Wie Beikircher Sommer-Urlaube in Italien herbeisingen kann
OPLADEN Die Lesebrille auf der Nase, ergrautes Haar, ein verschmitzter Blick – das sind die (äußeren) markanten Merkmale von Konrad Beikircher. Der Wahlrheinländer aus Bruneck in Südtirol mit Wiener Schmäh und rheinischem Akzent, der Musiker, Kabarettist, Autor mit derzeitigem Wohnort Bonn-Bad Godesberg, Jahrgang 1945, ist aktuell mit verschiedenen Programmen unterwegs, Im Opladener Scala war es am Mittwoch nun dies: „Un gelato al limon – Beikircher singt Conte”.
Dabei bezeichnetet er sich selbst „als halbe Miete“; denn zusammen mit Martin Wagner (Akkordeon), Hanns Höhn (Kontrabass) und Matthias Raue (Geige/Bratsche, Mandoline, Gitarre) baute er eine wohltuende und anregende Atmosphäre im Scala-Club – „eine Konzerthalle mit Herz“(Beikircher) – auf. „Gute Musiker sind bereits die halbe Miete für ein gelungenes Konzert“, merkte der wortgewandte Künstler, der früher als Gefängnispsychologe arbeitete, an. Das waren die Ingredienzien für die Lieder des italienischen Sängers und Jazzmusikers Paulo Conte und seines Bruders Giorgio. Von Conte, also beiden Contes, ist der Kabarettist Riesenfan. Und damit hatte Konrad Beikircher dann noch gerade die Erklärung dafür gefunden, dass sein Liederabend ja während der Leverkusener Jazztage stattfand.
Damit auch jeder Zuhörer die italienischen Texte verstand, trug sie Beikircher zuvor in deutscher Übersetzung vor. Meistens waren sie kurz, mitunter auch ein bisschen banal. Beikirchens Wink ans Publikum: Wer das auch so sieht, könne ja Paolo Conte, den Kultstar unter den Cantautori, demnächst selbst fragen, wenn der im August nächsten Jahres ein Konzert auf dem Roncalli-Platz in Köln geben wird.
Konrad Beikircher, schon häufiger auf Leverkusener Bühnen tätig, kennt sich aus in der Stadt. Leverkusen sei schön (verhaltener Beifall), aber Opladen noch schöner (etwas lauterer Beifall). Aber: Am schönsten, merkte er an, sei es in Schlebusch (keine Zustimmung).
Dieses Bekenntnis streute er ebenso beiläufig geschickt ein wie die vielen Geschichten von Berlusconi (italienischer Politiker), dem Topolino (kleines Auto von Fiat), dem Giro d’Italia (Straßenradrennen), erzählte von dem engen Regenmantel aus Nylon und von seiner Familie. Konrad Beikirchers Art des Vortrags ist so kurzweilig, so unterhaltsam auf eine feiner Art, dass das gut zweistündige Konzert im Scala, dieser musikalisch-sprachliche Mini-Ausflug nach „bella Italia“, wie im Fluge vergeht.
Als Zugabe gab der rheinische Südtiroler dann noch das berühmte „Azzuro“, das Paolo Cnte Ende der 1960er Jahre komponierte. Und damit war die Illusion von schönen Sommer-Urlauben in Italien perfekt, von der warmen Melancholie, von der Wehmut und von Zeiten, als Italiens Strände noch weit entfernt davon waren, Teutonengrills zu werden.