Konzert mit mehrstimmigen Aha-Erlebnissen
Das Vokalensemble M.A.M.M. begeisterte sein Publikum in der voll besetzten Marienschul-Aula.
OPLADEN Sie machten es wirklich spannend. Mehrere Minuten ließen die Sänger ihr längst erwartungsvoll verstummtes Publikum noch bei verlöschtem Saallicht warten, bis sie sich im Dunkeln auf der Bühne sortierten und ganz leise die ersten Töne wiederholten, die sich erst allmählich zu einem mehrstimmigen Akkord formten. Zweidimensional wie ein Scherenschnitt erschien die still verharrende Gruppe, nur der Dirigent in der Mitte bewegte seine Arme.
Erst mit dem einsetzenden Licht nahmen sie Gestalt an, und zugleich entwickelte sich auch die Musik, eine intensive Solo-Melodie schmiegte sich in die Harmonien, die der Chor aus nur einem endlos wiederholten Wort formte. Gleich mit diesem eindrucksvollen ersten Auftritt hat das Vokalensemble M.A.M.M. seine Visitenkarte abgegeben und das Publikum in der voll besetzten Marienschul-Aula wieder einmal beeindruckt.
Ein verheißungsvolles Entree in ein neues Programm mit Musik aus den Bereichen Pop, Jazz, Folk und Worldmusic, die Leiter Rabih Lahoud größtenteils für seine junge Truppe arrangiert. Seit 2011 erarbeiten je sechs junge Männer und Frauen anspruchsvolle mehrstimmige Stücke. Man merkt, dass sie alle seit frühester Kindheit singen, im Leverkusener Kinder- und Jugendchor eine fundierte Schulung durchgemacht haben. Und dass sie selbst eine unglaubliche Freude an der Mehrstimmigkeit haben, außerdem neugierig erforschen, was man mit der menschlichen Stimme so alles anstellen kann. Deswegen langweilt die Programmfolge nie mit Wiederholungen, bietet stattdessen immer wieder neue Überraschungen und Aha-Erlebnisse.
Alle singen grundsätzlich auswendig, richten ihre Aufmerksamkeit nur auf den Dirigenten und die Mitsänger ringsum. Das schafft eine ungeheure Intensität, die bis in die letzten Zuhörerreihen zu spüren ist. Nicht nur bei den energischen Ausbrüchen des Ensembles, etwa beim traditionellen Gesang der Neuseeländischen Maori „Nga i wie“, einer der sechs verwendeten Sprachen an diesem Abend.
Da änderte sich kurzfristig auch der Stimmsitz zu einem ursprünglichen, naturhaften Klang. Mit gleicher Intensität ziehen sich die Sänger auch ins fast flüsternde Pianissimo eines ruhigen „Nightcall“zurück, das in seiner Achtstimmigkeit einen farbigen Harmonieteppich voller Reibungen für die Solostimme ausbreitet.
Alle Mitglieder waren im Laufe des Abend übrigens auch solistisch gefordert, was ebenso Abwechslung garantierte wie die Auswahl der Stücke unterschiedlicher Herkunft und Stimmung: zartes Gänsehaut-Feeling beim süffigen Filmsound „Dirait-on“, einem Liebeslied mit Kaleidoskop-artiger Harmonieverschiebung oder auch der Effekt von klarer rhythmischer Deklamation. Und stets hört das Auge mit, denn immer sortieren sich die Sänger neu, variieren dabei nicht nur die Aufstellung, sondern begleiten die Musik mit einer kleinen Choreographie.
Auch Rabih Lahoud sang an diesem Abend, er begleitete sich selbst am Klavier bei einem Song von Adele. Und schließlich wurde es gar schon etwas weihnachtlich in der Aula, bevor man diesen „Beautiful Day“verabschiedete.