Geigenbauer bildet sich an Musikhochschule fort
Tobias Krutz hat das Handwerk der Geigen- und Celloherstellung gelernt, Musik studiert und betreibt jetzt seine eigene Werkstatt.
DÜSSELDORF Als Tobias Krutz 16 Jahre alt ist und sein Cello durch einen ärgerlichen Unfall zu Bruch geht, entscheidet sich seine berufliche Zukunft. Heute betreibt der jetzt 33-Jährige ein eigenes Geigenbaugeschäft in Flingern.
Tobias Krutz war schon immer von der Musik begeistert, lernte in jungen Jahren Cello spielen. „Als ich 16 war, ist mir unterwegs mein Koffer auf das Cello gefallen und der Hals brach ab“, erinnert sich Krutz zurück. Er klapperte mit seinem kaputten Musikinstrument mehrere Geigenbauer zur Reparatur ab. Der Hals konnte zwar wieder am Cello befestigt werden, aber der Klangcharakter hatte sich völlig verändert. „Es klang nicht mehr so wie vorher. Viel härter und weniger charmant“, sagt Krutz. Das wollte er nicht hinnehmen und so entschied sich der Jugendliche dazu, eine Ausbildung zum Geigen- und Cellobauer zu machen. „In der Ausbildung konnte ich dann wirklich den Halswinkel meines Cellos so verstellen, dass der Klang wieder an den ursprünglichen herankam“, sagt er.
Nach seiner Ausbildung in Bubenreuth, zog es den gebürtigen Pfälzer nach Düssedorf an die Robert-Schumann-Hochschule, wo er das Cello studierte: „Ich wusste, wie man Cellos und Geigen baut. Aber ich wollte lernen, wie man das Instrument richtig gut beherrscht, um den Musikern, die zu mir kommen, auf Augenhöhe begegnen zu können. Und vor allem, um ihre Wünsche beim Bau zu verstehen“, erklärt Krutz. Neben dem Studium baite er sich Schritt für Schritt seine eigene kleine Werkstatt auf. Dort werkelt er in feinster Handarbeit an den aufwendigen Musikinstrumenten. Bis zu 200 Arbeitsstunden benötigt Krutz für den Bau einer Geige, beim Cello benötigt er die doppelte Zeit.
Die Konkurrenz kommt wie so oft aus Asien: „China hat den Markt mit billigen Instrumenten überschwemmt. Für den dortigen Preis einer Geige würde ich bei den Händlern hier nicht mal das nötige Fichtenholz bekommen.“Das schlage sich aber natürlich deutlich in der Qualität der Instrumente wieder. Bei ihm erwerben Kunden ein Musikinstrument fürs Leben. Deswegen repariert er mehr Instrumente, als dass er neue baut. „Viele meiner Kunden bleiben mir treu und kommen immer wieder, wenn es Probleme gibt. Man spricht sich ab und arbeitet gemeinsam an der Lösung. Ein bisschen wie bei einem Arzt“, schmunzelt Krutz.
Mittlerweile hält der 33-jährige Geigenbauer sogar kleinere Vorträge auf Messen, Konferenzen und an Unis. Er möchte, dass andere Musiker das Handwerk besser kennenlernen und vor allem verstehen können. „Das erleichtert auch mir den Bau, wenn der Kunde weiß, was er will.“