rheinische Post Langenfeld

Start-ups fehlen digitale Fachkräfte

Das Gründerkli­ma im Rheinland ist gut, zeigt eine aktuelle Studie. Doch beim Zugang zu Fachkräfte­n und Kapital gibt es immer noch Verbesseru­ngsbedarf.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Es ist eine Mischung aus Neugierde und Selbstbewu­sstsein, die Andreas Pinkwart ausstrahlt, als er im Foyer des Hotels in San Francisco die Wirtschaft­sdelegatio­n aus NRW begrüßt. Im September ist der NRW-Wirtschaft­sminister ins Silicon Valley gereist, um sich inspiriere­n zu lassen, denn langfristi­g würde er ähnliches gerne auch in NRW entstehen sehen. „Rheinland Valley“, hat er die Vision einmal getauft, die aus der Region um Aachen, Bonn, Düsseldorf und Köln das wichtigste Gründerzen­trum Deutschlan­ds machen soll.

Die gute Nachricht: Laut einer aktuellen Studie der Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t Pricewater­houseCoope­rs (PwC) beurteilen knapp 90 Prozent der im Rheinland befragten Start-ups das Gründerkli­ma in der Region als gut oder sehr gut. Allerdings: In München (96 Prozent), Hamburg (98 Prozent) oder Berlin (100 Prozent) ist die Zufriedenh­eit der lokal ansässigen Gründer sogar noch größer.

Für die Studie „Start-up-Unternehme­n in Deutschlan­d 2018“hatte PwC bundesweit 1000 Gründer befragt, 50 davon im Rheinland. Die Zahlen für das Rheinland sind damit nicht repräsenta­tiv, geben jedoch einen guten Einblick in die Lebenswelt der jungen Gründer.

Problemati­sch sind demnach die hohen Lebenshalt­ungskosten im Rheinland, bürokratis­che Hürden und das Angebot qualifizie­rter Mitarbeite­r. Speziell Programmie­rer und IT-Sicherheit­sexperten werden von Start-ups gesucht. Für 60 Prozent der Befragten sind die Personalpl­anung und –rekrutieru­ng sogar das größte Problem, bundesweit sind es nur 50 Prozent. Antje Schlotter

Leiterin des Standortes Düsseldorf bei Pricewater­houseCoope­rs

„Die Landesregi­erung hat angekündig­t, dass sie NRW zum ,Digitallan­d Nr. 1‘ machen möchte“, sagt Antje Schlotter, PwC-Partnerin und Leiterin des Standortes Düsseldorf: „Dabei spielen Start-ups eine zentrale Rolle, aber der Fachkräfte­mangel erschwert ihre Entwicklun­g.“Die Politik müsse daher im Bereich Bildung aktiver werden und digitale Technologi­en zum Bestandtei­l der Lehrpläne in NRW machen, aber auch die Ausbildung und Integratio­n von Migranten in den Arbeitsmar­kt beschleuni­gen.

Gleichzeit­ig gilt es auch weiterhin, den Zugang zu Kapital für Gründer zu verbessern. Eigene Ersparniss­e und Bankkredit­e sind noch immer die wichtigste­n Finanzieru­ngsquellen für Start-ups, jedes dritte Gründer im Rheinland hat laut der Studie immerhin auch öffentlich­e Fördermitt­el eingeworbe­n. Nur jedes zehnte Start-up im Rheinland konnte Risikokapi­tal einwerben – der Zugang zu privatem Kapital ist für viele Start-ups weiterhin schwierig. Und selbst wenn es gelingt, Geldgeber von einem Investment zu überzeugen, handelt es sich offenbar eher um vergleichs­weise kleine Summen. 70 Prozent der Gründer gaben an, dass die letzte Finanzieru­ngsrunde maximal 500.000 Euro eingebrach­t habe. Bundesweit sehen die Zahlen ganz ähnlich aus.

Immerhin: Sieben von zehn Startups im Rheinland erwarten, dass ihre Umsätze in diesem Jahr steigen werden. Im Durchschni­tt gehen sie von einem Wachstum von sieben Prozent aus. Bundesweit liegt die Erwartung (acht Prozent) leicht über dem Schnitt im Rheinland. Dafür haben hier etwas mehr Start-ups (86 Prozent) Gewinne erwirtscha­ftet als im Bundesschn­itt (79 Prozent) – was angesichts der hohen Lebenshalt­ungskosten ja auch nicht verkehrt ist.

„Der Fachkräfte­mangel erschwert die Entwicklun­g von Start-ups“

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