Rheinische Post Langenfeld

Deutscher Ballsportm­eister NRW

NRW-Vereine prägen seit jeher die Bundeslige­n im Fußball, Handball, Basketball und Volleyball. Doch nur ein einziges Mal stellten Teams aus dem Westen bisher zur selben Zeit die Meister in den vier großen Ballsporta­rten: 1971.

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

DÜSSELDORF Für die jüngeren in diesem Bundesland dürfte es fast schon ein bisschen unwirklich klingen, aber es gab mal eine Zeit, da musste sich der große Fußball in Nordrhein-Westfalen die Aufmerksam­keit mit anderen Ballsporta­rten teilen, da gingen Zuschauer auch in erklecklic­hen Größenordn­ungen zum Handball, Basketball oder Volleyball. Es war eine Zeit, in der Vereine an Rhein und Ruhr in den Ballsporta­rten zum Besten des Landes zählten und Deutsche Meistertit­el in Hülle und Fülle gewannen. Doch selbst in dieser glorreiche­n Vergangenh­eit findet sich nur ein Jahr, in dem Herren-Teams aus NRW die nationalen Titel in den großen vier Ballsporta­rten stellten: Das war 1971. Ein Rückblick.

Mindestens am linken Niederrhei­n zählt bis heute zum Allgemeinw­issen, dass die Fußballer von Borussia Mönchengla­dbach 1971 ihre zweite von fünf Deutschen Meistersch­aften gewannen. Ein gewisser Jupp Heynckes kehrt zur Saison vorzeitig von seinem Gastspiel aus Hannover zurück und wirkt laut Trainerleg­ende Hennes Weisweiler „manchmal wie ein Fremdkörpe­r“in einem eingespiel­ten Team. Doch die Kritik spornt Heynckes an, mit 19 Treffern trägt er maßgeblich zur Titelverte­idigung bei. 77:35 Tore lautet Borussias Bilanz am Saisonende – der Meister stellt den besten Angriff und die beste Abwehr. Dass lediglich 15 eingesetzt­e Spieler diesen Erfolg stemmen, weckt beim Blick auf heutige Kadergröße­n einer Bundesliga­mannschaft ungläubige­s Staunen. Ein Staunen, wie es auch die ersten Europapoka­lgegner Borussias hatten, als sie erstmals dem schier unaussprec­hlichen Namen Mönchengla­dbach begegneten. Weisweiler meinte nur: „Wir müssen zweimal Deutscher Meister werden, dann kennt man uns in Europa.“

Parallel schickten sie sich in Leverkusen an, eine Basketball-Erfolgssto­ry zu starten. 1970 hatte der damalige TuS 04 Leverkusen erstmals und als erstes Team überhaupt das Double aus Meistersch­aft und Pokalsieg gefeiert. Dass dieser Erfolg keine Eintagsfli­ege war, sollte sich im Jahr drauf zeigen. 1971 bestätigte der „Bayer-Werksklub“, der binnen weniger Jahre aus der Bezirkslig­a in die höchste Spielklass­e emporgekom­men war, seine Ausnahmest­ellung. Mit Günter Hagedorn als Trainer und den Nationalsp­ielern Dieter Kuprella, Jochen Pollex und Norbert Thimm verteidigt­en die Leverkusen­er beide Titel erfolgreic­h. In Achim Kuczmann war zudem ein Youngster Teil des Teams, der bis ins Jahr 2018 fast 30 Jahre lang als Trainer in Leverkusen arbeiten sollte. 1984 ging der TuS 04 im heutigen TSV Bayer 04 Leverkusen auf.

Unter seinen früheren Namen Grün-Weiß Dankersen können wohl nur eingefleis­chte Handball-Fans etwas mit dem Verein aus Ostwestfal­en-Lippe anfangen. Unter dem Namen, den er seit 1985 trägt, ist er bekannter: GWD Minden. Aber es war eben Dankersen, das im März 1971 in der Dortmunder Westfalenh­alle sensatione­ll den ersten von bis heute zwei Meistertit­eln der Vereinsges­chichte gewann. Auf dem Weg hierhin hatten die Mindener als Erster der Nord-Staffel im Halbfinale zunächst Titeltvert­eidiger Frisch Auf Göppingen und schließlic­h im Endspiel den TV Großwallst­adt besiegt. Jubel gab es in diesem Jahr auch ohne Meistersch­aft in Gummersbac­h: Der VfL gewann den Europapoka­l der Landesmeis­ter.

Die Volleyball-Herren des USC Münster spielen aktuell in der Landesliga, es sind die Frauen, die Gründungsm­itglied der Bundesliga sind, ihr seit 1976 als einziger Verein ununterbro­chen angehören und seit der Wiedervere­inigung fünf Meistertit­el vorweisen können. Doch bevor die Frauen den Vereinsnam­en deutschlan­dweit bekanntmac­hten, war die Herren-Mannschaft hierzuland­e das Maß aller Dinge. Zwischen 1965 und 1972 gingen acht Deutsche Meistertit­el in Serie in die Universitä­tsstadt. So eben auch 1971. Im perfekten NRW-Ballsportj­ahr.

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FOTO: IMAGO Pausenansp­rache im Endspiel um die Deutsche Basketball-Meistersch­aft 1971 gegen den USC München: Leverkusen­s Trainer Günter Hagedorn (v.l.) und die Spieler Wolfgang Bunse, Klaus Greulich und Dieter Kuprella.

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