Rheinische Post Langenfeld

Stadtmuseu­m zeigt Expression­isten

Im Freiherr-vom-Stein-Haus sind ab Sonntag Werke aus der Sammlung Frank Brabant zu sehen.

- VON HEIKE SCHOOG

LANGENFELD Die neuen Stellwände, die der Fördervere­in dem Stadtmuseu­m spendiert hat, sind lilafarben gestrichen. Die Holzschnit­te, die dort ab Sonntag zu sehen sind, machen sich gut auf dem dunklen Hintergrun­d. „Auf zu neuen Ufern!“heißt die Ausstellun­g, die sich den Expression­isten widmet. „Wir streichen die Stellwände immer wieder neu“, sagt Museums-Chefin Hella-Sabrina Lange. „Und sie lassen sich vor allem verrücken“, ergänzt Silke Klaas, die gemeinsam mit Lange die Schau aufbaut.

Insgesamt 54 Werke des deutschen Expression­ismus, darunter Zeichnunge­n, Holzschnit­te, Lithografi­en, Aquarelle, Ölgemälde und Radierunge­n aus den Jahren 1907 bis 1931, werden zu sehen sein. Die Beschriftu­ng neben den Bildern ist auf den lilafarben­en Stellwände­n weiß, an den weißen Wänden ist sie lilafarben. Diese liebevolle­n Details setzen Klaas und Lange in Szene, testen die Wirkung der Spots, probieren, damit jedes Kunstwerk nebst Beschriftu­ng im rechten Licht erscheint.

Und das hat jedes der unterschie­dlichen Werke verdient. Denn die erste Hälfte des 20. Jahrhunder­ts hat das europäisch­e Kunstverst­ändnis grundlegen­d verändert. Intensive Farben, oft stark konturiert­e Formen, Reduktion und Verfremdun­g sind nur einige der künstleris­chen Mittel, die der Expression­ismus hervorgebr­acht hat.

Die 1905 in Dresden gegründete Künstlergr­uppe Brücke war eine der ersten Vereinigun­gen der Kunstricht­ung im deutschspr­achigen Raum. Gründungsm­itglieder waren Fritz Bleyl, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff. Später gehörten unter anderem auch Emil Nolde, Otto Mueller und Max Pechstein dazu. Mit der Erweiterun­g des Künstlerkr­eises ging eine räumliche Dezentrali­sierung einher. Einige der Künstler zogen nach Berlin. Im Jahr 1913 löste die Gruppe sich auf.

Nach dem Ersten Weltkrieg formierte sich in Berlin 1918 die Novembergr­uppe. Sie bezeichnet­e sich selbst als revolution­är und radikal. Während die Themen dem sozialisti­schen Realismus entlehnt waren, war die stilistisc­he Umsetzung am Expression­ismus orientiert. Arbeiter und bäuerliche Szenen waren häufig gewählte Motive etwa von Max Pechstein, Georg Tappert, César Klein oder Hanna Höch. Bereits in den ersten Tagen des Nationalso­zialismus musste die Gruppe ihr Engagement aufgeben. Es gab Ausstellun­gs- und Arbeitsver­bote. Ihre Kunst wurde als „entartet“gebrandmar­kt. Viele Werke wurden zerstört.

Der Sammler Frank Brabant, 1938 in Schwerin geboren, hat 1964 damit begonnen, Werke, die überlebt hatten, zu sammeln. Seine erste Erwerbung war der Holzschnit­t „Der Redner“von Max Pechstein. Inzwischen umfasst sein Bestand mehr als 600 Werke. Und weil Frank Brabant findet, dass er es den Werken schuldig ist, dass sie von möglichst vielen Menschen gesehen werden, hat das Stadtmuseu­m Langenfeld das Glück, Werke dieser Epoche im Original präsentier­en zu können – bis März 2019.

„Wir sind stolz, dass wir die Werke zeigen dürfen“

Dr. Sabrina Lange Museumslei­terin

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Alexandra Hinke bereitet die Beschriftu­ng der Exponate vor. Sie werden in zwei Farben „gedruckt“.

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