Rheinische Post Langenfeld

Choreograf Philippe Kratz mag auf der Bühne keine Zufälligke­iten

- VON MONIKA KLEIN

LEVERKUSEN Wie geht ein junger Choreograf eigentlich vor, wenn er ein eigenes Stück entwickelt? Hat er bereits alle Bilder und Abläufe im Kopf, oder ist es eher eine Grundidee, die erst mit viel Improvisat­ion entwickelt wird? Der Tänzer Philippe Kratz steht als Choreograf noch am Beginn seiner Laufbahn und ist als solcher im Sommer in das Start-Förderprog­ramm von Bayer Kultur aufgenomme­n worden.

Er arbeitet eher nach dem zweiten Prinzip. Aber da er bisher ausschließ­lich für Kollegen choreograf­iert, die er wirklich gut kennt, hatte er wohl von vorne herein deren Ausdrucksm­öglichkeit­en im Kopf. Doch das Spannendst­e ist für ihn tatsächlic­h der zweite Schritt, wenn er zusammen mit einem Tänzer seinen Plan im Austausch mit dem Kollegen formt und verändert. Denn als Tänzer weiß er: „Ich muss meine Bewegung selbst erarbeitet haben.“In dieser Woche stellte sich der Start-Künstler, der immerhin schon auf eine zehnjährig­e Karriere bei Aterballet­to zurückblic­ken kann, im Gespräch dem Leverkusen­er Publikum vor.

Auf der Bayer-Bühne konnte man ihn bereits sehen, und man wird ihm noch öfter begegnen, auf jeden Fall während des dreijährig­en Programms, in dem er der erste Choreograf ist. Beim Erholungsh­aus-Gastspiel im Juni wird seine Choreograf­ie „Phoenix“aufgeführt. Über die Idee dahinter erzählte Kratz einiges beim Besuch in seiner Heimatstad­t, bei dem er unter anderem Suheyla Ferwer begegnete, in deren Bühnenkuns­t-AG er von seinem ersten Jahr am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium an getanzt hat. Und zwar mit großer Ernsthafti­gkeit, bewies eine kleine Videoeinsp­ielung, in der der kleine Philippe inmitten größerer Tänzerinne­n zu sehen war und sich im Interview äußerte. Dass seine Leidenscha­ft eher ungewöhnli­ch ist für einen Jungen, hat ihm nie etwas ausgemacht. Schon als Vierjährig­er, da meldete ihn seine Mutter aufgrund seiner Begeisteru­ng in einer klassische­n Ballettsch­ule an, zog ihn jede Art von Tanz in ihren Bann.

Inzwischen hat er sich, was die Richtung angeht klar positionie­rt im modernen Tanztheate­r, denn „Tanz ist für mich generell Ausdruck von Gefühlen“. Klassische­s Ballett hat er sehr wohl im Laufe seiner Ausbildung gelernt. Und bei der Arbeit mit ganz unterschie­dlichen Choreograf­en am Ballett Dortmund, wo er gleich nach der Doppelqual­ifikation Abitur/geprüfter Bühnentänz­er sein erstes Engagement als Solist bekam, sowie in Italien bei Aterballet­to hat er etwa einen völlig konzeption­ellen Ansatz mitbekomme­n.

„Jeder Choreograf und jeder Tänzer, mit dem ich zusammenge­arbeitet habe, hat mir etwas gebracht“, sagt er überzeugt. Ob er als Choreograf seine eigene Handschrif­t hat, vermag er nicht mit ja oder nein zu beantworte­n. Sein Grundsatz: „Auf der Bühne muss jede Bewegung Qualität haben, es muss ein Gedanke dahinterst­ehen.“Denn: „Ich mag keine Zufälligke­iten.“

 ?? UWE MISERIUS FOTO: ?? Sprach im Erholungsh­aus über seine Karriere und seine Ziele: der Leverkusen­er Tänzer und Choreograf Philippe Kratz.
UWE MISERIUS FOTO: Sprach im Erholungsh­aus über seine Karriere und seine Ziele: der Leverkusen­er Tänzer und Choreograf Philippe Kratz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany