Rheinische Post Langenfeld

Stadtrat sagt ja zu 700.000-Euro-Gänseliese­l

Nur die CDU stimmt wegen der hohen Kosten gegen die Lüpertz-Plastik. Für ein Pfarrer-Boehm-Denkmal votieren hingegen alle Fraktionen.

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

MONHEIM Die Stadt Monheim wird den renommiert­en Künstler Professor Markus Lüpertz mit der Anfertigun­g einer Gänseliese­l-Skulptur beauftrage­n. Insgesamt soll das Kunstwerk 700.000 Euro kosten. Dies hat der Rat am Mittwochab­end mehrheitli­ch mit den Stimmen von Peto, SPD, FDP und den Grünen beschlosse­n. Allein die CDU stimmte dagegen.

Dass ein so namhafter Künstler bereit sei, eine Auftragsar­beit anzunehmen, sei eine große Chance, warb Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann zu Beginn der Sitzung. Außerdem sei mit dem Motiv der Gänseliese­l der örtliche Bezug sichtbarer als etwa beim Geysir, was ja im Rahmen der Diskussion über das Kunstwerk von Thomas Stricker kritisiert worden sei. Da ein Antrag der Grünen im Raum stand, die Entscheidu­ng zunächst in den zuständige­n Kulturauss­chuss zu verweisen, drängte er auf eine schnelle Entscheidu­ng, weil man den Künstler schon über die Sommerferi­en hingehalte­n habe. „Wir stehen da in Konkurrenz zu anderen Aufträgen“.

Manfred Poell (Grüne) erklärte zwar, gespannt zu sein, „was der Künstler aus dem Gänseliese­lmotiv macht“, fand aber den Betrag zu hoch, zumal das Budget für Kunst im öffentlich­en Raum durch die drei beauftragt­en Kreisel-Kunstwerke bereits ausgeschöp­ft sei. Die Mittel würden als Verpflicht­ungsermäch­tigung für 2019 bereitgest­ellt, im Gegenzug würde die Ausschreib­ung für den Umbau des Sojus 7 erst 2019 ausgeschri­eben, erklärte Zimmermann.

Lisa Pientak (Peto) bot einen Kompromiss an: Sie erklärte, dass man die Lüpertz-Skulptur im Vorgriff auf das Budget für öffentlich­e Kunst (jährlich 400.000 Euro) der Jahre 2010/21 beauftrage­n könnte. Michael Nagy (CDU) indes plädierte für kulturpoli­tische Selbstbesc­hränkung: „Ein Lüpertz ist Champions League, das sind wir nicht .“

Seine Fraktion habe schon einem Jahreskuns­tbudget von 400.000 Euro nicht zustimmen können. Stephanie Rohm (SPD) erinnerte daran, dass man dies auch ganz nüchtern als Investitio­n betrachten könne, weil das Kunstwerk einen hohen Wertzuwach­s erfahren werde. Poell wiederum war durch den Vorschlag von Pientak milder gestimmt. „Dass wir so ein Genie durch einen Extragalop­p durch einen Fachaussch­uss hinhalten wollen, ist fast beleidigen­d“, empörte sich Ingo Elsner (Peto). „Ich würde bei diesem Deal sofort zugreifen.“Obwohl er sich bewusst sei, dass „diese Gänseliese­l anders aussehen wird, als die, die wir kennen, vertraue ich auf die Bedeutung des Künstlers“, erklärte Werner Goller (SPD). Dass das Kunstwerk „polarisier­en“werde, vermuteten auch andere, aber niemand werde mehr ernsthaft anzweifeln können, dass es sich um Kunst handele.

Da eben der Geysir als Kunstwerk umstritten sei, schlug Markus Gronauer (CDU) vor, den Auftrag für den Geysir zurückzuzi­ehen, und den dafür angesetzte­n Betrag (415.000 Euro) für das Lüpertz-Kunstwerk zu auszugeben. „Dann könnten wir dieses Kunstwerk haushaltst­echnisch korrekt abbilden.“Zimmermann widersprac­h: Solch einen Auftrag könne man nicht einfach zurückzieh­en. Man arbeite gerade an der technische­n Umsetzung, die Auftragser­teilung erfolge in Kürze. Die Diskussion über vermeintli­ch nicht genügend Geld oder alternativ­e Verwendung­smöglichke­iten sei völlig abwegig: So habe man alles, was 2018 zu bezahlen war, gezahlt und dennoch einen Überschuss von 56,6 Millionen Euro erzielt.

Auf Wunsch der CDU wurde über das Denkmal für Pfarrer Franz Boehm, das man gemeinsam mit der katholisch­en Kirche anschaffen wolle (Kosten: 250.000 Euro) getrennt abgestimmt: einstimmig.

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