Blutspende-Dienst wirbt um Muslime
Premiere in der Monheimer Ditib-Moschee: Erstmals baten die türkisch-islamische Gemeinde, das DRK und die Stadt gemeinsam zur Blutspende.
MONHEIM Die türkisch-islamische Gemeinde zu Monheim lud am Sonntag – gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) – zur ersten Blutspende in einer Moschee ein. Das war nicht nur für die Gänselieselstadt eine willkommene Premiere, sondern bislang im gesamten Kreis Mettmann einmalig. 72 Gemeindemitglieder meldeten sich im Vorfeld zur Spende an. Für viele war es das erste Mal.
Schon von weitem sind die großen Einsatzfahrzeuge des DRK zu sehen, die gleich vor der Einfahrt zur Ditib Moschee in der Niederstraße 52 stehen. „Heute Blutspende hier“ist auf einem großen Schild zu lesen, das den Fußgänger gleich in die Moschee lotst. Ein außergewöhnliches Bild: Vor einem riesigen Zelt, gleich vor dem Eingang zu den Vereinsräumen der Glaubensgemeinschaft steht eine Handvoll Männer, die freundlich grüßen. Auch Ramazan Akcora, Vorsitzender der Gemeinde, heißt die Besucher willkommen, führt durch das beheizte Zelt in den Vorbeterraum. Hier sitzen bereits zahlreiche Mitglieder, trinken heißen Tee, unterhalten sich. Das hier ähnelt eher einer kleinen Feier unter Freunden als der sterilen Atmosphäre eines Blutspendetermins.
Die Frauen der Gemeinde haben gekocht und gebacken: zahlreiche Leckereien stehen auf einem Tisch. „Die Verpflegung für die Spender“, sagt Nuray Acet und lächelt. Eine Mischung aus Vorfreude und Aufregung zeichnet sich in ihren Augen ab. Die 39-Jährige wird heute zum ersten Mal spenden. „Eigentlich wollte ich das schon immer mal machen, aber irgendwie habe ich es immer aufgeschoben“, sagt die stellvertretende Vorsitzende. Nun führe kein Weg mehr daran vorbei. Aysen Bayrak hat dagegen schon mal in Baumberg gespendet, „weil es wichtig ist.“Dass nun ihre Gemeinde die Initiative ergriffen hat, findet die 55-Jährige gut und wichtig. Berührungsängste würden abgebaut und dadurch vielleicht neue, regelmäßige Spender gewonnen.
Unterschiede zwischen Christen und Muslime gebe es beim Blutspenden nicht, versichern Acet: „Im Islam steht die Gesundheit und Medizin über dem Glauben. Jeder, der gesund ist, kann spenden.“Dennoch seien Menschen mit Migrationshintergrund bei öffentlichen Blutspendenterminen bislang immer deutlich unterrepräsentiert, sagt Hans-Peter Anstatt, Integrationsbeauftragter der Stadt. Berührungsängste, wie sie Bayrak anführte, könnten ein Grund sein oder aber auch die praktische Umsetzung. Als plakatives Beispiel nennt Anstatt die Verpflegung. Nach der Blutspende würden etwa Mett- oder Schinkenbrötchen angeboten, was für diese Spendergruppe eher unpassend sei.
Zum anderen gebe es manchmal auch Sprachprobleme. „Als Spender muss man Deutsch können, weil einem der Arzt vor der Spende noch einige intime Fragen stellt, bei denen Dolmetscher nicht dabei sein sollten“, berichtet Acet. Aus Scham gegenüber dem Übersetzer könnten falsche Angaben gemacht werden, was der Sache nicht dienlich wäre.
Doch hiesige Krankenhäuser sind mittlerweile immer stärker auf Spender mit Migrationshintergrund angewiesen, erklärt Iris Knipping vom DRK-Blutspendedienst. „Menschen aus anderen Herkunftsländern haben andere Merkmale im Blut als der Mitteleuropäer.“Durch die Anzahl an Flüchtlingen sei der Bedarf nach geeigneten Blutspenden gestiegen. Die Aktion in der Moschee sei daher keine schlichte PR-Kampagne der Moschee, sondern habe einen konkreten Zweck, so Knipping. Bayrak hat mittlerweile die lange Voranmeldung im Vorstandsraum beim Arzt hinter sich gebracht und ruht bequem auf der Liege, in der umgebauten Teestube der Gemeinde, den Arm auf der Stütze ausgestreckt. Das Blut läuft konstant ab, während bei Acet noch kurz die Temperatur gemessen wird. Den Pikser hatte Bayrak mit einem verzogenen Gesicht quittiert. Aber jetzt lächelt sie. Das macht auch der 39-jährigen Erstspenderin Mut: „Das wird nicht unsere letzte Blutspende sein.“