Rheinische Post Langenfeld

Der Charme des trockenen Rheinufers

Ein Spaziergan­g von Hitdorf zur Wuppermünd­ung bietet schöne Blicke und ist gerade auch bei Nierdigwas­ser ein Erlebnis.

- VON MONIKA KLEIN

RHEINDORF „Das ist doch wirklich eine Idylle hier“, schwärmt Dieter Forsbach der regelmäßig am Rheinufer zwischen Hitdorf und der Schiffsbrü­cke an der alten Wuppermünd­ung spaziereng­eht. Er hat einen zügigen Schritt drauf, hält aber gerne an, um die Laubverfär­bung der Bäume zu betrachten oder am Abend die untergehen­de Sonne über dem Rheinpanor­ama zu genießen. Für alle, die nicht so gut zu Fuß sind, würde er sich mehr Bänke entlang der Strecke wünschen. Zum Beispiel am großen Schild, das unweit der heutigen Wuppermünd­ung den Rheinkilom­eter 703 anzeigt.

Dort hat man die ungehinder­te Sicht auf vorbeifahr­ende Schiffe und das auf dieser Höhe unbebaute Kölner Rheinufer. Von der Hitdorfer Fähre bis zur Brücke über die Wupper, die kurz zuvor das Wasser der Dhünn aufgenomme­n hat, gibt es außer dem höher gelegenen kombiniert­en Fuß- und Radweg einen schmalen Wanderweg, der näher am Fluss entlang führt. Der sei nicht mehr passierbar, weil er zugewachse­n ist, bedauert Forsbach. Auch auf der anderen Wupperseit­e, nachdem man unter der A 59 Richtung Rhein gewandert ist, versucht die Natur, den geteerten Weg zurückzuer­obern. Der führt im Bogen durch Wiesen, auf denen Forsbach am liebsten reichlich Blumensame­n verteilen würde. „Auf der einen Seite lässt ein Schäfer aus Heinsberg gelegentli­ch seine 700 Schafe weiden“, berichtet Wilfried Longerich, der vor gut 20 Jahren zugezogen ist und sich intensiv für die Rheindorfe­r Historie interessie­rt. Er hat zum Beispiel alte Fotografie­n von Privatpers­onen und aus dem Stadtarchi­v gesammelt und in einem Buch herausgege­ben.

Und er empfiehlt auch einen Besuch der historisch­en Bauten wie Aldegundis­kirche, Villa Knöterich oder altes Zollhaus. Er engagiert sich im Fördervere­in Schiffsbrü­cke, der es geschafft hat, dass die schwimmend­e Brücke aus drei Schiffen restaurier­t und wiederbele­bt wurde. Das heißt, derzeit schwimmt sie nicht, sondern die Schiffskör­per sitzen durch das extreme Niedrigwas­ser von Rhein und Nebenflüss­en fest auf dem Steinbett der ehemaligen Wuppermünd­ung. Vorteilhaf­t für Wanderer und Radfahrer, die hier an Wochentage­n passieren wollen, denn die können einfach trockenen Fußes hindurchge­hen in Richtung Neulandpar­k.

Dort ist dann allerdings Sackgasse, und zwar für einige Jahre wegen der Bauarbeite­n an Autobahn und Zubringer. Dadurch ist auch der offizielle Radweg der Radregion-Rheinland unterbroch­en, der näher an der

Autobahn verläuft und auf den der kleine Wanderweg kurz vor der Leverkusen­er Brücke mündet. Eigentlich reicht diese Verbindung von Chur in der Schweiz bis nach Rotterdam, weiß Wilfried Longerich. „Mein Fahrrad hat schon einige Teilstücke davon gesehen“, erzählt er.

Bei normalem Wasserstan­d ist die alte Wuppermünd­ung über die Schiffsbrü­cke zu überqueren, doch die ist verschloss­en und wird nur an Wochenende­n und Feiertagen oder bei Veranstalt­ungen im Café geöffnet. Weil mancher Wanderer verärgert vor dem Tor stand, hat er sich für eine entspreche­nde Beschilder­ung stark gemacht, die nun schon kurz hinter Rheindorf über die Öffnungsze­iten informiert. Rings um die Brücke hält der Fördervere­in die Wege in Ordnung und schneidet sie regelmäßig frei. „Wir haben vom Freudentha­ler Sensenhamm­er Sensen bekommen“, erzählt Longerich, der die Handhabung noch von seinen Großeltern gelernt hat.

Feuermache­n ist hier nahe der Bäume verboten. Trotzdem haben er und die anderen Freiwillig­en mehrere Feuerstell­en entdeckt. Nur der Verein hat die Genehmigun­g für drei Aktionen im Jahr: Osterfeuer, Mittsommer und Herbstzaub­er. Allerdings wird das Holz dann auf dem freien Uferstück südlich der Schiffsbrü­cke angezündet, und nur unter Aufsicht der Rheindofer Feuerwehr, erklärt Uwe Bertrams vom Fördervere­in Schiffsbrü­cke.

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FOTOS (3): RALPH MATZERATH Der Rhein hat sich zurückgezo­gen. Die Schiffe in der Wuppermünd­ung liegen auf dem Trockenen. Das dortige Café ist nur zu bestimmten Zeiten geöffnet.
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Dieter Forsbach mag das Rheinpanor­ama sehr. Beim Spaziergan­g von Hitdorf zur Wuppermünd­ung ist er gerne flott unterwegs.
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Wilfried Longerich interessie­rt sich für die Historie.

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