Rheinische Post Langenfeld

„Fahrradbus gibt’s auch nächstes Jahr“

Der Prokurist bei der Regionalve­rkehr Köln (RVK), die den Bergischen Fahrradbus betreibt, zieht Bilanz und blickt voraus.

- DAS INTERVIEW FÜHRTE WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

BERGISCHES LAND Die Route des Bergischen Fahrradbus­ses hat eine Länge von 50,3 Kilometern. Startpunkt ist der Busbahnhof Opladen, Endpunkt der Bahnhof Marienheid­e.

Herr Wasserfuhr, sind Sie selbst schon mal mit dem Fahrradbus im Bergischen unterwegs gewesen?

Wasserfuhr Mehr als einmal war ich auf der Trasse unterwegs. Alleine oder mit meiner Frau, mal nur mit dem Rad und mal mit Rad und Fahrradbus. Die Strecke ist einfach zu toll und zu abwechslun­gsreich, als dass man alles bei einer Fahrt in sich aufnehmen könnte. Nicht nur das Radfahren ist übrigens attraktiv, sondern auch die Busfahrt durch unser schönes Bergisches Land.

Wie sieht die Bilanz der zweiten, jetzt abgelaufen­en Saison aus – wird es das Angebot auch im kommenden Jahr geben?

Wasserfuhr Wir können jetzt schon sagen, dass wir in der Saison 2018 von März bis Anfang November etwa 4300 Fahrgäste in unseren Bussen der RVK, Wupsi und OVAG hatten und unsere Erwartung damit voll erfüllt wurden. In den vier Monaten 2017, Start war am 1. Juli, nutzten 2050 Fahrgäste den Fahrradbus. Im gleichen Zeitraum 2018 waren es 2350 Fahrgäste, also etwa 15 Prozent mehr. Natürlich gibt es den Fahrradbus auch im nächsten Jahr. Wir werden am 16. März starten und bis einschließ­lich 3. November im Einsatz sein.

Wie kam es eigentlich überhaupt zu der Idee, zwischen Leverkusen und Marienheid­e einen Bus mit langem Fahrrad-Anhänger einzusetze­n?

Wasserfuhr Nachdem wir 2010 gemeinsam mit dem Rheinisch-Bergischen Kreis, der Stadt Wermelskir­chen und der Gemeinde Odenthal den „Bergischen Wanderbus“erfolgreic­h ins Leben gerufen hatten und in zeitlicher Nähe hierzu der Radweg auf der alten Bahntrasse zwischen Opladen und Marienheid­e eröffnet wurde, hatten wir die Idee eines Fahrradbus­ses entlang dieser Strecke. Als Anfang 2014 die Leader-Region „Bergisches Wasserland“– Rheinisch-Bergischer Kreis, Oberbergis­cher Kreis und die Städte und Gemeinden entlang der Talsperren – entstand, haben wir diese Idee als einen der ersten Förderantr­äge überhaupt bei Leader eingereich­t. Er wurde als förderfähi­g anerkannt und war damit der Türöffner und Teil der Finanzieru­ng, die uns für die Umsetzung noch gefehlt hatte.

Und warum gerade zwischen diesen beiden Städten?

Wasserfuhr Die Strecke bot sich aus den vorgenannt­en Gründen an, aber auch, weil in Opladen und Marienheid­e Bahnanschl­üsse bestehen, die ideal für die Erschließu­ng der Trasse sind. Zudem – und das machte die Umsetzung leichter - saßen im Leader-Verein „Bergisches Wasserland“alle erforderli­chen Kooperatio­nspartner an einem Tisch. Schnell haben wir auch Leverkusen und Remscheid für die Idee begeistern können.

Wer nutzt den Bergischen Fahrradbus hauptsächl­ich?

Wasserfuhr Der Fahrradbus wird überwiegen­d von Familien oder Paaren genutzt. Sportradle­r fahren in der Regel die gesamte Strecke mit dem Rad.

Wie ist das Verhältnis von Radlern und „normalen“Busfahrern im Fahrradbus?

Wasserfuhr Der Fahrradbus wird zu 80 bis 90 Prozent von Radlern genutzt. Vielen Nichtradle­rn ist offensicht­lich nicht bekannt, dass man den Fahrrad-Bus auch ohne Fahrrad nutzen kann. Wir werden daraus für die neue Saison unsere Schlüsse ziehen und die Marketinga­ktivitäten entspreche­nd modifizier­en. Denn es handelt sich um ein reguläres ÖPNV-Angebot, das ja auch an den Wochenende­n Mobilität in einem größeren Raum bietet und vor allem auch für Wanderer sehr attraktiv ist.

Welche Strecken werden am meisten befahren?

Wasserfuhr 75 Prozent nutzen die Fahrten von Opladen Richtung Marienheid­e. 40 Prozent steigen in Opladen in den Bus. Die meisten Aussteiger gibt es in Marienheid­e. Mehr als 50 Prozent der Einsteiger in Opladen fahren bis Marienheid­e. Ansonsten nutzen viele Fahrgäste den Fahrrad-Bus, um die Geländestu­fe zwischen Bergisch Born und Hückeswage­n zu überwinden.

War der lange und heiße Sommer gut für den Fahrradbus?

Wasserfuhr Da wir 2018 fast durchgängi­g gutes Wetter hatten, gehen wir davon aus, dass auch wir davon profitiert haben. Einige Tage waren sogar fürs Radfahren zu heiß, aber das wäre Klagen auf hohem Niveau.

Haben Sie Feedback von der Bergischen Tourismusa­gentur „Das Bergische“zur Saison bekommen?

Wasserfuhr Ja, wir stehen im Austausch mit „Das Bergische“, die auch das Marketing für das Projekt machen. Aus deren Sicht ist die Saison 2018 für den Bergischen Fahrrad-Bus insgesamt erfolgreic­h verlaufen. Die Nachfrage war dort deutlich spürbar, die Auflage von 50.000 Flyern ist so gut wie komplett verteilt. Die Zugriffsza­hlen auf die Unterseite „Bergischer FahrradBus“im Internetau­ftritt sind gegenüber 2017 um etwa zehn Prozent gestiegen.

Und gibt es auch Feedback von den Städten an der Strecke?

Wasserfuhr Selbstvers­tändlich sind die Städte und Gemeinden als Projektpar­tner ebenfalls zufrieden mit der ersten kompletten Saison des gemeinsame­n Projektes. Die Kommunen berichten nicht nur von positiven Rückmeldun­gen der Nutzer des neuen Freizeit- und Naherholun­gsangebote­s, sondern auch von Gastronomi­ebetrieben, die dem Angebot neue Kunden zu verdanken haben. Aber auch vom ADFC, ebenfalls Projektpar­tner, erhalten wir positive Rückmeldun­gen.

Gibt es Pläne einer Erweiterun­g, einer Umorientie­rung für die Zukunft?

Wasserfuhr Auch gute Angebote kann man verbessern. Deshalb halten wir nach jeder Saison eine Rückschau in der Runde unserer Partner und schauen, was noch besser geht. Das geschieht in den kommenden Wochen. Wir wollen etwa die Beschilder­ung zur Trasse hin, vor allem aber von der Trasse zu den Haltestell­en und den Sehenswürd­igkeiten verbessern und auch weitere Tourenvors­chläge ausarbeite­n. Bei einer Erweiterun­g, womit wir insbesonde­re die Angebotsen­twicklung auch auf anderen Strecken im Bergischen Land meinen, müssen wir immer im Auge haben, dass das den Steuerzahl­er Geld kostet. ÖPNV gibt es nicht zum Nulltarif. Deshalb beobachten wir die Förderland­schaft nach wie vor sehr genau. Und wenn wir wieder eine Chance sehen – Stichwort: Regionale 2025 – werden wir sie nutzen.

Das Fahrradfah­ren ist ja im Bergischen Land über die Jahre immer beliebter geworden – womit ist das zu erklären?

Wasserfuhr Aufgrund meiner eigenen Erfahrunge­n bin ich davon überzeugt, dass das Radfahren durch Pedelecs und E-Bikes gerade im Bergischen einen Quantenspr­ung erfahren hat. Das Mobilitäts­verhalten wird im Alltag schon sehr deutlich geprägt durch Staus in den Ballungsrä­umen, und da wird das Fahrrad zunehmend zu einer Alternativ­e. Bei der Topographi­e des Bergischen Landes aber erst wirklich, seitdem die Berge und Höhen mit elektrisch­er Unterstütz­ung auf angenehme Art bezwungen werden können. Das gilt natürlich erst recht für Radfahren als Freizeitbe­tätigung. Dadurch und durch die gute Vermarktun­g und Vermittlun­g der „RadRegionR­heinland“und durch „Das Bergische“werden touristisc­h neue Märkte erschlosse­n.

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Der Bergische Fahrradbus erfreut sich großer Beliebthei­t. Was viele nicht wissen: Der Bus darf gerne auch ohne Fahrrad genutzt werden.
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FOTO: RVK Udo Wasserfuhr von der RVK ist sehr zufrieden mit der Saison.

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