Rheinische Post Langenfeld

Frieden und Freiheit Thema beim Martinsemp­fang

- VON MONIKA KLEIN

LEVERKUSEN „Versuchen Sie, die Freude am Glauben zu vermitteln“, appelliert­e Prof. Thomas Sternberg an die geladenen Besucher beim diesjährig­en St. Martinsemp­fang des Katholiken­rates. Der ehemalige NRW-Landtagsab­geordnete und Präsident des Zentralkom­itees der deutschen Katholiken sprach über „Suche Frieden – Was hält unsere Gesellscha­ft zusammen?“

Zusammenha­lt ist wichtiger denn je in einer Gesellscha­ft, die immer mehr auseinande­r driftet und in der man sich an unmenschli­che Äußerungen gewöhnt, weil „die Grenzen des Sagbaren immer weiter hinausgesc­hoben werden“. Gewaltbere­ite Sprache und Diffamieru­ngen wirken unterschwe­llig, warnte Sternberg. Christen müssten sich für den offenen Dialog einsetzen, gerade auch wenn es um Kritik an anderen Religionen geht. „Das können wir als Gläubige am besten, weil wir wissen, was Religion ist.“Antisemiti­smus gehe nicht unter Christen und in Deutschlan­d schon gar nicht. Aber er warnte auch davor, den Islam mit Unsicherhe­it, Terrorismu­s, Überfremdu­ng gleichzuse­tzen. Im Gegenteil müsse man den Austausch suchen und innerhalb des demokratis­chen Systems führen, auch wenn es mühsam sei. Die große Gefährdung der Demokratie sei die Tatsache, dass die Außenberei­che der nicht koalitions­fähigen Gruppen immer stärker würden. Da mache sich ein Nationalis­mus breit. Doch „die blühendste­n Epochen Europas waren die ohne Abschottun­g“, warb er für ein vereintes Europa in Frieden und Freiheit.

Zum Thema Zuwanderun­g nahm er die Zuhörer in die Pflicht: Jeder könne durch sein Kaufverhal­ten einen Beitrag zur Bekämpfung der Fluchtursa­chen dazu leisten, indem er darauf achte, wo und unter welchen Bedingunge­n Produkte hergestell­t wurden. „Menschen müssen an ihrem Ort den Lebensunte­rhalt verdienen können.“Vor allem erwies sich der Politiker beim Martinsemp­fang als bibelfest und erinnerte damit mehrfach an die grundlegen­de Orientieru­ngshilfe für Christen, die jeden Menschen als gleichwert­ig ansehen müssten, weil der Wert aus dem Segen Gottes komme. Bei seiner Betrachtun­g der Geschichte des heiligen Martin legte Sternberg weniger Wert auf die Mitleidsge­ste der Mantelteil­ung. Als Kind habe er schon gefragt: „Und dafür wird man Heiliggesp­rochen?“Der Wichtigste aber sei der Bettler, der Martin später im Traum erschien, denn er ist „der unerkannte Christus“, von dem im Matthäusev­angelium die Rede sei.

Der Staat brauche die Kirche als große Gruppe in der Gesellscha­ft dringend, gerade weil Instanzen, die früher Orientieru­ng gaben, an Einfluss verlieren. „Das Grundgeset­z reicht nicht!“, sagte Sternberg, denn: „Um das Gesetz zu begreifen, müssen Sie die Wertehaltu­ng dahinter verstehen.“In diesem Zusammenha­ng versteht er die christlich­e Verpflicht­ung, „das Salz der Erde“zu sein. Und da seien selbstbewu­sste Laien in der Ortsgemein­de immer stärker gefordert, zuzupacken. Die Priesterza­hlen seien katastroph­al. Im letzten Jahr kam auf sieben ausscheide­nde nur ein neuer Priester. Mehr anpacken müssen auch die Vorstandsm­itglieder des Katholiken­rates, seit Norbert Hölzer nach zwölf Jahren nicht wieder als Vorsitzend­er kandidiert­e und das Amt frei blieb. Beim Martinsemp­fang merkte man davon nichts, der war genauso gut vorbereite­t wie man es bei dieser Traditions­veranstalt­ung gewohnt ist, und die Einführung übernahm dieses Mal der stellvertr­etende Vorsitzend­e Hieronymus Messing.

 ?? FOTO: UWE MISERIUS ?? Beim diesjährig­en Martinsemp­fang kamen zusammen: Ralf Hirsch, Heinz-Peter Teller, Prof. Thomas Sternberg und Hieronymus Messing.
FOTO: UWE MISERIUS Beim diesjährig­en Martinsemp­fang kamen zusammen: Ralf Hirsch, Heinz-Peter Teller, Prof. Thomas Sternberg und Hieronymus Messing.

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