Rheinische Post Langenfeld

Digitalisi­erung macht jeden vierten NRW-Job überflüssi­g

Die Bundesagen­tur fordert deshalb stärkere Anstrengun­gen bei der Qualifizie­rung und Beratung der Beschäftig­ten.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Für ein Viertel aller Beschäftig­ten in NRW wird sich der Arbeitsall­tag wohl radikal ändern. Das legt eine Studie des Instituts für Arbeitsmar­kt und Berufsfors­chung (IAB) in Nordrhein-Westfalen nahe. Demnach könnten schon heute bei 26 Prozent aller sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten des Landes mehr als 70 Prozent ihrer täglichen Aufgaben von einem Algorithmu­s, Roboter oder 3D-Drucker erledigt werden. NRW liegt damit leicht über dem Bundesschn­itt von 25 Prozent.

Die Forscher vom IAB haben sich alle beim Portal Berufenet gelisteten Jobs angeschaut und ihre Tätigkeite­n auf Ersetzbark­eit abgeklopft. Dadurch entsteht ein recht genaues Bild der Lage. Demnach könnten im Bergischen Land, in Gütersloh und in Südwestfal­en zwischen 33,2 und 40,4 Prozent der Jobs überwiegen­d von neuer Technologi­e ausgeführt werden.

Besonders betroffen sind laut IAB-Forscher Frank Bauer Fertigungs­berufe, die sich zu 83,6 Prozent ersetzen ließen, gefolgt von fertigungs­technische­n Berufen wie dem Mechatroni­ker (70,4 Prozent). Doch auch in anderen Branchen ist der Druck immer stärker spürbar: In der Logistik stieg der Anteil der Tätigkeite­n, die sich von Computern oder computerge­steuerten Maschinen erledigen lassen, von 38 Prozent im Jahr 2015 binnen eines Jahres auf 58,1 Prozent. Es sei übrigens ein Trugschlus­s, dass nur Helfer betroffen seien, so Bauer. Auch Fachkräfte-Tätigkeite­n würden ersetzt.

Nicht alles, was technisch möglich ist, werde aber in der Realität umgesetzt, so Bauer. In einigen Fällen werde bewusst auf menschlich­e Arbeit gesetzt – etwa aus ethischen oder rechtliche­n Gründen oder schlicht weil Handarbeit gewünscht sei. Eine Studie des IAB von 2016 habe zudem gezeigt, dass nur die Hälfte der Unternehme­n überhaupt digitale Technologi­en in ihren Betrieben einsetze. Überwiegen­d kleinere Betriebe seien noch zögerlich. „Das schafft Zeit bei der Vorbereitu­ng auf die Herausford­erungen“, so Bauer. Die Chefin der NRW-Regionaldi­rektion der Bundesagen­tur für Arbeit, Christiane Schönefeld, forderte mehr Anstrengun­gen aller Beteiligte­n: „Viele Beschäftig­te müssen keinen völlig neuen Beruf lernen, aber sie müssen in Teilen neu qualifizie­rt werden. Dafür benötigen wir genauso Strukturen wie für eine bessere Beratung.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany