„Los Toros“– Kunst in der Metzgerei
Die kleine Galerie Karin Unshelm und das Atelier Max Siebel zeigen eine Ausstellung zum faszinierenden Mythos Stier.
WITZHELDEN Zu Rindviechern hat das Haus am Markt eine besondere Beziehung. Schließlich war hier über viele Jahre die Metzgerei der Familie Unshelm beheimatet. Kein Wunder, dass Karin Unshelm begeistert war, als ihre kooperierenden Künstler vorschlugen, eine Ausstellung zum Thema „Los Toros“in ihrer kleinen Galerie zu veranstalten.
Angefangen hatte es mit handlichen, aber dennoch kraftstrotzenden Keramikfiguren von Norbert Kaluza. Stark reduziert und kantig hat er seine Stiere geformt und umgehend auf Facebook gepostet. Dort wurde Mariama Hense darauf aufmerksam und ließ sich davon poetisch inspirieren, was wiederum Kaluza zu weiteren Arbeiten anregte, zu Frauenkörpern, die ebenso stark sein können. In jeder Frau steckt auch ein Stier, das haben beide in Wort, beziehungsweise Skulptur ausgedrückt und in einem „Poesiebüchlein“gesammelt. Das können Besucher mitnehmen, bei der Eröffnung wird daraus vorgetragen.
Frau und Stier gehörten auch für weitere beteiligte Künstler zusammen. Nicht nur mythologisch in Gestalt der Europa, die auf unterschiedliche Weise auf Leinwand umgesetzt wurde. In der Malerei von Anna Czempik ist sie eindeutig im 21. Jahrhundert angekommen und sich ihrer Wirkung und Schönheit durchaus bewusst. Bei Birgitt Negro hält sie sich hartnäckig auf einem bockigen Tier. Sie zeigt außerdem kleine gerahmte Drucke von Stieren und verrät, auf welche Weise sie entstanden sind. Als „Druckstock“verwendete sie einen stark verrosteten Gartenstecker mit Stier-Motiv. Allen Besuchern mit dem entsprechenden Sternzeichen will sie eine kleine Grafik schenken. Edith Bartha dachte vor allem an den Stierkampf, den sie gar nicht mag. Deswegen hat sie als übergroßen Hintergrund einer solchen Szene das weinende Gesicht der Witwe gemalt. Im Gegensatz zu diesen stark farbigen Bildern hat sie in den Vorraum eines in Grau- und Brauntönen gehängt, das an Höhlenmalerei erinnert. Auch wegen der rauen Spachtelmasse, die sie als „felsigen“ Untergrund auftrug. Bei Sascha Reichert drückt sich die Kraft des Tieres vor allem in der Farbe Rot aus. Für ihn hat Nachbar Max Siebel sein Atelier in der ehemaligen Witzheldener Butterküche geöffnet. Der Künstler aus New York, der parallel neuere Blumenbilder in seiner Heimatstadt ausstellt, hat für diese häuserübergreifende Schau am Markt seine Stier-Variation auf unbehandeltem Naturleinen geschaffen: eine übergroße, leicht zerknautschte Dose „Red Bull“.
Zur Eröffnung liest Mariama Hemse ihre sinnliche Poesie und Angela Steinert, die auch einen massiven Toro-Kopf aus Stein geformt hat, ihre „stierische Prosa“. Karin Unshelm, die in ihren Räumen auch Kreativ-Angebote für Kinder plant, feiert am 17. November ihr 50-Jähriges in Witzhelden. Zum Jubiläum hat sie Fotos und Dokumente zusammengetragen, die etwas über die Geschichte dieses Ortes erzählen, an dem vor der Metzgerei die „Kaiserhalle“stand. In diesem Saal wurden alle Witzheldener Ereignisse gefeiert.