Alt und Jung streiten um Dachgauben
Carl-Sonnenschein-Weg in Richrath: Während Familien mit Kindern Platz brauchen, sorgen sich Ältere um die Optik.
LANGENFELD Was ist wichtiger: das einheitliche Erscheinungsbild von Hausfassaden in einer Straße oder ein ausreichendes Raumangebot für junge Familien? Eine schwierige Frage, mit der sich die Richrather CDU jetzt in einer Bürgerversammlung in „Anja‘s Kneipe“auseinandersetzte. Konkret geht es um die zweigeschossigen Häuschen am Carl-Sonnenschein-Weg, aber der Konflikt ist möglicherweise typisch für einen Streit zwischen Generationen.
Stein des Anstoßes sind Dachgauben, die nach dem gültigen Bebauungsplan von 1992 nicht gestattet sind. Zwei junge Familien haben Anträge bei der Stadt gestellt – und eine Abfuhr erhalten. Allerdings: In der Vergangenheit wurde einem anderen Anwohner der Bau einer raumgreifenden Gaube gestattet – als Nebengiebel. Und eine weitere entstand ohne Erlaubnis. „Ist es da nicht an der Zeit, den Bebauungsplan zu ändern“, fragte Detlef Jakob, Vorsitzender CDU Richrath, in die Runde.
Sehr gerne würde die jungen Familien im Dachgeschoss, wo man kaum aufrecht stehen kann, für ihre Kinder Wohnraum durch Gauben schaffen. „Und wenn es nur zehn Quadratmeter sind. Kaufen sie die mal auf dem freien Wohnungsmarkt“, argumentierte ein junger Vater.
Aber wie sieht dann künftig der beschauliche Carl-Sonnenschein-Weg aus, wenn jeder ganz nach Gutdünken sein Dach ausbaut? „Mit harmonischer Einheit hat das dann nichts mehr zu tun“, befürchtete ein älterer Anlieger. „Die Gestaltung ist dann kaputt.“„Das ist ja grauenhaft“, pflichtete die Dame an seiner Seite bei. Ob denn überhaupt zwei Individualinteressen eine so große Rechtsänderung rechtfertigten, wollte der Kritiker wissen.
So ganz mochte die geballte Kraft der CDU vor Ort den Bedenken gegen eine Bebauungsplanänderung nicht zustimmen. „Wenn wir gar nichts mehr verändern, geht das am Leben vorbei“, warnte ExCDU-Ratsherr Lothar Portugall. „Der Platz für Familien ist wichtiger als die Optik.“„Seien wir doch froh, dass wir Kinder haben“, pflichtete Rolf Krämer, der für die KreisCDU da war, bei. Ein bisschen Druck nahm CDU-Bauexperte Georg Loer aus der Diskussion. „In einem Bebauungsplan können wir die einheitliche Bauweise festschreiben. Da darf nun nicht jeder machen, was er will“, beruhigte er.
Letztlich lenkten die Kritiker der Gauben nach längerer Diskussion ein. Vielleicht sei es ja eine Lösung, alle Gauben nach Süden zum Wald hin auszurichten, so dass sie bei der Einfahrt in die Straße relativ dezent im Hintergrund blieben. Die Debatte wird nun im Fachausschuss und im Rat fortgesetzt, ehe die Entscheidung zur Änderung des Bebauungsplanes fallen kann.