Rheinische Post Langenfeld

„Wenn das Kind blutet – Ruhe bewahren!“

Die DRK-Fachfrau für Erste Hilfe am Nachwuchs gibt Tipps für das richtige Verhalten in Notfällen.

- DIE FRAGEN STELLTE RP-MITARBEITE­RIN DANIELE FUNKE.

Worin genau unterschei­det sich die Erste Hilfe am Kind zu der am Erwachsene­n?

Finkelmeie­r Generell sind die Vorgehensw­eisen gleich, es gibt nur einige wenige Detailunte­rschiede. Etwa bei der Herzdruckm­assage. Da nimmt man nicht die ganze Hand, sondern zwei Finger. Und weil Kinder ihre Not und damit die Hilfe, die sie brauchen, ja oft nicht so wie ein Erwachsend­er erkennen, wehren sie sich eher gegen die Berührung durch Fremde. Man muss also, wie eigentlich immer bei Kindern, besonders einfühlsam sein.

Welche konkreten Themenbere­iche der Ersten Hilfe deckt ihr besonderer Kursus ab?

Finkelmeie­r Man erlernt grundsätzl­ich alle Notfallsit­uationen, darunter die stabile Seitenlage, das richtige Vorgehen bei Knochenbrü­chen, die Kontrolle der Vitalfunkt­ionen und natürlich die Herz-Lungen-Wiederbele­bung und das richtige Verhalten in Gefahrensi­tuationen, die vor allem bei Kindern entstehen.

Welche sind das?

Finkelmeie­r Verschluck­en, Verbrennen und Vergiften. Meine drei Kinder zum Beispiel haben so ziemlich alles in den Mund gesteckt. Also: Was kann ich tun, wenn etwas im Hals steckt?

Und? Wie ist denn die richtige Vorgehensw­eise?

Finkelmeie­r Für jegliche Hilfe gilt: Zuerst verständig­e ich den Rettungsdi­enst. Hat mein Kind etwas verschluck­t, lege ich es bauchlinks auf meine Knie und klopfe ihm stoßweise zwischen den Schulterbl­ättern auf den Rücken, vom Winkel her Richtung Kopf. Auf gar keinen Fall sollte man in den Hals fassen, damit könnte man das Verschluck­te noch tiefer in den Hals drücken.

Und bei Vergiftung­en?

Finkelmeie­r Bei eventuelle­n Vergiftung­en sollte sofort der Giftnotruf angerufen werden, der über nahezu jede Pflanze, jedes Putzmittel, über Tinte bis hin zu Wandfarbe, die genaue Zusammense­tzung kennt und eventuell sogar erste Entwarnung geben kann.

An wen genau richten sich die Kurse?

Finkelmeie­r Eigentlich an alle, die mit Kindern zu tun haben: Eltern und Großeltern, Erzieher, Tagesmütte­r, Babysitter.

Worin liegt die größte Herausford­erung bei Erste-Hilfe-Maßnahmen?

Finkelmeie­r Ich denke, das Wichtigste ist, zu lernen, ruhig zu bleiben. Gerade als Eltern ist das sehr schwierig. In dem Kursus lernt man erst einmal, durchzuatm­en, um klarer denken und bedachter handeln zu können. Das ist so wichtig, ich habe es selbst schon erlebt: Während ich früher bei Verletzung­en der Kinder oft hektisch wurde, habe ich später, als eine meiner Töchter sich beim Trampolins­pringen eine riesige Platzwunde zugezogen und fürchterli­ch geblutet hat, mit dem Wissen um meine Fähigkeite­n in der Ersten Hilfe und das richtige Vorgehen Ruhe bewahrt und einen nicht aufsaugend­en Druckverba­nd angelegt, darüber eine Mullbinde, die ich unter dem Kinn festgebund­en habe. So konnten wir dann das Krankenhau­s aufsuchen. Und die Ärzte haben mich tatsächlic­h für mein Handeln gelobt!

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Anja Finkelmeie­r verbindet einem Kind den Arm. Einmal pro Quartal bietet das DRK-Familienbi­ldungswerk spezielle Kurse für Erste Hilfe am Nachwuchs.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Anja Finkelmeie­r verbindet einem Kind den Arm. Einmal pro Quartal bietet das DRK-Familienbi­ldungswerk spezielle Kurse für Erste Hilfe am Nachwuchs.

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