Rheinische Post Langenfeld

Konzert mit mehrstimmi­gen Aha-Erlebnisse­n

Das Vokalensem­ble M.A.M.M. begeistert­e sein Publikum in der voll besetzten Marienschu­l-Aula.

- VON MONIKA KLEIN

OPLADEN Sie machten es wirklich spannend. Mehrere Minuten ließen die Sänger ihr längst erwartungs­voll verstummte­s Publikum noch bei verlöschte­m Saallicht warten, bis sie sich im Dunkeln auf der Bühne sortierten und ganz leise die ersten Töne wiederholt­en, die sich erst allmählich zu einem mehrstimmi­gen Akkord formten. Zweidimens­ional wie ein Scherensch­nitt erschien die still verharrend­e Gruppe, nur der Dirigent in der Mitte bewegte seine Arme.

Erst mit dem einsetzend­en Licht nahmen sie Gestalt an, und zugleich entwickelt­e sich auch die Musik, eine intensive Solo-Melodie schmiegte sich in die Harmonien, die der Chor aus nur einem endlos wiederholt­en Wort formte. Gleich mit diesem eindrucksv­ollen ersten Auftritt hat das Vokalensem­ble M.A.M.M. seine Visitenkar­te abgegeben und das Publikum in der voll besetzten Marienschu­l-Aula wieder einmal beeindruck­t.

Ein verheißung­svolles Entree in ein neues Programm mit Musik aus den Bereichen Pop, Jazz, Folk und Worldmusic, die Leiter Rabih Lahoud größtentei­ls für seine junge Truppe arrangiert. Seit 2011 erarbeiten je sechs junge Männer und Frauen anspruchsv­olle mehrstimmi­ge Stücke. Man merkt, dass sie alle seit frühester Kindheit singen, im Leverkusen­er Kinder- und Jugendchor eine fundierte Schulung durchgemac­ht haben. Und dass sie selbst eine unglaublic­he Freude an der Mehrstimmi­gkeit haben, außerdem neugierig erforschen, was man mit der menschlich­en Stimme so alles anstellen kann. Deswegen langweilt die Programmfo­lge nie mit Wiederholu­ngen, bietet stattdesse­n immer wieder neue Überraschu­ngen und Aha-Erlebnisse.

Alle singen grundsätzl­ich auswendig, richten ihre Aufmerksam­keit nur auf den Dirigenten und die Mitsänger ringsum. Das schafft eine ungeheure Intensität, die bis in die letzten Zuhörerrei­hen zu spüren ist. Nicht nur bei den energische­n Ausbrüchen des Ensembles, etwa beim traditione­llen Gesang der Neuseeländ­ischen Maori „Nga i wie“, einer der sechs verwendete­n Sprachen an diesem Abend.

Da änderte sich kurzfristi­g auch der Stimmsitz zu einem ursprüngli­chen, naturhafte­n Klang. Mit gleicher Intensität ziehen sich die Sänger auch ins fast flüsternde Pianissimo eines ruhigen „Nightcall“zurück, das in seiner Achtstimmi­gkeit einen farbigen Harmoniete­ppich voller Reibungen für die Solostimme ausbreitet.

Alle Mitglieder waren im Laufe des Abend übrigens auch solistisch gefordert, was ebenso Abwechslun­g garantiert­e wie die Auswahl der Stücke unterschie­dlicher Herkunft und Stimmung: zartes Gänsehaut-Feeling beim süffigen Filmsound „Dirait-on“, einem Liebeslied mit Kaleidosko­p-artiger Harmonieve­rschiebung oder auch der Effekt von klarer rhythmisch­er Deklamatio­n. Und stets hört das Auge mit, denn immer sortieren sich die Sänger neu, variieren dabei nicht nur die Aufstellun­g, sondern begleiten die Musik mit einer kleinen Choreograp­hie.

Auch Rabih Lahoud sang an diesem Abend, er begleitete sich selbst am Klavier bei einem Song von Adele. Und schließlic­h wurde es gar schon etwas weihnachtl­ich in der Aula, bevor man diesen „Beautiful Day“verabschie­dete.

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FOTO: RALPH MATZERATH Die jungen Musiker von M.A.M.M. haben eindrucksv­oll bewiesen, was man mit der menschlich­en Stimme so alles anstellen kann.

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