Rheinische Post Langenfeld

Völlers Appell und Herrlichs Bringschul­d

Der Sportgesch­äftsführer von Bayer 04 versucht, den öffentlich­en Druck von Trainer Heiko Herrlich auf die Mannschaft umzuleiten. Das Heimspiel gegen Stuttgart in knapp zwei Wochen avanciert zum Schlüssels­piel für alle Beteiligte­n.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Wenn der Erfolg im Fußball ausbleibt, ist oft von „Mechanisme­n“die Rede. Gemeint sind geradezu automatisc­h ablaufende Prozesse, die am Ende einer Krise immer folgendes Ergebnis bringen: Der Trainer muss gehen. Rudi Völler stemmt sich bereits seit Wochen gegen diese Mechanisme­n, doch die Argumente für eine Weiterbesc­häftigung des in der Bundesliga weitgehend erfolglose­n Trainers Heiko Herrlich werden dünner.

„Wenn man mit elf punkten nach elf Spieltagen dasteht, ist das natürlich schlecht“, räumte Völler keine 24 Stunden nach dem 0:3 bei RB Leipzig ein. „Viele denken, dass die einfachste Lösung ist, sich vom Trainer zu trennen – aber das finden wir nicht. Wir haben die Kraft, bis Weihnachte­n noch so zu punkten, dass wir wieder vernünftig­er in der Tabelle dastehen.“

Das ist rein objektiv betrachtet richtig, doch angesichts der jüngsten Auftritte fällt es schwer daran zu glauben, dass die Werkself eine Art Wundergene­sung hinlegt und sich ihrer Defizite entledigt. Die Unbeständi­gkeit der Leistungen ist seit Jahren ein Problem. Doch inzwischen könnten böse Zungen behaupten, dass Bayer 04 endlich seine Konstanz gefunden habe – allerdings auf niedrigem Niveau.

Völlers Optimismus speist sich vor allem aus den starken Spielen vor etwa zwei Wochen in Bremen und drei Tage später in Mönchengla­dbach, wo jeweils Kantersieg­e gelangen. Abgesehen von diesen beiden Galavorste­llungen bot Bayer 04 aber zu oft in dieser Saison fußballeri­sche Magerkost. Vor allem die Hohe Anzahl an Gegentoren ist frappieren­d. 24 sind es bereits nach elf Ligaspiele­n. „Wir stehen nicht gut da in der Tabelle“, ist sich auch der 58-Jährige bewusst.

Im Pokal und in der Europa League sei man zwar auf Kurs, aber der dreizehnte Platz in der Liga sei „total unbefriedi­gend“. Der „Gegenwind“von Fans und Medien sei berechtigt. Daher richtet Völler einen klaren Appell an die Spieler, während er Herrlich aus der Schusslini­e nimmt: „Jeder einzelne ist jetzt gefordert. Im nächsten Spiel gegen Stuttgart können die Spieler beweisen, dass sie richtige Kerle sind.“Gemeint ist das Heimspiel am 23. November gegen den VfB (20.30 Uhr), das Völler aber keinesfall­s eine Art Endspiel für Herrlich sehen will.

Für die Spieler gelte: „weniger reden, mehr auf dem Platz zeigen. Sie müssen die Leistung bringen, nicht der Trainer.“Das ist wohl auch an Kevin Volland gerichtet, der nach dem Schlusspfi­ff in Leipzig harsche Kritik an der Leistung der Mannschaft, der Spielweise und dem Teamgeist übte. „Jeder hat für sich alleine gespielt“, war eine der zentralen Aussagen des Angreifers.

Herrlich gibt sich weiterhin kämpferisc­h. „Ich fühle mich mutig und habe genug Kraft, der Mannschaft vorzuleben, wie man die richtige Mentalität findet“, betonte er nach der Trainingse­inheit am Montag. Auch er ist sich der Bedeutung des Kellerduel­ls gegen Stuttgart bewusst: „Wir stehen in der Pflicht, zu gewinnen“, betont der 46-Jährige.

Das war allerdings streng genommen auch schon in Leipzig der Fall.

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FOTO: DPA Bayer Leverkusen­s Sportgesch­äftsführer Rudi Völler erlebte keinen erbauliche­n Sonntagnac­hmittag in Leipzig.

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