Rapper Cro ist nachdenklich geworden
DÜSSELDORF Der ISS Dome steht an diesem Abend im Zeichen der Panda-Maske. Sie ist beherrschendes Bühnenbild-Element, liegt da wie eine gestrandete Raumfähre auf einem fremden Planeten. Sieht sich der Rapper Cro, dessen Markenzeichen die Maske ist und der in Düsseldorf seine große Deutschland-Tour startet, jetzt als als Alien-Panda? Der Auftritt ist Ausdruck der Entwicklung, die der 28-Jährige hingelegt hat: Vom familienfreundlichen Gute-Laune-Bär zum experimentierfreudigen Grübler. Ganze Familien und etliche junge Fans bilden immer noch den Hauptteil der 10.000 Besucher. Sie feiern zum unverfänglichen „Hi Kids“oder dem lebensbejahenden „Wir waren hier“. Cro und seine Background-Sängerinnen dirigieren die Massen zum Refrain von „Allein“, und kurz könnte man meinen, seit den 1990er-Jahren sei im Deutsch-Rap kaum etwas passiert. Doch dann lässt Cro sein aktuelles Album „tru“zu Wort kommen. Es zeugt von einem anderen, tieferen Nachdenken über das Leben an der Chart-Spitze. Zu „Forrest Gump“sitzt Cro zusammengesunken auf der überdimensionalen Panda-Maske und lässt die eigene Vergangenheit Revue passieren. In „Computiful“wettert er in fragmentarischen Texten über Online-Dating-Portale. Die Beats wirken vertrackter, die Bassläufe schürfen tiefer, manchmal fehlt der Drall nach vorn. Einen seltsamen Moment erlebt der Auftritt, als die Panda-Maske durch Projektionen zum Lagerfeuer wird, Cro sich mit Gitarre auf die Bühne hockt und zu Melodien summt, die an „Knockin’ On Heaven’s Door“erinnern. Jubel am Ende. MAX FLORIAN KÜHLEM