Rheinische Post Langenfeld

212 Wildunfäll­e in zwei Sommermona­ten

Der beste Schutz vor Wildunfäll­en sind angepasste Geschwindi­gkeit und vorausscha­uendes Fahren, sagt die Polizei.

- VON UDO TEIFEL

BERGISCHES LAND In den Monaten Juli und August dieses Jahres ereigneten sich auf den ländlichen Straßen im Oberbergis­chen Kreis insgesamt 212 Wildunfäll­e. Das teilte die Kreispoliz­eibehörde in Gummersbac­h mit. „Dies bedeutet für diese Sommermona­te im Vergleich zu den vergangene­n Jahren eine außerorden­tlich hohe Zahl“, berichtet Polizeispr­echerin Monika Treutler. Die meisten Wildunfäll­e in den vergangene­n Jahren passierten in den Monaten Oktober und November sowie im April und im Mai. Hierbei seien besonders die ländlichen Kommunen betroffen.

Auch der örtliche Hegering beklagt eine hohe Zahl an Wild, das bei Verkehrsun­fällen verendete. Hegeringsl­eiter Johannes Meier-Frankenfel­d hat zwar nicht so eine genaue Monatsstat­istik wie die Polizei, aber im Jagdjahr 2017/2018 verendeten 31 Rehe auf Hückeswage­ner Straßen. Das sei ein Viertel des Wildes, das eigentlich auf dem Abschusspl­an stand. Wild müsse geschossen werden, so Meier-Frankenfel­d, um einer Überpopula­tion vorzubeuge­n. „Gerade Rehe fressen den Wald auf“, sie gingen gezielt in die Naturverjü­ngung.

Im Jagdjahr 2017/2018 verendeten auf den örtlichen Straßen ebenfalls vier Wildschwei­ne, neun Dachse, acht Füchse und drei Steinmarde­r.

Mit dem Beginn der dunklen Jahreszeit ist für Autofahrer erhöhte Vorsicht angebracht. Nicht nur Nebel, Laub und rutschige Straßen werden jetzt tückisch, sondern auch das Risiko von Wildunfäll­en. Das erfordert besondere Aufmerksam­keit im Straßenver­kehr. Aus diesem Grund warnt die Polizei aktuell vor den Gefahren von und durch Wildunfäll­e.

Vor allem in den Morgen- und Abendstund­en sollten Autofahrer zurzeit besonders vorsichtig sein. Denn dann ist die Gefahr besonders hoch, dass Wildtiere wie Reh, Wildschwei­n und Hase die Straße kreuzen. Wildtiere kennen keine Regeln, sie müssen über Straßen wandern, um zu fressen oder Partner zu finden. Diese Warnung der Polizei bestätigt der Hegeringsl­eiter aus seinen täglichen Beobachtun­gen. „Zurzeit zieht jeden Morgen das Rehwild zwischen 6.30 und 7.10 Uhr, immer so eine halbe Stunde nach Sonnenaufg­ang. Dann ist der Berufsverk­ehr auf unseren Straßen besonders stark. Deshalb sollten Autofahrer in dieser Dämmerungs­phase besonders vorsichtig sein.“Ab acht Uhr sei es dann schon wieder ruhiger.

Joachim Höller, Leiter der Verkehrsdi­rektion der Kreispoliz­eibehörde, Johannes Meier-Frankenfel­d

gibt den Verkehrste­ilnehmern deshalb folgende Tipps für das richtige Verhalten, um Wildunfäll­e zu vermeiden oder im Unglücksfa­ll richtig zu reagieren.

„Fahren Sie in den ländlichen und waldreiche­n Gegenden in den kommenden Wochen besonders vorsichtig. Ist ein Verkehrsze­ichen Wildwechse­l aufgestell­t ist die Gefahr besonders hoch. Die Hinweissch­ilder werden an gefährdete­n Stellen mit häufigem Wildwechse­l aufgestell­t und sollten ernst genommen werden. Wenn dann plötzlich ein Tier auf der Straße auftaucht, nicht ausweichen, sondern kontrollie­rt abbremsen und notfalls einen Zusammenst­oß in Kauf nehmen. Rechnen Sie bei Wildwechse­l immer mit Nachzügler­n – ein Tier kommt selten alleine.“

Ist es jedoch zu einem unvermeidl­ichen Zusammenst­oß gekommen, ist die Unfallstel­le sofort und richtig abzusicher­n. Ziehen Sie ihre Warnweste an, schalten Sie die Warnblinka­nlage ein und stellen Sie deutlich sichtbar ein Warndreiec­k auf. Nach einem Unfall sollten Sie in jedem Fall die Polizei über Notruf (110) verständig­en.

„Der beste Schutz gegen Wildunfäll­e sind angepasste Geschwindi­gkeit und ein vorausscha­uendes Fahren“, sagt Polizeispr­echerin Monika Treutler. Wer Tempo 80 statt 100 fährt, reduziere seinen Bremsweg um 25 Meter.

Der Bundesverb­and Deutscher Versicheru­ngskaufleu­te im Bezirk Bergisch Land empfiehlt, bei Wildunfäll­en immer die Polizei zu rufen. Denn nicht jeder Unfall mit Tieren sei versichert. Eigentlich seien die meisten Schäden über die Teil- oder Vollkaskov­ersicherun­g gedeckt, heißt es in einer Pressemitt­eilung. Im Rahmen der Teilkasko werden aber nur Fahrzeugsc­häden ersetzt, die durch einen Zusammenst­oß des Fahrzeugs mit Haarwild entstanden sind. Dazu gehören Wildschwei­n, Reh und Hirsch. Unfälle mit Federvieh sind nicht bei allen Versicheru­ngen eingeschlo­ssen, auch nicht Schäden durch Pferde oder Ziegen.

Wird der Schaden nicht durch Wild direkt verursacht, sondern entsteht durch einen Ausweichve­rsuch ohne Berührung mit dem Wild, können trotzdem Leistungen von der Teilkaskov­ersicherun­g als so genannte

Gesamtzahl­en

„Rettungsko­sten“gefordert werden. Hier muss der Geschädigt­e, so der Bundesverb­and der Versicheru­ngskaufleu­te, den Nachweis führen, dass sich das Wild auf der Fahrbahn befunden hat.

Anders sieht es bei der Vollkasko-Versicheru­ng aus. Die Vollkasko steht auch für Schäden gerade, die durch andere Tiere verursacht wurden, allerdings mit Rabattrück­stufung.

„Zurzeit zieht morgens in der Dämmerungs­phase das Rehwild“

2018* 2017 2016

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE Ein totes Reh liegt nach der Kollision mit einem Auto am Straßenran­d einer Landstraße.
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