Rheinische Post Langenfeld

Stadt versteiger­t heute Fundsachen

Auf dem Monheimer Eierplatz kommen ab 14 Uhr gut 100 Sachen untern Hammer, Fahrräder vor allem, aber auch Schmuck und Werkzeug.

- VON THOMAS GUTMANN

MONHEIM/LANGENFELD Wer sich heute zum Monheimer Eierplatz bringen lässt und noch noch nicht weiß, wie er wieder nach Hause kommen soll, für den hat Marc Steven einen Tipp parat: Einfach mitsteiger­n und ein Fahrrad abgreifen. „70 kommen ab 14 Uhr unter den Hammer“, sagt der Chef des Bürgerbüro­s im Rathaus. Und wer es auf dem Rückweg etwas gemächlich­er mag, auch für den ist bei der Fundsachen-Versteiger­ung etwas dabei: „Ich weiß nicht, wie der Vorbesitze­r seinen Weg nach dem Verlust fortgesetz­t hat, aber diesmal wird auch ein Rollator versteiger­t“, verrät Steven.

Einmal im Jahr schart sich auf dem Eierplatz viel Publikum um das Team vom Monheimer Fundbüro. Um mitzubiete­n – oder auch nur um zuzugucken. Hälse recken sich, Kinder sitzen auf den Schultern ihrer Eltern, manch einer klettert auf einen Mülleimer, um einen Blick zu erhaschen auf das, was hinter rot-weißem Flatterban­d zusammenge­karrt wurde: hauptsächl­ich MONHEIM (og) Baumateria­l haben Unbekannte von einer Baustelle am Berliner Ring gestohlen. Die Täter haben im Zeitraum von Freitag, 18.15 Uhr, bis Samstag, 7.10 Uhr, eine Tür zu einem Rohbau aufgebroch­en und aus einem Lagerraum Baumateria­lien in bislang unbekannte­m Wert entwendet. Hinweise nimmt die Polizei in Monheim, Tel. 02173 9594-6350, entgegen. Da die kommenden, dunklen Monaten von Einbrecher­n genutzt werden, um ungesehen in Wohnungen und Häuser einzudring­en gibt die Polizei folgende Ratschläge: Bei Haustüren mit Glasfüllun­g niemals den Schlüssel von innen stecken lassen, Schlüssel nicht draußen verstecken. Bei Verlust: Schloss auswechsel­n. Fahrräder, aber auch Taschen, Schmuck, Werkzeug. Auch Krücken wurden schon versteiger­t, Kindersitz­e oder ein Laptop.

Zu besichtige­n ist die Auktionswa­re in der Regel ab einer Stunde vor dem ersten Aufruf, diesmal also ab 13 Uhr. Neben Schaulusti­gen und Gelegenhei­ts-Schnäppche­njägern finden sich dann auch „Profis“ein: Gebrauchtf­ahrradhänd­ler und Bastler. „Überblick verschaffe­n, Liste machen, persönlich­e Limits für die einzelnen Fahrräder setzen“, erklärt einer dieser Auktionsro­utiniers seinen Standard-Matchplan.

Heute kommen laut Steven rund 100 Fundsachen untern Hammer. Neben Rädern und E-Bikes – „der Schwerpunk­t und meist auch das Wertigste, was versteiger­t wird“– zählen diesmal ein Reisekoffe­r, Schlittsch­uhe und eine Bohrmaschi­ne dazu. „Der Koffer ist aber leer“, sagt der 34-Jährige. Keine Selbstvers­tändlichke­it, denn wer etwa für eine Damenhandt­asche den Zuschlag erhält, erwirbt nicht selten auch den Inhalt mit: Labello-Stift, Tempo-Tücher, Spiegel ... „In den Inhalt einer Fundsache dürfen wir laut Recht nicht eingreifen“, sagt Steven und ergänzt augenzwink­ernd: „Selbst wenn sich ein altes Mettbrötch­en darin befände.“

Rund 200 Gegenständ­e, schätzt der Abteilungs­leiter, werden jährlich im städtische­n Fundbüro, sprich Bürgerbüro, abgegeben. Der ehrliche Finder erwirbt bei der Aufgabe der Fundanzeig­e den Anspruch, das Fundstück zu behalten – falls sich der eigentlich­e Eigentümer nicht binnen eines halben Jahres meldet. „Diesen Anspruch machen aber die wenigsten Finder geltend“, sagt Steven. Noch am ehesten sei dies bei Uhren und Schmuck der Fall. Und bei Geldschein­en. „Ja, auch Geldschein­e werden abgegeben“, versichert der Rathaus-Mann. Aber sie kämen praktisch nie unter den Hammer. Wäre ja auch drollig: „Als nächstes aufgerufen werden 20 Euro. Wir steigen bei 10 Euro ein. Wer bietet 10 Euro für diesen wunderschö­n erhaltenen 20-Euro-Schein?“

Dass Fundsachen an ihren eigentlich­en Eigentümer zurückkehr­en, ist eher selten. Ausnahme: Portemonna­ies. „Da dürfte das bei jedem zweiten der Fall sein“, schätzt Steven. „Der Eigentümer kommt zu uns. Oder wir machen ihn oder sie aufgrund der Dokumente in der Geldbörse ausfindig“, beschreibt Steven diesen „Teil unseres Dienstleis­tungsgedan­kens“. Und was ist mit Smartphone­s? Ja, auch verlorene Handys treiben etliche Monheimer ins Bürgerbüro, bestätigt dessen Leiter. Mobiltelef­one, deren Vorbesitze­r sich nicht melden, kommen ebenfalls unter den Hammer, wenn auch in einem ganz wörtlichen Sinn: „Vom Billighand­y bis zum i-Phone – sie werden verschrott­et“, sagt Steven. „Datenschut­z!“

In puncto Zuschlagss­umme sollten sich die Monheimer an der Spannbreit­e orientiere­n, die bei der letzten Fundsachen-Auktion in Langenfeld im September bilanziert wurde. Bei einem Standard-Startaufru­f von einem Euro wurden 38 Fahrräder für 8 bis 202 Euro versteiger­t. „Alles weg“, sagte anschließe­nd ein zufriedene­r Auktionato­r Fabian Einert. Denn Platz zu schaffen in den Abstellräu­men und Tresoren des Fundbüros, das ist in Langenfeld wie in Monheim praktische­r Hauptzweck der Versteiger­ung. Finanziell einträglic­h ist solche eine Auktion nach Angaben aus den Rathäusern nämlich nicht. Der Aufwand sei insgesamt um ein Vielfaches höher als die Einnahmen.

Unbekannte stehlen teures Baumateria­l am Berliner Ring

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RP-ARCHIVFOTO: MAXIMILIAN LAUFER Wolf-Peter Markus, Vollstreck­ungsbeamte­r der Stadt Monheim, ist der Auktionato­r auf dem Eierplatz.

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