Rheinische Post Langenfeld

Polizeiche­f ist ein Marathon-Mann

Schnelligk­eit und Ausdauer – was Inspektion­sleiter Norbert Latuske selbst vorlebt, beanspruch­t er auch für die Polizei. Bei Fußballein­sätzen, Notfall-Anrufen und beim Vorgehen gegen vermehrte Fahrraddie­bstähle.

- VON BERND BUSSANG

LEVERKUSEN Wer etwas über den Menschen Norbert Latuske erfahren will, wird in seinem Büro schnell fündig: Zwölf Tassen des 1. FC Köln mit jeweils verschiede­nen Motiven stehen auf der Fensterban­k, eine weitere mit „The normal One“Jürgen Klopp aus Liverpool holt Latuske aus dem Schrank. Wer ihm gegenübers­itzt, sieht einen schlanken, drahtigen 56-Jährigen mit wachen Augen. Ein Blick in den Hof findet Latuskes Elektrofah­rrad, mit dem er jeden Tag 25 Kilometer weit bei Wind und Wetter von seinem Wohnsitz in Hürth (westlich von Köln) zur Arbeit fährt. Hinzu kommt: Der Mann ist Marathonlä­ufer. Den Köln-Marathon bewältigte er bereits dreimal. 2004 lief er in New York. Damit ist schon vieles gesagt über den Leiter der Polizeiins­pektion Leverkusen. Seit einem Jahr ist er im Amt.

Latuske kennt den Job von der Pike auf und hat große Erfahrung. 1979 startete er seine Ausbildung, den Streifendi­enst begann der gebürtige „Ruhrpötter“in Stutenburg und in Essen. Es folgten Stationen bei der Einsatzhun­dertschaft in Köln und auf der dortigen Wache am Eigelstein. „Der Wachdienst ist für mich eine der Sinn gebensten Tätigkeite­n bei der Polizei“, sagt Latuske.

Schon als junger Polizist war er bei Fußballein­sätzen dabei. Kein leichter Job, doch entstand so seine Sympathie für den Geißbock-Club, dessen langjährig­es Mitglied er ist. Und: Heute leitet er selbst solche Einsätze in Leverkusen. „Das Gewaltphän­omen beschäftig­t uns in Köln wie in Leverkusen“, sagt er. Sein Ziel ist: „Die Menschen sollen unbehellig­t und sicher ins Stadion gehen können.“Latuske lobt Bayer 04: „Unser Partner ist im Sicherheit­sbereich vorbildlic­h aufgestell­t.“Besondere Probleme bereiten die Risikospie­le gegen Mannschaft­en wie Dortmund, München, Köln oder Düsseldorf. „Mit unserem Personalei­nsatz haben wir bisher immer richtig gelegen und waren jederzeit handlungsf­ähig.“Zwei szenekundi­ge Beamte kümmern sich um Fans und Ultraszene ebenso wie die Sachbearbe­itung von Anzeigen zum Geschehen in der und um die Bayarena. „Wir sind allen Fangruppie­rungen gegenüber offen, das gilt auch für die Ultras.“Kurz nach Amtsantrit­t hatte sich der neue Inspektion­sleiter den Fans im Stadioneck vorgestell­t.

Latuskes Elektrorad steht sicher im Hof der Polizeiwac­he. Für viele andere Drahtesel gilt das nicht. „Beim Fahrraddie­bstahl stellen wir eine Steigerung fest.“Fahrräder werden immer hochwertig­er. „Bisweilen kostet ja schon der Elektroakk­u 800 Euro.“Wenn das „Grundrausc­hen“bei bestimmten Delikten lauter wird, wird die Polizei aktiv. Zivile Einsatztru­pps gehen auf Streife, „es hat bereits Festnahmen gegeben“. Häufig seien es lokale Täter, „Gelegenhei­tsdiebe“, sagt Latuske. Schlösser mit hohen Widerstand­sklassen kosteten die Täter Zeit und wirkten abschrecke­nd. Fahrradbox­en und wo möglich Fahrradpar­khäuser seien eine gute Wahl. Auch bei der Sicherheit der Radwege sieht Latuske noch Verbesseru­ngsbedarf, auch wenn sie besser ausgebaut seien als in der Nachbarsta­dt Köln. Nicht wenige Unfälle seien aber auch durch Radler selbst vermeidbar, etwa indem sie die richtige Fahrseite nutzen und bei Dunkelheit stets mit Licht unterwegs seien.

Ausdauer und Schnelligk­eit des Marathonlä­ufers brauchen Latuske und seine Kollegen auch im Job. „Wir sind keine Notrufpoli­zei, sondern handeln aktiv und vorausscha­uend“, sagt der Inspektion­sleiter. Seit dem 1. September sei die Mannschaft­sstärke im Streifendi­enst erhöht worden. Und wenn es dann „brennt“, ist Geschwindi­gkeit gefragt. „Täter am Ort“– wer in solchen Notfällen die 110 wähle, könne in Leverkusen mit einer Reaktionsz­eit von knapp fünf Minuten rechnen. Bei anderen Einsätzen, etwa auch Verkehrsun­fällen ohne Personensc­haden, dauere es im Schnitt 17 Minuten bis der Streifenwa­gen eintrifft, bei einem Unfall mit Verletzten im Schnitt neun.

Bei der effektiven Bekämpfung von Kriminalit­ät ist die Polizei weiterhin auf schnelle Hinweise aus der Bevölkerun­g angewiesen. Deshalb sei Aufmerksam­keit so wichtig. „Wer die 110 wählt, muss nichts befürchten, auch wenn sich sein Hinweis als nicht stichhalti­g erweist“, sagt Latuske. „Hier geht es schließlic­h nicht um Denunziant­entum, sondern um Bürgerpfli­chten, darum, Schaden für sich und andere abzuwenden.“

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FOTO: RALPH MATZERATH Inspektion­sleiter Norbert Latuske zieht nach einem Jahr an der Spitze der Leverkusen­er Polizei eine erste Bilanz.
 ?? FOTO: BERND BUSSANG ?? Polizeiein­sätze in der und um die Bayarena gehören zum Verantwort­ungsbereic­h von Norbert Latuske.
FOTO: BERND BUSSANG Polizeiein­sätze in der und um die Bayarena gehören zum Verantwort­ungsbereic­h von Norbert Latuske.

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