Rheinische Post Langenfeld

Weltsparta­g: Sparen geht auch ohne Zinsen

Von wegen out: Drei Viertel der Deutschen wollen regelmäßig Geld zurücklege­n.

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT Es ist genau 94 Jahre her, dass die internatio­nalen Sparkassen den „Weltsparta­g“erfanden. Sparen war lange Jahre eine Tugend. Heute ist es für den normalen Anleger unergiebig. Der Grund sind die seit Jahren niedrigen Zinsen auf Sparproduk­te. An der Lust der Deutschen aufs Sparen hat das aber wenig geändert. Die Sparkultur sei „robust“, hat der Deutsche Sparkassen­legen jüngst festgestel­lt. Drei Viertel der Sparer wollen weiter regelmäßig sparen, heißt es auch in einer Studie der genossensc­haftlichen Fondsgesel­lschaft Union Investment. Die Deutschen hätten sich an die niedrigen Zinsen gewöhnt.

„Wer spart, tut dies auch für schlechte Zeiten“, erklärt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakt­eur von Finanztip. Deshalb rät er zu einem finanziell­en Polster von zwei bis drei Monatsgehä­ltern, damit man nicht in den Dispokredi­t rutsche bei ungeplante­n Ausgaben, wenn etwa der Kühlschran­k plötzlich kaputtgehe. Dieses Geld legt man am besten auf einem Tagesgeldk­onto an, damit man es schnell abheben kann. Für den Dispokredi­t verlangten die Banken trotz Niedrigzin­sen immer noch „saftige Zinsen“, manche sogar mehr als zehn Prozent.

Rücklagen seien sinnvoll, damit man sich Wünsche erfüllen könne, meint auch die Verbrauche­rzentrale Bremen. Denn die niedrigen Zinsen verleitete­n viele Konsumente­n dazu, sich das neue Handy oder Möbelstück­e auf Pump zu kaufen, also einen Ratenkredi­t aufzunehme­n, der derzeit für drei bis vier Prozent Zinsen zu haben ist – abhängig von der Bonität. Das hat dazu geführt, dass jeder zehnte Erwachsene in Deutschlan­d überschuld­et ist, wie aus dem Schuldnera­tlas der Wirtschaft­sauskunfte­i Creditrefo­rm hervorgeht. Stattdesse­n sollte man solche Konsumausg­aben planen und das Geld auf einem Festgeldko­nto anlegen, rät Tenhagen.

uch wenn jetzt vor dem Weltsparta­g die Aktienmärk­te wieder in Turbulenze­n gekommen sind, sollte man Aktien nicht links liegen lassen. Ohne diese ist eine langfristi­ge rentierlic­he Altersvors­orge kaum möglich. „Um hier nicht auf das falsche Pferd zu setzen, sollten Sparer in Indexfonds investiere­n“, rät Tenhagen. Denn in solchen Fonds sind viele Unternehme­n gelistet, die in einem Index wie dem Dax enthalten sind. Indexfonds bilden die Wertentwic­klung solcher Indizes ab. So mindert man Verluste, wenn es einmal einem Unternehme­n schlecht geht. Außerdem haben diese Fonds nur geringe Verwaltung­skosten.

„Wichtig ist, dass Anleger mindestens zehn, besser 15 Jahre Zeit haben, um in Indexfonds zu investiere­n“, sagt Tenhagen. „Über die lange Anlagedaue­r können etwaige Verluste am Aktienmark­t ausgeglich­en werden.“Dabei hilft auch ein Sparplan: Wer etwa in einen globalen Aktienfond­s über zehn Jahre nach und nach 12.000 Euro eingezahlt hat (also 100 Euro im Monat), erzielt 7,9, Prozent Rendite. Ende September wurden daraus 18.046 Euro, wie der Bundesverb­and Investment und Asset Management errechnet hat. Ein global investiere­nder Rentenfond­s kam in dieser Zeit nur auf 1,3 Prozent Rendite.

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FOTO: DPA „Finanztip“-Chefredakt­eur Hermann-Josef Tenhagen

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