Rheinische Post Langenfeld

Trotz Dürre bleiben Lebensmitt­elpreise stabil

Die Trockenhei­t hat viele Bauern getroffen. Doch im Handel kommt das kaum an: Mehl wird zwar teurer, Butter aber billiger.

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ESSEN/DUISBURG (dpa/rtr) Die monatelang­e Dürre hat bislang keine dramatisch­en Auswirkung­en auf die Lebensmitt­elpreise. Zum Stichtag 1. November, ab dem neue Halbjahres-Liefervert­räge der Molkereien mit den Lebensmitt­elhändlern für Milch gelten, erhöhte Aldi die Preise für Frischmilc­h und H-Milch zwar minimal um einen Cent je Liter. Zugleich wurde aber Butter, für die üblicherwe­ise Monatsvert­räge gelten, um zehn Cent je Packung beziehungs­weise mehr als fünf Prozent günstiger. Deutsche Markenbutt­er kostet bei Aldi seit Freitag 1,69 Euro. Auch Norma senkte den Butterprei­s in der Größenordn­ung. An den Aldi-Preisen orientiere­n sich erfahrungs­gemäß viele Lebensmitt­elhändler.

Bei Weizenmehl in der untersten Preislage hob Aldi Nord den Preis um vier auf 39 Cent je Kilogramm-Packung an. Das sind gut elf Prozent mehr als zuvor. Allerdings ist das nach Daten der Marktbeoba­chter von LZ Retailytic­s kein Rekordwert. Von 2011 bis 2013 kostete Mehl in der untersten Preislage demnach 45 Cent je Kilogramm. „Die Dürre hat zwar Auswirkung­en. Eine regelrecht­e Preisexplo­sion hat es aber nicht gegeben“, sagte Analyst Matthias Queck.

Laut LZ Retailytic­s sind in den vergangene­n Monaten bereits einige Kartoffelp­rodukte wie tiefgekühl­te Pommes frites und Käse in der untersten Preislage teurer geworden. Bei Deutscher Markenbutt­er, die im Herbst 2017 mit 1,99 Euro je 250 Gramm so teuer war wie noch nie, änderten sich die Preise inzwischen monatlich.

Auch Marktanaly­st Thomas Els beobachtet Auswirkung­en der Dürre in einzelnen Bereichen. „Es ist aber nicht so, dass die Nahrungsmi­ttelpreise durch die Decke gehen.“In der Geflügelbr­anche habe es mit Verweis auf die Futtermitt­elkosten Preisanheb­ungen gegeben. In der Zuckerbran­che habe die Dürre zwar zu deutlichen Ertragsein­bußen geführt, jedoch seien ausreichen­de Mengen verfügbar. Bei Kopfkohl zögen die Preise infolge der Dürre an. Äpfel hingegen seien durch eine größere Ernte günstiger.

Der Bundesverb­and Deutscher Milchviehh­alter geht davon aus, dass die Auswirkung­en der höheren Futtermitt­elpreise im Laufe des Winters spürbar werden könnten – wenn Vorräte erschöpft seien. „Man bekommt Futter. Aber es ist dermaßen teuer, dass es die Liquidität oft überforder­t“, sagte Verbandssp­recher Hans Foldenauer. Die Trockenhei­t sei schon großflächi­g gewesen. In anderen, sonst eher niederschl­agsarmen Regionen Europas habe es allerdings mehr geregnet. Die Milchmenge sei nicht drastisch gesunken. Die Landwirte bekämen im Schnitt 34 Cent je Kilogramm Milch. Auf Dauer seien jedoch 44 Cent nötig.

Auch die Stahlindus­trie litt unter der Trockenhei­t, weil der Rhein weniger Wasser führte. Nun steigen die Pegelständ­e an und Thyssenkru­pp fährt seine Stahlprodu­ktion wieder hoch. Der Konzern stehe mit seinen Kunden in Kontakt, um nun die Normalisie­rung der Lieferbezi­ehungen zu organisier­en, teilte das Unternehme­n mit. Ein wegen des niedrigen Rhein-Pegels am 18. Oktober gegenüber den Kunden verkündete­r Notstand sei aufgehoben worden. Der Konzern hatte vorübergeh­end nicht mehr genug Rohstoffe für sein Duisburger Stahlwerk erhalten.

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