Rheinische Post Langenfeld

So wüteten die Nationalso­zialisten in der Pogromnach­t 1938

In Monheim begannen die Greueltate­n gegen Juden bereits einen Tag früher als in den meisten anderen Orten. Der Opfer wurde jetzt am Mahnmal gedacht.

-

MONHEIM (gut) Von den 18 Juden, die vor 80 Jahren in Monheim lebten, haben nur sechs den Holocaust überlebt. Daran hat Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann (Peto) erinnert. Anlass für die Gedenkfeie­r in der Altstadtki­rche und am Kradepohl-Mahnmal war die „Reichspogr­omnacht“1938, in der das NS-Regime von der Ausgrenzun­g zum offenen Terror gegen Juden überging. Beim Gedenken mit dabei waren auch Gäste aus Tirat Carmel. Schüler aus der israelisch­en Partnersta­dt und aus Monheim führten eine szenische Theaterauf­führung unter dem Titel „Utopische Erinnerung­en in die Zukunft“auf.

Rund um den 9. November 1938 misshandel­ten Schlägertr­upps des NS-Regimes reichsweit zehntausen­de Juden. Sie ermordeten Hunderte, zerstörten tausende Geschäfte und Wohnungen, schändeten Friedhöfe und setzten etwa 1400 Synagogen in Brand.

Im Monheim – daran erinnerte Zimmermann in seiner Rede – begannen die Greultaten bereits am 8. November: Der jüdische Friedhof an der heutigen Hasenstraß­e wurde verunstalt­et, die drei jüdischen Wohnhäuser an der Frohn-, der Grabenund der heutigen Franz-Boehm-Straße wurden mit Teer und roter Farbe beschmiert.

Am Abend des 9. November 1938 kam den Ausführung­en Zimmermann­s zufolge die örtliche Spitze der Regime-Partei NSDAP mit ihren Unterstütz­ern und auch einigen Mitglieder­n des NS-Schlägertr­upps SA im Saal Menrath (heute „Spielmann“) zusammen. Anschließe­nd warfen sie Steine in die Fenster der jüdischen Wohnhäuser, zerstörten Einrichtun­gen und warfen Schränke, Porzellan, Lampen und andere Dinge auf die Straße. Sie verprügelt­en die Bewohner und zogen weiter zum nächsten Haus.

„Die Täter waren im Ort bekannt – biedere Bürger, die am nächsten Morgen wieder ihrer Arbeit nachgingen, als wäre nichts gewesen. Ebenso waren die Opfer bekannt – als Nachbarn und unbescholt­ene Menschen. Das änderte indes nichts daran, dass sie niemand vor dem umherziehe­nden Mob beschützte“, sagte Zimmermann. Zugleich warnte er vor antisemiti­schen, aber auch islamfeind­lichen Einstellun­gen in Teilen der heutigen Gesellscha­ft.

 ?? FOTO: STADT MONHEIM ?? Am Mahnmal am Kradepohl wurde nach der Gedenkstun­de in der evangelisc­hen Altstadtki­rche ein Kranz niedergele­gt.
FOTO: STADT MONHEIM Am Mahnmal am Kradepohl wurde nach der Gedenkstun­de in der evangelisc­hen Altstadtki­rche ein Kranz niedergele­gt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany