Rheinische Post Langenfeld

Alt und Jung streiten um Dachgauben

Carl-Sonnensche­in-Weg in Richrath: Während Familien mit Kindern Platz brauchen, sorgen sich Ältere um die Optik.

- VON ISABEL KLAAS

LANGENFELD Was ist wichtiger: das einheitlic­he Erscheinun­gsbild von Hausfassad­en in einer Straße oder ein ausreichen­des Raumangebo­t für junge Familien? Eine schwierige Frage, mit der sich die Richrather CDU jetzt in einer Bürgervers­ammlung in „Anja‘s Kneipe“auseinande­rsetzte. Konkret geht es um die zweigescho­ssigen Häuschen am Carl-Sonnensche­in-Weg, aber der Konflikt ist möglicherw­eise typisch für einen Streit zwischen Generation­en.

Stein des Anstoßes sind Dachgauben, die nach dem gültigen Bebauungsp­lan von 1992 nicht gestattet sind. Zwei junge Familien haben Anträge bei der Stadt gestellt – und eine Abfuhr erhalten. Allerdings: In der Vergangenh­eit wurde einem anderen Anwohner der Bau einer raumgreife­nden Gaube gestattet – als Nebengiebe­l. Und eine weitere entstand ohne Erlaubnis. „Ist es da nicht an der Zeit, den Bebauungsp­lan zu ändern“, fragte Detlef Jakob, Vorsitzend­er CDU Richrath, in die Runde.

Sehr gerne würde die jungen Familien im Dachgescho­ss, wo man kaum aufrecht stehen kann, für ihre Kinder Wohnraum durch Gauben schaffen. „Und wenn es nur zehn Quadratmet­er sind. Kaufen sie die mal auf dem freien Wohnungsma­rkt“, argumentie­rte ein junger Vater.

Aber wie sieht dann künftig der beschaulic­he Carl-Sonnensche­in-Weg aus, wenn jeder ganz nach Gutdünken sein Dach ausbaut? „Mit harmonisch­er Einheit hat das dann nichts mehr zu tun“, befürchtet­e ein älterer Anlieger. „Die Gestaltung ist dann kaputt.“„Das ist ja grauenhaft“, pflichtete die Dame an seiner Seite bei. Ob denn überhaupt zwei Individual­interessen eine so große Rechtsände­rung rechtferti­gten, wollte der Kritiker wissen.

So ganz mochte die geballte Kraft der CDU vor Ort den Bedenken gegen eine Bebauungsp­lanänderun­g nicht zustimmen. „Wenn wir gar nichts mehr verändern, geht das am Leben vorbei“, warnte ExCDU-Ratsherr Lothar Portugall. „Der Platz für Familien ist wichtiger als die Optik.“„Seien wir doch froh, dass wir Kinder haben“, pflichtete Rolf Krämer, der für die KreisCDU da war, bei. Ein bisschen Druck nahm CDU-Bauexperte Georg Loer aus der Diskussion. „In einem Bebauungsp­lan können wir die einheitlic­he Bauweise festschrei­ben. Da darf nun nicht jeder machen, was er will“, beruhigte er.

Letztlich lenkten die Kritiker der Gauben nach längerer Diskussion ein. Vielleicht sei es ja eine Lösung, alle Gauben nach Süden zum Wald hin auszuricht­en, so dass sie bei der Einfahrt in die Straße relativ dezent im Hintergrun­d blieben. Die Debatte wird nun im Fachaussch­uss und im Rat fortgesetz­t, ehe die Entscheidu­ng zur Änderung des Bebauungsp­lanes fallen kann.

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FOTO: DACH.DE Dachfenste­r oder Gauben sind ein beliebtes Mittel, um vergleichs­weise preiswert ein paar Quadratmet­er an Wohnraum zu gewinnen.

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