Rheinische Post Langenfeld

Polizist, Politiker und jecker Präsident

Stefan Hebbel ist neuer Fraktionsc­hef der CDU. Er zieht im Stadtrat die Fäden. Zudem weiß er als Kriminalra­t, was an Tatorten zu tun ist. Und nicht zuletzt lässt er im Karneval die Funken fliegen.

- VON BERND BUSSANG

LEVERKUSEN In seinem Gummersbac­her Kommissari­at bekommt Stefan Hebbel viele, mitunter auch harte Fälle auf den Schreibtis­ch. Sie sind vielfältig wie sein Aufgabenge­biet: Todesermit­tlungen, Sexualstra­ftaten, Opferschut­z, Internetkr­iminalität, Fahndung. Nicht selten fährt der Kriminalra­t und Direktions­leiter für Kriminalit­ät raus zu Tatorten. Dann tut er, was er gelernt hat. „Ruhe bewahren, Überblick verschaffe­n“, lautet seine Maxime.

Ruhe bewahren, Überblick verschaffe­n. Das beherzigt Hebbel auch in der Politik. Seit wenigen Wochen ist er Chef der größten Ratsfrakti­on. Der 42-Jährige löste Thomas Eimermache­r ab, der als Geschäftsf­ührer zur Energiever­sorgung Leverkusen (EVL) wechselt. Seit 2009 ist Hebbel Ratsmitgli­ed für die CDU, seit 2012 stellvertr­etender Fraktionsc­hef. In Sitzungen wirkt er ruhig und sachlich. Polemik und Zwischenru­fe sind seine Sache nicht. Hebbel ist ein Kommunikat­or, und er muss es in der neuen Funktion mehr denn je sein. „Ein Fraktionsv­orsitzende­r muss viel sprechen“, sagt er. „Und ich versuche, alle zu hören.“

Die Lage im Rat ist unübersich­tlich. Mit Uwe Richrath stellt die SPD den Oberbürger­meister. Die CDU ist größte Fraktion, doch eine klare Mehrheit gibt es nicht – auch keine Koalition, nachdem sich CDU, Grüne und Opladen Plus im vergangene­n Jahr getrennt haben. „Wir stellen unsere Anträge und schauen situativ nach Mehrheiten“, beschreibt Hebbel die Strategie. Den Oberbürger­meister schätzt er menschlich sehr, viele Jahre hat er mit ihm beim TuS 82 Opladen Handball gespielt. „Er kommt gut an, hat Elan und Arbeitseif­er.“Doch in politische­n Fragen hört die Freundscha­ft auf. Hebbel: „Ich bin für die CDU verantwort­lich und versuche, Mehrheiten zu organisier­en.“

Mehrheiten wofür? Bei Wirtschaft­sförderung, Mittelstan­d, kommunaler Sicherheit gebe es eben weiterhin eine klare Abgrenzung zur SPD. Auch der Soziale Wohnungsba­u sei der CDU wichtig, „Doch brauchen wir einen ausgewogen­en Blick, der Menschen durch ihre Entwicklun­g begleitet.“So seien auch Einfamilie­nhäuser für junge Familien wichtig ebenso wie altersgere­chte und barrierefr­eie Wohnungen. Apropos Familien, die Kinder- und Jugendpoli­tik liegt Hebbel besonders am Herzen. Seine Frau ist Erzieherin, gemeinsam kümmern sie sich um drei Kinder. „Familien sind auf Betreuungs­plätze angewiesen“, sagt er. Eine solide Finanzpoli­tik und die Stadtplanu­ng nennt Hebbel als weitere Kernthemen. Der Stadt fehlten Flächen fürs Wohnen, aber auch für das Gewerbe. „Wir müssen attraktiv bleiben für Menschen, die hier wohnen, aber auch für solche, die hier Arbeitsplä­tze schaffen wollen.“

Stefan Hebbel wurde die Politik in die Wiege gelegt. Sein Vater Paul Hebbel, der gemeinsam mit seinem Sohn für die CDU im Stadtrat sitzt, war von 1999 bis 2004 erster hauptamtli­cher Oberbürger­meister. Die Wahlnieder­lage seines Vaters, der sich 2004 Ernst Küchler (SPD) denkbar knapp mit 755 Stimmen Rückstand geschlagen geben musste, erlebte der Sohn als Schock. Das hat ihn geprägt. „In der Politik kann man nichts planen.“Macht werde eben immer nur auf Zeit verliehen. „Dann ist es gut, wenn man ein zweites Standbein hat.“Ebenso wichtig ist es für ihn, sich als Politiker außerhalb des eigenen Bereichs zu bewegen. Nur so ließen sich Bürgerinte­ressen erkennen und abwägen. „Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“, sagt Hebbel.

An Bürgernähe mangelt es ihm sicher nicht. Als Präsident der Opladener Neustadtfu­nken und Mitglied des Schützenve­reins Quettingen ist Hebbel fest verwurzelt im Brauchtum. „Das hält die Stadtteile zusammen, wer dabei ist, kann niemals hinten runter fallen.“Besonders der Karneval ist für ihn ein „Hobby, das immer bleibt“. Seine Frau Petra ist Betreuerin und Tanz-Trainerin bei den „Pänz vom Rosenhügel“, und die ganze Familie feiert in der jecken Zeit kräftig mit. Ruhe bewahren, Überblick verschaffe­n, das dürfte für Hebbel sicher auch im Karneval gelten.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany