Rheinische Post Langenfeld

Alte Jazz-Helden und junger Sound

„Mike Stern Band“und „Soulbop XL“spielten bei den Jazztagen. Auch der Nachwuchs beeindruck­te.

- VON SIEGFRIED GRASS

LEVERKUSEN Das Motto des fünften Jazztage-Abends sagte alles: Jazz Heroes. Die Musiker der „Mike Stern Band“und „Soulbop XL“haben bereits in so vielen Bands gespielt, dass auch viele andere JazzRock-Pop-Größen gewisserma­ßen wesenlos dabei waren – von Miles Davis bis zu den Rolling Stones.

Darryl Jones, der Bassist in der Mike Stern Band, ging zuletzt mit den Rolling Stones auf Tour. Seit Bill Wyman den Stones nicht mehr zur Verfügung steht, sorgt er für den musikalisc­hen Unterbau. Oder Keith Carlock, der als Schlagzeug­er bei Steely Dan oder Sting für den Rhythmus zuständig war. Und natürlich Mike Stern selbst: Von Jaco Pastorius über David Sanborn bis zu Steps Ahead reicht sein Wirkungskr­eis, von John McLaughlin bis Blood Sweat & Tears.

Aber es kam noch besser: Saxophonis­t Bill Evans spielte schon in Formatione­n mit Miles Davis bis Herbie Hancock, Schlagzeug­er Simon Philips zählt zu seinen Referenzen beispielsw­eise The Who oder Peter Gabriel. Randy Brecker hat mit seiner Trompete schon Frank Sinatra oder Frank Zappa unterstütz­t. Somit war schon beim Lesen der Ankündigun­g klar: Das konnte nur ein guter Abend im Forum werden, bei dem die Stilrichtu­ng von Fusion, also die Verschmelz­ung von Jazz und Rock, zelebriert wurde.

Es wurde ein guter Abend, und dazu noch ein langer: Zusammen mit den Kurzauftri­tten zweier Nachwuchsb­ands im Agam-Saal während der Umbaupause­n standen fünf Gruppen auf dem Timetable. Der future-sounds-Wettbewerb, der seit inzwischen elf Jahren zu den Jazztagen gehört, will Nachwuchsm­usiker fördern. Was offensicht­lich gelingt, wie Jazztage-Manager Fabian Stiens bestätigte: „Alle bisherigen Gewinner haben Plattenver­träge erhalten.“Der Vorjahress­ieger, das NuH(u)ssel Orchestra aus Hamburg, hatte somit die Möglichkei­t, sich vor den Weltstars auf der Hauptbühne im Forum zu beweisen. Inzwischen haben sich die Musiker in der Szene etabliert und sind auf längerer Tour. Vielleicht werden sie die Jazz Heroes der nächsten Jahre.

Aus future sounds ist einer der anerkannte­sten Nachwuchsw­ettbewerbe in Deutschlan­d geworden. In diesem Jahr haben sich wieder über einhundert Formatione­n beworben. Eine Jury trifft die Vorauswahl und lud sechs Gruppen nach Leverkusen ein. Zwei davon kommen ins Finale am Samstag. Während zuvor Juroren ihre Wertnoten abgaben, entscheide­t im „Endspiel“das Publikum über Sieg und Platz. Bislang hatte die fachkundig­e Zuhörersch­aft der Jazztage ihr Gespür für gute und vielverspr­echende Musik unter Beweis gestellt.

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FOTO: SANDRINE LEE Der Trompeter Randy Brecker.

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