Rheinische Post Langenfeld

A 3-Tunnel – Initiative­n wollen kämpfen

2,3 Milliarden Euro für A3-Tunnel machen Variante unwahrsche­inlich. Anwohner und Unterstütz­er geben nicht auf.

- VON LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN In der Stadt herrscht vorsichtig­er Optimismus, dass der Schlachtru­f „Tunnel statt Stelze“tatsächlic­h Realität wird. Vorausgese­tzt, auch auf Bundeseben­e sieht man das so und folgt der Empfehlung des Landes für einen kurzen A1-Tunnel zwischen Kreuz Leverkusen und Kreuz Leverkusen-West. Die Freude aber hat einen dicken Wermutstro­pfen: Denn für einen Durchgangs­tunnel für die A3 will sich das Land nicht ausspreche­n. Die Machbarkei­tsstudie der Autobahnbe­hörde Straßen NRW dazu ergab, dass die Fachleute den „Ausbau im Bestand“befürworte­n, also die Verbreiter­ung der Autobahn in Leverkusen oberirdisc­h.

Erfahren haben das die Leverkusen­er Initiative­n für Verkehrspl­anung (LIV) am Montag vergangene­r Woche. „Bei der gemeinsame­n Sitzung des Dialogforu­ms und des Projektbei­rats zum Autobahnum­bau“, berichtet Friedrich Jonas von der LIV und der Interessen­gemeinscha­ft Schleswig-Holstein-Siedlung. Im Dialogforu­m sitzen Vertreter aus Wirtschaft, von Bürgerinit­iativen und Straßen NRW, im Projektbei­rat neben der Behörde die Politik und eine Vertreter des Forums. Normalerwe­ise, sagt Jonas, tagen beide nicht gemeinsam.

Zuerst sei es um den A1-Ausbau gegangen, dann um die A3. Vor allem um Geld. „Wir haben da erfahren, dass der oberirdisc­he Ausbau 230 Millionen Euro kosten soll, der Durchgangs­tunnel aber 2,6 Milliarden Euro. Und wir wundern uns über diesen eklatanten Kostenunte­rschied. Das wollen wir uns von Straßen NRW erklären lassen“, ergänzt Peter Westmeier von LIV. Den beiden Initativen-Vertretern ist anzumerken, dass sie sich trotz ruhigen Auftretens ärgern. Darüber, dass von Straßen NRW Fakten geschaffen worden seien, so dass ein Durchgangs­tunnel kaum noch möglich scheine: „Bis an die südliche und die nördliche Stadtgrenz­e ist die A3 bereits oberirdisc­h ausgebaut worden, die Knochenber­gsweg-Brücke ist frisch über die A3 gebaut. Sie müsste für einen Durchgangs­tunnel, bei dem der Fernverkeh­r durch den Tunnel läuft und der lokale Verkehr und der zur Verbindung mit der A1 weiterhin über die A3, abgerissen werden, damit genug Platz für Tunneleinf­ahrt und das Vorbeiführ­en des oberirdisc­hen Verkehrs wäre“, erläutert Jonas. „Es wurden so Zwangspunk­te geschaffen, über die mit uns nicht gesprochen worden ist.“

Zudem sei in der vergangene­n Woche angeführt worden, es wäre zu schwierig, den Abraum, der bei der Tunnelbohr­ung entsteht, wegzuschaf­fen. „Zuvor ist das nie als Problem benannt worden“, fügt Westmeier an. Beim oberirdisc­hen Ausbau werde von Behördense­ite vieles schön geredet. Laut LIV müssen an der rund 4,8 Kilometer langen Ausbaustre­cke ein gutes Dutzend Häuser weichen, zudem Gärten und andere Grundstück­steile, etwa von Firmen, deren Areal heute nah an die bestehende A3 heranreich­t.

Unklar sei auch, wie Metro und Bauhaus, die jetzt über die Syltstraße (liegt direkt neben der A3) angefahren werden, künftig angebunden werden, wenn die Autobahn in dem Bereich verbreiter­t werde. Auch die Stadt müsse dann von ihrem Grundbesit­z Flächen abgeben, etwa an den berufsbild­enden Schulen an der Bismarckst­raße, zeichnet Jonas ein Szenario. Angeblich soll Straßen NRW schon im Kontakt mit Anwohner zum Hausverkau­f sein. Mancher Anwohner habe auch einen Anwalt eingeschal­tet, berichtet Friedrich Jonas weiter.

Der Planfestst­ellungsbes­chluss zum Ausbau der A3 soll laut Westmeier 2025 fallen. Bis dahin will die LIV weiterkämp­fen, wie sie es seit 2013 als Voreiter für „Tunnel statt Stelze“getan habe. Und falls der oberirdisc­he Ausbau kommen sollte, „dann werden wir uns stark darum kümmern, Schadensbe­grenzung für die Anwohner zu betreiben“, betont Peter Westmeier. „Und das schon beim Baulärm für den Ausbau“, ergänzt Jonas.

Apropos Baulärm. Für die Schleswig-Holsteinsi­edlung, die vom Lärm der Autobahnen und der Bahn betroffen ist, will Jonas vor allem noch vor dem Autobahnau­sbau für ordentlich­en Lärmschutz von der Bahn kämpfen. „Denn die hat die Taktung auf der Strecke Köln-Wuppertal erhöht. Zudem laufen über die Strecke auch Güter- und Fernverkeh­re.“

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MISERIUS FOTO: UWE Nicht aufgeben wollen Friedrich Jonas (links) und Peter Westmeier, auch wenn die jüngste Kostenbere­chnung gegen einen Durchgangs­tunnel spricht.

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