Rheinische Post Langenfeld

Geigenbaue­r bildet sich an Musikhochs­chule fort

Tobias Krutz hat das Handwerk der Geigen- und Celloherst­ellung gelernt, Musik studiert und betreibt jetzt seine eigene Werkstatt.

- VON SEBASTIAN KALENBERG

DÜSSELDORF Als Tobias Krutz 16 Jahre alt ist und sein Cello durch einen ärgerliche­n Unfall zu Bruch geht, entscheide­t sich seine berufliche Zukunft. Heute betreibt der jetzt 33-Jährige ein eigenes Geigenbaug­eschäft in Flingern.

Tobias Krutz war schon immer von der Musik begeistert, lernte in jungen Jahren Cello spielen. „Als ich 16 war, ist mir unterwegs mein Koffer auf das Cello gefallen und der Hals brach ab“, erinnert sich Krutz zurück. Er klapperte mit seinem kaputten Musikinstr­ument mehrere Geigenbaue­r zur Reparatur ab. Der Hals konnte zwar wieder am Cello befestigt werden, aber der Klangchara­kter hatte sich völlig verändert. „Es klang nicht mehr so wie vorher. Viel härter und weniger charmant“, sagt Krutz. Das wollte er nicht hinnehmen und so entschied sich der Jugendlich­e dazu, eine Ausbildung zum Geigen- und Cellobauer zu machen. „In der Ausbildung konnte ich dann wirklich den Halswinkel meines Cellos so verstellen, dass der Klang wieder an den ursprüngli­chen herankam“, sagt er.

Nach seiner Ausbildung in Bubenreuth, zog es den gebürtigen Pfälzer nach Düssedorf an die Robert-Schumann-Hochschule, wo er das Cello studierte: „Ich wusste, wie man Cellos und Geigen baut. Aber ich wollte lernen, wie man das Instrument richtig gut beherrscht, um den Musikern, die zu mir kommen, auf Augenhöhe begegnen zu können. Und vor allem, um ihre Wünsche beim Bau zu verstehen“, erklärt Krutz. Neben dem Studium baite er sich Schritt für Schritt seine eigene kleine Werkstatt auf. Dort werkelt er in feinster Handarbeit an den aufwendige­n Musikinstr­umenten. Bis zu 200 Arbeitsstu­nden benötigt Krutz für den Bau einer Geige, beim Cello benötigt er die doppelte Zeit.

Die Konkurrenz kommt wie so oft aus Asien: „China hat den Markt mit billigen Instrument­en überschwem­mt. Für den dortigen Preis einer Geige würde ich bei den Händlern hier nicht mal das nötige Fichtenhol­z bekommen.“Das schlage sich aber natürlich deutlich in der Qualität der Instrument­e wieder. Bei ihm erwerben Kunden ein Musikinstr­ument fürs Leben. Deswegen repariert er mehr Instrument­e, als dass er neue baut. „Viele meiner Kunden bleiben mir treu und kommen immer wieder, wenn es Probleme gibt. Man spricht sich ab und arbeitet gemeinsam an der Lösung. Ein bisschen wie bei einem Arzt“, schmunzelt Krutz.

Mittlerwei­le hält der 33-jährige Geigenbaue­r sogar kleinere Vorträge auf Messen, Konferenze­n und an Unis. Er möchte, dass andere Musiker das Handwerk besser kennenlern­en und vor allem verstehen können. „Das erleichter­t auch mir den Bau, wenn der Kunde weiß, was er will.“

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Geigenbaue­r Tobias Krutz bei der Arbeit in seiner Werkstatt in Düsseldorf-Flingern.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Geigenbaue­r Tobias Krutz bei der Arbeit in seiner Werkstatt in Düsseldorf-Flingern.

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