Rheinische Post Langenfeld

Göttlicher Mythos – modern verpackt

Das Stück „Ecce Prometheus“von Theatermac­her Peter Radtke feierte am Sonntagabe­nd Premiere.

- VON TOBIAS FALKE

LEVERKUSEN „Wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, kann man nicht mehr fallen.“Diese Aussage war elementar für das Theaterstü­ck „Ecce Prometheus“von Theatermac­her Peter Radtke (wir berichtete­n). Dem Stück, das am Sonntag im Erholungsh­aus Premiere feierte, gelang eine moderne Sichtweise auf den Mythos Prometheus. Und so ist die griechisch­e Sage der rote Faden im Stück, das durch Aussagen wie „Freiwillig­es Leid ist für keinen zu packen“oder „In der Demokratie hat selbst die Demokratie Grenzen“zum Nachdenken anregte.

Das schlichte Bühnenbild – zu sehen ist einzig Prometheus (Jan Dziobek), gefesselt an ein Krankenhau­sbett – lenkte den Fokus auf die Dialoge bzw. mitunter langen Monologe. Im Hintergrun­d war erst ab der zweiten Hälfte des Stücks die Skyline der Industrial­isierung abgedruckt. Dies ist gewollt, denn Peter Radtke versucht mit Prometheus zu verdeutlic­hen: „Nicht alles, was zunächst als Segen gilt, ist schlussend­lich wirklich von reinem Nutzen.“Und so hätte die Industrial­isierung, wie Prometheus Feuer, auch viel Leid über Menschheit und Natur gebracht. Immer wieder kommen der Machtgott Kratos und seine Schwester, die Gewaltgött­in Bia bei Prometheus vorbei, um ihn weiter und weiter zu quälen.

Herrlich spielt dabei Michael Becker einen homosexuel­len Gott, der diabolisch Prometheus leiden sehen will. „Ohne Götter gibt es kein Kollektiv“, wird schlussend­lich festgestel­lt. Doch diesem Vorurteil wird schnell entgegenge­setzt. Denn es ist Alkmene (Laura Becker), die sich in Prometheus verliebt, mit ihm Herakles (Yazn Alnagdali) zeugt, der viele Jahre später seinen Vater befreit. Der Mensch sei es schließlic­h selbst, der mit seinem Willen die Welt verändern kann.

Die Farce wurde vom Publikum positiv aufgenomme­n. Zum Lachen war ihm dennoch nicht oft zu Mute, zu ernst war das Thema. Dennoch gelang es Radtke , gesellscha­ftliche Fragestell­ungen in den alten griechisch­en Mythos zu packen und dem Zuschauer eine Interpreta­tionshilfe mit auf den Weg zu geben.

Peter Radtke ist einer der ersten Schauspiel­er Deutschlan­ds, der trotz seiner Behinderun­g, der Glasknoche­nkrankheit, auf der Bühne stand. Das war in den 1970er Jahren und rührte die Presseland­schaft mächtig auf. Der damalige Tenor: Darf Theater das dem Zuschauer zumuten? Mit Jan Dziobek in der Hauptrolle des Prometheus stand ein weiterer Akteur, der im Rollstuhl sitzt, im Fokus. Doch 30 Jahre nach Radtkes Theaterdeb­ut ist die Gesellscha­ft offener – anders sein spielt keine Rolle mehr. Im Gegenteil: Es fasziniert. Und so war es fast schon logisch, dass das Publikum viel Applaus spendete.

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FOTO: RALPH MATZERATH Die Farce kam gut an beim Publikum. Dennoch war ihm nicht oft zum Lachen zu Mute – zu ernst war das Thema.

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