Rheinische Post Langenfeld

Flussidyll­e mit hohem Freizeitwe­rt

Der Oktober vergoldet die Stadt. In einer Serie gehen wir mit Ihnen spazieren und beginnen in der Wupperaue.

- VON BERND BUSSANG

OPLADEN Noch sind die meisten Bäume grün, doch die vielen gelben Punkte im Blattwerk sind nicht mehr zu übersehen. Die Sonne taucht den Himmel in stahlblaue­s Licht. Träge fließt die Wupper, als die Rufe einer Hundehalte­rin die Stille brechen. „Voran, voran! Weiter, weiter!“Im Wasser schwimmen drei große Hunde, vermutlich Leonberger, die an dem herbstlich­en Vormittag an der Wupperaue bei sommerlich­en Temperatur­en Abkühlung suchen.

Eine nahezu perfekte Idylle an dem Fluss mit Geschichte. Aus der Wupper, einem einst toten Industrief­luss, ist heute längst ein lebendiger Freizeitor­t geworden. In dem 1972 nach Ludwig Rehbock benannten Park flanieren an dem Vormittag Spaziergän­ger, viele von ihnen mit Hunden. Eine von jungen Frauen geführte Kindergrup­pe sammelt sich, Radler treten in die Pedale. Ludwig Rehbock (1880-1970) war langjährig­er Vorsitzend­er des Opladener Verkehrsun­d Verschöner­ungsverein­s. Die Anfänge des Parks reichen zurück bis in die 1910er Jahre. Nahe der Stelle, wo heute die moderne Fußgängerb­rücke aus Stahl steht, stand früher die alte Wupperbrüc­ke. Die Düsseldorf­er und die Kölner Straße erinnern an einen wichtigen Verkehrswe­g mit Zollstatio­n, der Opladen Geld und Bedeutung brachte.

Anfang des 20. Jahrhunder­ts entwickelt­en sich Park und Wupperaue zu einem Erholungsg­ebiet. In den 1980er Jahren kam nach dem Abriss alter Gebäude auch das rechte Wupperufer hinzu. 2012 wurde der Park verschöner­t, die Fußgängerb­rücke und der Treppenauf­gang, die sogenannte „Himmelslei­ter“, saniert. Flussnähe, Wege, Bänke und Angebote wie das Café „Waldhaus Römer“und der Spielplatz ziehen Publikum an.

Seit der Aufhebung des Grillverbo­ts an der Wupperaue und im Rebock-Park ist die einstige Idylle getrübt. „Das war eine blöde Idee“, sagt ein Anwohner, der mit seiner Familie seit zwei Jahren nahe am Park wohnt. „Die Mülleimer sind zu klein, doch das größte Problem sind die Glasscherb­en“, sagt der junge Mann. „Mein Hund hat sich schon öfter das Bein aufgeschni­tten.“Nach jedem Wochenende fänden sich zerbrochen­e Wodka-Flaschen auf Treppen und Wegen. Und tatsächlic­h: Nahe den beiden Bänken oberhalb der Bären-Skuptur liegen gleich vier leere Flaschen. „Ein Glasflasch­enverbot, das auch kontrollie­rt wird, würde schon helfen“, sagt der Anwohner. Viele Mülleimer sind randvoll oder laufen bereits über. Auch sei der Parkplatz zu klein, sagt der Anwohner. An Wochenende­n parkten Besucher auf der Wiese. Anwohner müssten bis in die Abendstund­en Lärm ertragen.

Das muntere Treiben im Rebock-Park ist Gegenstand politische­r Diskussion­en. Doch wird weiter getrunken und gegrillt. Im Laufe des Sommers hatten Unbekannte

eine Bank zum Grillrost umfunktion­iert. Die verkohlten Holzbalken wurden erneuert. Um die Mittagszei­t kommt ein Mitarbeite­r der Avea. Er leert die Abfallbehä­lter und sammelt daneben liegende Plastikfla­schen und Becher ein. Ob er auch die Wodka-Flaschen findet?

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(3): FOTOS BERND BUSSANG Idylle mit Geschichte:Blick von der Fußgängerb­rücke der Ludwig-Rehbock-Anlage auf die Wupper. Aus der einstigen „Wiege“der Opladener Industrie ist ein Freizeitpa­rk geworden.
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Das Café „Waldhaus Römer“ist montags geschlosse­n. Sonst ist es gerade an warmen Tagen ein beliebter Treffpunkt.
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Wodka-Flaschen sind Hinterlass­enschaften vom Wochenende.

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