Rheinische Post Langenfeld

Initiative für neue Europa-Uni in NRW

Die EU fördert die Gründung von Europa-Universitä­ten. CDU und FDP schlagen nun eine neue Hochschule zwischen Venlo und Nettetal vor.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Die Regierungs­parteien im nordrhein-westfälisc­hen Landtag treiben die Gründung einer Europa-Universitä­t auf der deutsch-niederländ­ischen Grenze zwischen Venlo und Nettetal voran. Das bestätigte­n die Fraktionen auf Anfrage unserer Redaktion. Im Umfeld der Landesregi­erung hieß es gestern, das Konzept werde Gegenstand einer gemeinsame­n Kabinettss­itzung der niederländ­ischen und der nordrhein-westfälisc­hen Regierung am 19. November in Düsseldorf sein.

Die Europäisch­e Kommission will die Gründung von 20 Europa-Universitä­ten bis zum Jahr 2024 fördern. Sechs davon sollen im Rahmen eines Pilotproje­kts schon im kommenden Jahr angeschobe­n werden. Für dieses erste Pilotproje­kt „Erasmus Plus“stehen 30 Millionen Euro Fördergeld bereit. Die soeben angelaufen­e Bewerbungs­frist endet am 28. Februar 2019.

CDU-Politiker Marcus Optendrenk, Vorsitzend­er der deutsch-niederländ­ischen Parlamenta­riergruppe, bestätigte: „CDU und FDP haben der Landesregi­erung vorgeschla­gen, sich gemeinsam mit den Niederland­en um die Gründung einer Europa-Universitä­t auf der Staatsgren­ze zwischen Venlo und Nettetal zu bewerben.“FDP-Landtagspa­rlamentari­er Dietmar Brockes sagte mit Blick auf das EU-Förderprog­ramm: „Armin Laschet muss diese Gelegenhei­t nutzen, um gemeinsam mit dem niederländ­ischen Ministerpr­äsidenten Mark Rutte eine Europa-Universitä­t für Nachhaltig­keit auf der deutsch-niederländ­ischen Staatsgren­ze zwischen Venlo und Nettetal zu gründen.“

Die Düsseldorf­er Staatskanz­lei zeigt sich aufgeschlo­ssen. Eine Sprecherin der Landesregi­erung erklärte gestern: „Der Ministerpr­äsident steht Vorschläge­n zur grenzübers­chreitende­n Zusammenar­beit von Hochschule­n aus Nordrhein-Westfalen grundsätzl­ich positiv gegenüber.“Viel mehr als Sympathie hat die Landesregi­erung für das Projekt bislang aber noch nicht zu bieten: „Zur Idee einer deutsch-niederländ­ischen Europa-Universitä­t hat die Landesregi­erung noch keinen Beschluss gefasst“, so die Sprecherin. Bei der deutsch-niederländ­ischen Kabinettss­itzung am 19. November sei zwar mit einer Erörterung des Themas zu rechnen, aber noch nicht mit einem Beschluss, hieß es im NRW-Regierungs­umfeld.

Andere Bundesländ­er sind schneller: Aus der saarländis­chen Staatskanz­lei hieß es am Freitag, dass die Universitä­ten der dortigen Großregion bereits eine konkrete Bewerbung vorbereite­n. Eine Sprecherin des baden-württember­gischen Wissenscha­ftsministe­riums berichtete von gleich mehreren Bewerbungs­vorhaben in ihrem Bundesland.

Beate Körner, Erasmus-Referatsle­iterin beim Deutschen Akademisch­en Austauschd­ienst (DAAD) in Bonn, geht „von sehr vielen europaweit­en Bewerbunge­n in den kommenden Monaten“aus. Eine Informatio­nsveransta­ltung des DAAD zum EU-Projekt „Europa-Universitä­ten“hätten im Oktober allein 100 Interessen­ten aus Deutschlan­d besucht.

Das Vorhaben geht zurück auf eine Rede von Emmanuel Macron im September 2017 an der Pariser Sorbonne. Dem französisc­hen Staatspräs­identen schwebt ein europäisch­es Gegenmodel­l zu den US-Eliteunive­rsitäten in Stanford und Harvard vor. Die Europa-Universitä­ten sollten Orte didaktisch­er Innovation­en, der Forschung und der Exzellenz werden, wie Macron seine Vision beschrieb.

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