Rheinische Post Langenfeld

„Merz ist Mythos“

Der Thüringer CDU-Chef über Angela Merkels mögliche Nachfolger.

- KRISTINA DUNZ FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Herr Mohring, die CDU-Vorsitzend­e Angela Merkel verzichtet nach 18 Jahren auf eine erneute Kandidatur für den Parteivors­itz. Sie ist die erste der drei angeschlag­enen Parteichef­s der Koalitions­parteien, die Konsequenz­en zieht. Sollten es CSU-Chef Horst Seehofer und die SPD-Vorsitzend­e Andrea Nahles ihr gleichtun?

MOHRING Es steht mir nicht zu, über die Belange von CSU und SPD zu urteilen. Aber der Prozess, wie ihn Angela Merkel souverän gelöst hat, ist beispielha­ft.

In der CDU bewerben sich gleich mehrere Kandidaten um Merkels Nachfolge: Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Jens Spahn und eventuell Friedrich Merz. Für wen sind Sie?

MOHRING Ich bin ein Fan von Friedrich Merz. Aber Merz ist Mythos. Wir haben in der Partei eine neue Lage und eine Chance und sollten in einem klugen Prozess die Spielräume dieser Lage nutzen. Dazu gehört auch abzuwarten, wer sich wirklich um den Parteivors­itz bewirbt.

Und sind Sie für Frau Kramp-Karrenbaue­r oder für Herrn Spahn?

MOHRING Die beiden müssen sich verständig­en, was mit demjenigen passiert, der verliert. Zu einer Neuaufstel­lung gehören auf alle Fälle Kramp-Karrenbaue­r und Spahn dazu. Es wäre ein Verlust für die CDU, wenn einer von beiden nach der Vorstandsw­ahl geschlagen vom Platz gehen müsste.

Wie lange hält jetzt noch die große Koalition im Bund?

MOHRING Ich glaube, dass es bis 2021 klappt. Die SPD kann angesichts ihrer Schwäche kein Interesse an Neuwahlen haben.

Dann hätte Angela Merkel 16 Jahre regiert. Was halten Sie von der JU-Forderung, die Amtszeit auf drei Wahlperiod­en zu begrenzen?

MOHRING Drei Wahlperiod­en hören sich vernünftig an.

2019 ist Landtagswa­hl in Thüringen, wo sehen Sie sich in der „neuen“CDU?

MOHRING Ich möchte ins Präsidium aufrücken und beim Neuaufbau der CDU mithelfen. Es werden drei Plätze frei, über die beim Parteitag entschiede­n wird: Annegret Kramp-Karrenbaue­r gehört nun als Generalsek­retärin dem Gremium an, damit ist ihr vorheriger Platz als Ministerpr­äsidentin frei. Thomas de Maizière verlässt das Präsidium, und Wolfgang Schäuble gehört als Bundestags­präsident nicht mehr dazu. Ich möchte den Rückenwind, den man durch einen Präsidiums­platz bekommen kann, für den Wahlkampf gegen die rotrot-grüne Landesregi­erung in Thüringen nutzen. Es wäre eine Riesenhilf­e, wenn der Bundespart­eitag Michael Kretschmer, der in Sachsen ebenfalls eine Wahl bestreiten muss, und mich unterstütz­en würde – also zwei neue Präsidiums­mitglieder aus Ostdeutsch­land auch mit dem Blick auf die besondere Herausford­erung im Wahlkampf dort.

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FOTO: DPA Mike Mohring, Landesvors­itzender der CDU Thüringen.

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