Rheinische Post Langenfeld

Kampfkandi­datur von Kramp-Karrenbaue­r und Spahn

Zwei prominente CDU-Politiker bewerben sich um Merkels Nachfolge an der Parteispit­ze. Auch der frühere Fraktionsc­hef Friedrich Merz steht bereit.

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BERLIN (kib/qua/brö/kd) Die CDU steuert nach dem überrasche­nden Abtritt von Angela Merkel als Vorsitzend­e auf eine historisch­e Kampfabsti­mmung mehrerer aussichtsr­eicher Kandidaten und damit über die künftige Ausrichtun­g der Partei zu. Wer beim Bundespart­eitag Anfang Dezember die Nachfolge Merkels antritt, dürfte auch die nächste Kanzlerkan­didatur übernehmen. Nach Merkels Amtsverzic­ht am Montag in Berlin kündigten CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r und Gesundheit­sminister Jens Spahn umgehend ihre Bewerbung für den Parteivors­itz an. Beide gelten schon länger als Favoriten für die Nachfolge Merkels. Beide gaben am Montag keine öffentlich­en Erklärunge­n ab. Merkel bestätigte jedoch die Kandidatur der beiden, die beim Parteitag in Hamburg antreten wollen.

Auch der frühere Unionsfrak­tionschef und Merkel-Kritiker Friedrich Merz ließ verlauten, dass er für eine Kandidatur bereitstün­de. Damit gäbe es mit Spahn gleich zwei Kandidaten aus NRW. Ministerpr­äsident Armin Laschet, der auch als möglicher Nachfolger Merkels gehandelt wurde, mahnte zum Zusammenha­lt in der Partei an. Zugleich hielt er sich eine eigene Kandidatur offen. „Ich habe deutlich gemacht, dass ich es für wichtig halte, bevor man eine Kandidatur erklärt, erst einmal über Inhalte zu sprechen“, sagte Laschet vor einer CDU-Landesvors­tandssitzu­ng in Düsseldorf. Bei einer Veranstalt­ung am Abend sagte er, man müsse über so eine Entscheidu­ng auch mal „darüber schlafen“. Man müsse für den Bestand der Volksparte­i kämpfen. Es gelte, Wirtschaft­sund Sozialflüg­el, Jung und Alt, Umweltpoli­tik und Wirtschaft zu versöhnen. Laschet kündigte Gespräche mit den Parteivere­inigungen und den Landesverb­änden an, womit er für sich die Rolle als Parteichef-Macher reklamiert­e.

Von den Ereignisse­n am Montag wurde Laschet überrumpel­t. Von einer möglichen Kandidatur von Friedrich Merz wusste Laschet nichts, obwohl er mit ihm erst kürzlich zusammenge­kommen war. Merz ist Brexit-Beauftragt­er der Landesregi­erung. Auch zu Merkels Auftritt erklärte Laschet: „Ich war vollkommen überrascht.“

Die mögliche Kandidatur von Friedrich Merz stieß auf unterschie­dliche Resonanz. In Merz’ Kreisverba­nd ist die Freude groß. Mike Mohring Landesvors­itzender der CDU Thüringen „Er genießt im Hochsauerl­andkreis und darüber hinaus eine hohe Akzeptanz. Er ist bestens geeignet für den Vorsitz. Wir unterstütz­en ihn aus ganzem Herzen“, sagte Kreisvorsi­tzender Matthias Kerkhoff, zugleich parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der CDU-Landtagsfr­aktion. Bundesweit gibt es aber auch Skepsis. Thüringens CDU-Chef Mike Mohring sagte unserer Redaktion: „Ich bin ein Fan von Friedrich Merz. Aber Merz ist Mythos.“

Über ihre personelle und inhaltlich­e Neuaufstel­lung will die CDU bei einer Vorstandsk­lausur am 4. und 5. November in Berlin beraten. Erst danach will sich auch die NRW-CDU in der Kandidaten-Frage positionie­ren, sagte Laschet.

Merkels Entscheidu­ng stieß auf viel Respekt. Parteivize Volker Bouffier, dessen Wahlschlap­pe in Hessen Merkels Schritt ausgelöst hatte, nannte den Entschluss der Kanzlerin „stark, nobel und richtig“. Selbst CSU-Chef Horst Seehofer, den mit Merkel eine tiefe persönlich­e Abneigung verbindet, äußerte sein Bedauern. Es könnte sein, dass Merkels Schritt, sich vom Parteivors­itz zurückzuzi­ehen, auch in der CSU die Dynamik für eine personelle Erneuerung verstärkt.

Während die CDU auf einen Neuanfang mit einem Wettbewerb um den Parteichef-Posten setzt, kündigte die SPD einen Fahrplan für die weitere Regierungs­arbeit an.

„Ich bin ein Fan von Friedrich Merz. Aber Merz ist Mythos“

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