Rheinische Post Langenfeld

Schon wieder Risse in den U-Bahn-Wagen

Nächstes Problem bei der Rheinbahn: In 49 U-Bahn-Wagen wurden Schäden gefunden. Naht das Aus für Vorstandsc­hef Clausecker?

- VON ARNE LIEB

Die Probleme bei der Rheinbahn nehmen kein Ende. Wenige Tage, nachdem der Fehler bei der Bestellung der neuen Fahrzeuge bekannt wurde, muss das Unternehme­n Probleme mit dem Großteil seiner U-Bahn-Wagen einräumen. In 49 der 91 Alu-Bahnen vom Typ B80 wurden Risse in der Seitenwand festgestel­lt. Es handelt sich um die rot-weißen Bahnen aus den 1980er Jahren, die auf allen Linien außer der Wehrhahn-Linie unterwegs sind.

Bis jetzt wurde nur ein Fahrzeug aus dem Verkehr gezogen, die anderen werden überwacht. „Niemand kann sagen, wie schnell die Risse größer werden“, sagt Sprecher Georg Schumacher. Sie sind einige Zentimeter lang. Eine Gefahr für Fahrgäste bestehe nicht. Es handelt sich um dieselben Fahrzeuge, an denen vor anderthalb Jahren Risse im Boden gefunden worden waren.

Dass die Bahnen in die Jahre gekommen sind, ist bekannt. Der Aufsichtsr­at hatte kürzlich zugestimmt, dass sie nicht mehr generalübe­rholt, sondern durch neue Fahrzeuge ersetzt werden. Die Bestellung ist aber noch nicht erfolgt. Das bedeutet, dass sie noch auf Jahre das Herzstück der U-Bahn-Flotte bilden. Da die Rheinbahn wenig Reserven im

Fuhrpark hat, drohen noch mehr Lücken im Linienbetr­ieb.

Dabei steht das Unternehme­n ohnehin wegen Ausfällen und enttäusche­nden Fahrgastza­hlen in der Kritik. Als ein Grund gilt ein Mangel an Fahrern, Insider berichten aber auch von Problemen in der Werkstatt. Weil sich Reparature­n verzögerte­n, fielen Fahrten aus. Die Stimmung in der Belegschaf­t ist schlecht. Dazu kommt, dass Vorstandsc­hef Michael Clausecker weit von seinen Wachstumsz­ielen entfernt bleibt. Für Kopfschütt­eln sorgte zudem die Nachricht, dass die Rheinbahn bei der Ausschreib­ung übersehen hat, dass die neuen U-Bahnen zu breit für den Tunnel in der Nachbarsta­dt Duisburg sind.

Für den erst 2016 gestartete­n Vorstandsc­hef Clausecker könnte es jetzt eng werden. Wie aus Aufsichtsr­atskreisen zu hören ist, will CDU-Politiker Andreas Hartnigk den Präsidiala­usschuss einberufen lassen und beantragen, dass Clausecker­s 2020 auslaufend­er Vertrag nicht verlängert wird. Dies könnte der erste Schritt zu einer Abberufung sein. Ein Großteil der Arbeitnehm­ervertrete­r dürfte in der Aufsichtsr­atssitzung am 31. Oktober den Schritt mittragen. Auch das Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP kritisiert Clausecker massiv. Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD), der Vorsitzend­e des Aufsichtsr­ats, hatte sich bislang hinter ihn gestellt.

Für weiteren Ärger sorgt, dass sich einige Aufsichtsr­äte über die jüngsten Probleme zu spät informiert fühlen. Sie hatten erst durch Anrufe von Journalist­en am Wochenende von den zu breiten Bahnen erfahren. Clausecker informiert­e sie erst am Dienstag per E-Mail und sprach zugleich die Risse an. Er sieht sich als Opfer einer Kampagne. Clausecker schreibt in der E-Mail: „Es ist damit zu rechnen, dass die von interessie­rten Personen getriebene öffentlich­e Diskussion um meine Person anhält.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Zahlreiche Stadtbahne­n vom Typ B80 weisen Risse auf, einige werden besonders eng überwacht.

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