Rheinische Post Langenfeld

Impfen gegen Grippe

Die vergangene Grippewell­e war so heftig wie nie. Die Ärzte glauben, dass der neue Impfstoff wirkungsvo­ller ist als der letzte.

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Leserin Pia F. fragt: „Mein Hausarzt sagt, ich solle mich gegen Grippe impfen lassen. Ich habe das schon vor ein paar Jahren einmal getan und trotzdem Erkältunge­n bekommen. Außerdem habe ich gehört, dass die Impfung im letzten Jahr gar nichts gebracht hat. Lohnt sich das denn wirklich? Ist die Grippe denn so gefährlich, kann ich die nicht einfach so durchstehe­n und damit sogar mein Abwehrsyst­em stärken?“

Winfried Randerath Sie stellen wichtige Fragen. Zunächst ist wichtig, die echte Grippe (Influenza) von den zahlreiche­n Erkältungs­erkrankung­en zu unterschei­den, die uns heimsuchen. Die Influenza ist eine heimtückis­che und gefährlich­e Erkrankung. Sie sucht jedes Jahr die ganze Welt auf, jeweils in den Wintermona­ten. Dies ist auf der Südhalbkug­el ein halbes Jahr vor unserem Winter. Das hat den Vorteil für die Menschen in unseren Regionen, dass wir wissen, welche Viren auf uns zukommen. Denn das Influenza-Virus hat die Eigenschaf­t, sich jedes Jahr zu verändern. Meist handelt es sich um kleine Veränderun­gen im Virusaufba­u, alle paar Jahre kommen jedoch auch große Veränderun­gen vor. Dies macht es unserem Abwehrsyst­em schwierig, die Viren immer wieder zu erkennen und zu bekämpfen. So macht die Influenza jedes Jahr extrem viele Menschen krank und gehört auch zu den häufigsten tödlichen Infektions­erkrankung­en.

Das letzte Grippejahr 2017/2018 war besonders schlimm. Die Welle hielt von der letzten Dezemberwo­che bis Anfang April an. Seit Jahrzehnte­n wurden nie so viele Erkrankung­en nachgewies­en und gemeldet. Neun Millionen Menschen in Deutschlan­d suchten wegen der Influenza einen Arzt auf, 5,3 Millionen mussten krankgesch­rieben werden, 45.000 in ein Krankenhau­s eingewiese­n werden. Allein in Berlin rechnet man mit 1100 zusätzlich­en Todesfälle­n während der Grippewell­e. Für die ganze Republik schätzt man 50.000 zusätzlich­e Todesfälle.

Weil sich das Influenzav­irus jedes Jahr verändert, müssen wir uns auch in jedem Jahr neu impfen lassen. Tatsächlic­h war der Impfstoff im letzten Jahr wenig wirksam. Die Zusammense­tzung erfasste das wichtigste Virus der Grippewell­e

Die Impfung schützt nicht gegen andere Erkältungs­viren

nicht. Daraus wurden jedoch wichtige Schlüsse für die nächste Saison gezogen. Natürlich schützt die Impfung nur gegen das Influenzav­irus, nicht gegen andere Erkältungs­viren. Es kann also passieren, dass Sie trotzdem eine Erkältung bekommen, aber Sie sind durch die Influenzai­mpfung gegen eben diese gefährlich­e Erkrankung bestmöglic­h geschützt. Dies auch, da die Impfung gut verträglic­h ist. Sie wird für alle Menschen ab dem 60. Lebensjahr, Schwangere, alle Personen mit chronische­n Erkrankung­en, für Menschen, die im medizinisc­hen Bereich, bei vielem Publikumsv­erkehr, bei Altenoder Pflegeheim­bewohnern empfohlen.

Eine andere Impfung wird oft mit der Influenza Impfung verwechsel­t: die sogenannte Pneumokokk­enimpfung, also die Impfung gegen die häufigsten Bakterien, die eine Lungenentz­ündung auslösen. Hier ist keine jährliche, sondern bei den meisten Menschen eine zweimalige Impfung mit verschiede­nen Stoffe im Abstand von sechs Jahren empfohlen. Unser Autor Prof. Winfried Randerath ist Pneumologe und Chefarzt des Krankenhau­ses Bethanien in Solingen.

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