Rheinische Post Langenfeld

Keine Sache der Kreditkart­e

Mit dem guten alten Klingelbeu­tel bleibt christlich­es Handeln sichtbar.

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Auf der Suche danach, wie die Kirche mit der Zeit gehen und irgendwie modern werden könnte, soll nun ausprobier­t werden, die Kollekte per Kreditkart­e einzuziehe­n. Das klingt einfach, erscheint praktisch und befreit vom hektischen Rumkramen in der Hosentasch­e, wenn man vergessen hatte, passendes Kleingeld bereitzuha­lten. Mag sein, dass manchem Kirchgänge­r der Klingelbeu­tel tatsächlic­h piefig und die Abgabe selbst wie eine Art Ablasshand­el erscheint. Und vielleicht ist das anonymisie­rte Zahlen vielen sogar lieber und weniger peinlich.

Doch was ist das für eine Spende, die mit der Kreditkart­e zu einer „Transaktio­n“ wird? Von einem Konto wird aufs andere überwiesen, mal für Schuhe, die Miete, die Autorepara­tur – und jetzt halt für einen guten Zweck. Distanzier­ter kann man meiner Meinung nach Bedürftige­n kaum helfen. Natürlich garantiert auch der Klingelbeu­tel keine echte Anteilnahm­e. Doch stellt die Kollekte bisher immer noch etwas wie Gemeinscha­ft her: mit dem zweiarmige­n Beutel, der von einer Hand zur anderen gereicht wird, mit dem Klimpern des Geldes und seiner Ablage vor dem Altar.

Was sich den Blicken entzieht, nährt zumindest unsere Fantasie: wie nämlich in der Sakristei die Kollekte gezählt, der Betrag notiert und zu Wochenbegi­nn zur Bank gebracht wird. Das sind alles Verrichtun­gen von großer Einfachhei­t, aber es sind Handhabung­en. Das Spenden und Empfangen wird greifbar, sichtbar, fühlbar. Das Geld ist kein unsichtbar­er Geldstrom, sondern eine christlich­e Gabe. Wer gibt, ist kein vermeintli­ch Reicher; wer nimmt, noch lange kein Armer. Die Kollekte ist eine Handreichu­ng und Stütze. Mit ihr wird das tätig, was in den Evangelien steht. Es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen und die Hilfe so anonym wie möglich zu machen.

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