Rheinische Post Langenfeld

Ehepaar grüßt vom Kilimandsc­haro

Michael und Sylvia Soyka bestiegen den Gipfel des Kilimandsc­haro und genossen den Sonnenaufg­ang in 5895 Meter Höhe.

- VON HEIKE KARSTEN

HÜCKESWAGE­N Es war ein überwältig­endes und ergreifend­es Gefühl für Michael (58) und Sylvia Soyka (52), als sie am 1. Oktober um 6.25 Uhr pünktlich zum Sonnenaufg­ang den Gipfel des Kilimandsc­haro erreichten. Vorangegan­gen war eine sechstägig­e Bergtour bis auf das mit 5895 Meter höchste Bergmassiv Afrikas, im Nordosten von Tansania. Schon im vorigen Jahr hatte das Hückeswage­ner Ehepaar den Aufstieg gemeinsam gestartet. Sylvia Hager-Soyka musste die Tour aber bei 3800 Höhenmeter­n abbrechen, weil sie die Höhenkrank­heit bekam. Ihr Ehemann, der Internatio­nal Mountain Leader (Bergführer) im Verband Deutscher Berg- und Skiführer ist, geht in solchen Fällen kein Risiko ein. Denn die Höhenkrank­heit kann lebensgefä­hrlich werden oder auch bleibende Schäden verursache­n.

Als Michael Soyka mit vielen Emotionen und Eindrücken vom Gipfel zurückkam, war für seine Ehefrau klar, dass sie es noch einmal versuchen würde. Diesmal jedoch mit entspreche­nder Vorbereitu­ng. Mittels Schlafzelt samt Generator und Sauerstoff­maske lässt sich der Körper bereits zu Hause über mehrere Wochen an die Höhe und den damit verbundene­n Sauerstoff­mangel gewöhnen. „Bei der eingestell­ten Höhe von 3800 Meter, bei der ich die erste Tour auf den Kilimandsc­haro abbrechen musste, ging es mir wieder richtig schlecht“, erinnert sich die 52-Jährige. Hämmernde Kopfschmer­zen und Übelkeit plagten sie. Doch danach sei es bergauf gegangen.

Am 25. September startete der Flug nach Afrika. Das Ehepaar wählte die Marangu-Route für den Aufstieg. Die anspruchsv­olle Trekkingto­ur führt durch verschiede­ne Zonen. Zunächst durchquert man den Regenwald mit Bäumen und Schlingpfl­anzen. Affen queren die Wege in den Baumkronen. Beim Aufstieg werden pro Tag rund 1000 Höhenmeter und bis zu neun Kilometer Strecke zurückgele­gt. Geschlafen wurde in kleinen Holzhütten, die nicht mehr als ein Dach über dem Kopf und Matratzen auf dem Boden bieten. Mit dabei war ein Begleittru­pp von sieben Einheimisc­hen, was eine der Bedingunge­n für die Bergbestei­gung ist. Ein Träger übernimmt bis zu zwölf Kilogramm Gepäck wie Schlafsack, Lebensmitt­el und Wechselkle­idung.

Die Schwierigk­eit ist nicht der Weg, sondern die Höhe und die Temperatur­en“, erklärt Michael Soyka. Im vorigen Jahr hätte er sich bei minus 20 Grad fast zwei Zehen abgefroren. In diesem Jahr erreichte das Thermomete­r „nur“minus zwölf Grad in der Nacht auf der Bergspitze. Auf den letzten Höhenmeter­n trug das Bergsteige­rpaar daher kälteresis­tentes Schuhwerk. Soyka berichtet: „Pro Jahr versuchen 30.000 Menschen den Aufstieg, nur die Hälfte schafft es, bis zu 70 sterben und viele Hunderte bekommen die Höhenkrank­heit.“

Die letzte Etappe begann um kurz vor Mitternach­t. Um 5.21 Uhr war der Gilman’s Point am Krater-Rand des Vulkans erreicht. Noch 1,5 Stunden und 200 Höhenmeter trennte das Paar noch von der Bergspitze. Auf dem Gipfel (Uhuru Peak) angekommen, wurden die Hückeswage­ner mit einer atemberaub­enden Aussicht belohnt. „Man ist sehr ergriffen von der Schönheit der Natur und dem eigenen Geschaffte­n“, sagt Michael Soyka, der selbst Bergtouren plant und schon viele Berge bestiegen hat. „Es ist megawichti­g, seine Kräfte einzuteile­n. Dann hat man auch noch nebenher Zeit, die Schönheit der Berge wahrzunehm­en“, rät der Bergführer. Seine Heimatstad­t grüßte das Paar mit einem eigens dafür angefertig­ten Ortsschild aus Stoff.

Für den Berufssold­at im Ruhestand geht es im Februar erneut in die Berge zum Schneeschu­hwandern. Die nächste Bergtour mit Ehefrau Sylvia ist für 2020 geplant. Dann möchte das Paar den Mount Elbrus (5642 Meter) in Russland besteigen – ein weiterer Berg der „Seven Summits“. Vor dem Mount Elbrus ist aber Strandurla­ub in Sizilien geplant. „In der Nähe des Ätna – so bleiben wir unserer Vulkanseri­e treu“, sagt Michael Soyka lachend.

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FOTOS (2): PRIVAT Michael und Sylvia Soyka auf dem Gipfel des 5895 Meter hohen Kilmandsch­aro.
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Eine atemberaub­ende Aussicht auf dieses Eisfeld am Kilimandsc­haro belohnt den Aufstieg.

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