Ropenstaller fragen ihren „Rat der Alten“
280 Menschen leben in dem idyllisch gelegenen Dörfchen, das Traditionen gerne aufleben und Kinder in herrlicher Natur spielen lässt.
LEVERKUSEN „Ein kleiner Fleck mit besonderem Flair“: So beschreibt der Mediziner Manfred Klemm den Ort, an dem er mit seiner Familie seit vielen Jahren glücklich ist. „Hier präsentiert sich meine Heimatstadt mit außergewöhnlichen Anblicken“, berichtet Bloggerin Elke Bitzer über den Landstrich rund um Ropenstall. Dieser Ort, der auf dem 51. Breiten- und siebten Längengrad in etwa 145 Metern Höhe an der östlichen Grenze zwischen Steinbüchel und Burscheid, quasi eingerahmt zwischen der Autobahn A 1 und der Bundesstraße B 51 liegt, ist zugleich der letzte Teil unserer Serie. Seit Juli haben wir insgesamt sieben Dörfer am Stadtrand von Leverkusen vorgestellt, die es zu besuchen lohnt. Oder, um mit den Worten von Buchautor Markus Dahner zu sprechen: Orte in Leverkusen, die man gesehen haben muss.
Bis zur kommunalen Neugliederung 1975 gehörte der Ort zur Gemarkung Lützenkirchen und somit zu Opladen. Die Stadtgrenze verlief in der Mitte. Die meisten Häuser standen links, also auf Opladener Stadtgebiet. Ein Einzelhaus stand quasi in Leverkusen. Die Kommunen hatten vereinbart, dass Abfälle auch aus diesem vom Opladener Müllwagen entsorgt wurde.
Heute leben 280 Menschen in dem Dorf, das von Äckern, Wiesen und Wäldern umgeben ist und sich sanft in die Landschaft schmiegt. Ein Wanderweg rund um Ropenstall führt weiter bis nach Altenberg. In der Gegend sind nicht nur Tiere wie Füchse, Rehe und Dachse zu Hause. Sondern auch Bussard, Falke und sogar der Weiße Milan haben dort ihre Jagdreviere. Die Siedlung besteht aus zwei Straßen und 40 Häusern. Die Distanz der längsten Straße im Ort – Ropenstall – beträgt zwischen Anfang (Oberdorf) bis Ende (Unterdorf) etwa 1,4 Kilometer. Außerdem sind ein Briefkasten und eine Haltestelle vorhanden.
Die Hausformen und -Stile sind verschieden. Es gibt keine Bauvorgaben – bis auf eine: Niemand darf größer oder höher bauen, als der Nachbar. Auf der Straße spielen Kinder an einem Basketballkorb. Gegenüber grasen Kühe. Klaus und Wilhelm Buchmüller halten rund 30 Rinder auf ihrem Bauernhof, den sie im Nebenerwerb betreiben. „Hier ist es viel schöner, als in der Stadt“, sagt Kira Esser überzeugt. Die 16-Jährige besucht das Berufskolleg an der Bismarckstraße. „Wir haben viel mehr Gemeinschaft, und jeder kennt jeden“, fügt die junge Frau hinzu. „Manchmal ist es doof, weil meine Freunde in Schlebusch wohnen. Aber hier können wir mit anderen Kindern aus dem Dorf im Wald und auf der Straße spielen“, beschreibt ihre jüngere Schwester Rieke, Schülerin der Gesamtschule Schlebusch. Beide Mädchen sind Enkelinnen von Norbert Esser.
Der 68-jährige ehemalige städtische Mitarbeiter und Vorsitzende der Opladener Karnevalsgesellschaft Altstadtfunken wohnt mit Ehefrau Magdalene im 1933 gebauten Haus seiner Schwiegereltern. Bei ihrer Eheschließung im Jahr 1972 haben sie es für ihre Zwecke um- und ausgebaut. Seit 2000 wohnt der Sohn mit seiner Familie
gleich nebenan.
Norbert Esser nickt und sagt: „Es ist sehr reizvoll. Einerseits ruhig und im Grünen, doch nahe der Stadt zu wohnen.“Noch reizvoller wird das Leben durch die feierfreudigen Nachbarn. Klemm bezeichnet die Ropenstaller augenzwinkernd als „besonderes Völkchen“und „gesellige Chaoten“, die im Umland wenig auffallen, weil sie viel zu sehr beschäftigt sind, sich selbst zu feiern.
Der Festreigen beginnt mit dem Osterfeuer. Das Dorffest auf der Wiese am Bach bietet allerlei Attraktionen für Kinder, zum Beispiel Schubkarrenrennen, Fußballspielen oder Traktorfahren. Unter anderem folgen Schlachtfest, Sankt Martin und Weihnachtsfeier. Verantwortlich für die Umsetzung von Sitten und Gebräuchen ist der „Rat der Alten“. Ab 50 Jahre werden Bewohner automatisch in den Rat aufgenommen. Fünf Jahre dürfen sie dort wirken und handeln. Danach beginnt der Seniorenteil. Sie haben beispielsweise die Tradition des Kränzens für Kommunionkinder neu belebt. Zur Feier nach der Kommunion ist meist die halbe Gemeinde eingeladen. Ähnlich zu runden Geburtstagen, bei denen sich Nachbarn und Freunde immer etwas einfallen lassen.