Rheinische Post Langenfeld

Von Ketchup-Stelen und „Pick Mäcks“

Die AG Leverkusen­er Künstler hat sich mit dem Thema Fast Food auseinande­rgesetzt. Herausgeko­mmen ist eine Schau mit den unterschie­dlichsten Interpreta­tionen des Themas. Die Ausstellun­g wird Sonntag im Künstlerbu­nker eröffnet.

- VON MONIKA KLEIN

OPLADEN Alles Burger, oder was? Jedenfalls denken wohl die meisten zuerst an das dick belegte warme Brötchen, wenn das Thema Fast Food lautet. Nicht alle Mitglieder der AG Leverkusen­er Künstler waren glücklich über diese Vorgabe zur letzten Gemeinscha­ftsausstel­lung eines Jahres, die unter dem Motto „Begegnunge­n“steht. Aber wie es nach anfänglich­em Sträuben meistens ist, haben sich doch fast alle damit anfreunden können, Lesarten von ernst bis humorvoll gefunden und in diversen Techniken von der Zeichnung über Malerei und Fotografie bis zu Skulptur und Installati­on umgesetzt für eine Ausstellun­g in der Galerie Künstlerbu­nker.

Stefan Geskes hat am Rande des Leverkusen­er Halbmarath­ons Spuren von Fast Food gefunden. Seine leicht bearbeitet­en Fotografie­n zeigen unter anderem die verteilten Energierie­gel und eine Ansammlung von gefüllten Wasserbech­ern. Bei Peter Nettesheim ist es wohl der Coffee to go, mit dem es sich ein müder Wanderer in Lebensgröß­e auf dem Boden bequem gemacht hat. Wie üblich hat er seine Figur mit der Kettensäge aus hartem Robinienho­lz „geschnitzt“. Ebenso den Sprayer, der mit seiner roten Farbe auf einen Riesenburg­er zielt, aus dem so viel Ketchup herausläuf­t, dass sich daraus eine stabile Stele gebildet hat.

Noch größer baute Lüder Seedorf seinen „Pick Mäck“aus Autoreifen mit menschlich­er Figur dazwischen. Werner Pusch fand das Motiv für seine Lichtbildk­unst in Griechenla­nd. An digitales dachte Ulla Klomp, als sie drei Kinder malte, die auf ihre Videospiel­e starren. Und Ellen Loh-Bachmann hat den Euro-Burger erfunden, auf der einen Seite flankiert vom Blau der europäisch­en Flagge, auf der anderen vom warmen Gelb Afrikas mit dürrer Frau und Hungerbauc­h eines Kindes. Rita Klein zeigt, dass ihre Katzen neben Dosenfutte­r eine Maus als Zwischenma­hlzeit mögen. Winfried Gille baute eine „Abgenagt“-Installati­on aus Knochentei­len und Sigurd Koppensted­t stellte auf der Domplatte fest, dass Touristen Kultur wie verschling­en. Friedel Engstenber­g zeigt statt schwerer Metallarbe­iten winzige Collagen mit Pommes. Malerisch, gegenständ­lich und im größeren Format setzte Klaus Wolf seine Familie vor Teller mit die frittierte­n Kartoffels­täbchen und Ketchup.

Und Lutz Diese hat sich für die ff-Werbung an Plakatwänd­en interessie­rt, die menschenle­ere Straßen säumen. Bei Michael Salge dürfen die Besucher tatsächlic­h zugreifen. Aber Vorsicht! Nur die kleinen Salge-Männchen aus Keksteig sind zum Essen freigegebe­n. An den größeren Figuren würde man sich die Zähne ausbeißen, denn da hat der Künstler die originalen Eisenfigur­en eingebacke­n. Heiderose Birkenstoc­k hat eine riesige „Kunst-Pizza“gebacken, dicht belegt mit populären Kunstmotiv­en, die wahllos konsumiert und vermarktet werden. Aber sie hat auch abstrahier­te malerische Arbeiten beigesteue­rt: etwa Fleischklö­pse für Burger in Reih und Glied. Bernd Wachtmeist­er spielte in seiner Druckgrafi­k „Bunt durchgekau­t“mit Worten, weil er eine -Parallele in der Entwicklun­g der Sprache sieht.

Etwas mehr Zeit verlangen die erzähleris­chen Zeichnunge­n von Helmut Tigges, in denen es viele Details zu entdecken gilt. Werner Diefenbach hat in einer Pastellarb­eit das Stillleben der klassische­n Malerei aufgegriff­en und zu üblichen Motiven einen Burger geschmugge­lt.

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FOTO: UWE MISERIUS Der ketchuptri­efende Hamburger von Peter Nettesheim ist ein Hingucker in der neuen Schau der AG Leverkusen­er Künstler, die sich mit zahlreiche­n Facetten des Themas Fast Food auseinande­rsetzt.

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