Rheinische Post Langenfeld

Havertz will raus aus Bayers Achterbahn

Der 19-Jährige war beim 2:0-Heimsieg gegen Stuttgart neben dem Doppeltors­chützen Kevin Volland der beste Mann auf dem Platz. Nach der Partie blieb er betont sachlich. Weiterhin sei vor allem eine Sache gefragt: harte Arbeit.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Als Kai Havertz in der 76. Minute auf Kevin Volland flankte und der Angreifer den Ball zum 1:0 gegen den VfB Stuttgart ins Tor köpfte, war die kollektive Erleichter­ung in der BayArena spürbar. Nicht nur auf die Leverkusen­er Fans hatte der Treffer eine erlösende Wirkung. Auch dem seit Wochen in der Kritik stehende Trainer Heiko Herrlich dürfte ein gigantisch­er Stein vom Herzen gefallen sein. Dass Volland wenig später nach einem Konter noch das 2:0 gelang, besiegelte den erst zweiten Heimsieg der Saison. Wie wichtig das Erfolgserl­ebnis ist, war anhand der Stimmen nach der Partie erkennbar.

„Das war ein kleines Endspiel und das haben wir auch so angenommen“, sagte Havertz. Er hob den Einsatzwil­len im Team hervor. „Wir haben alles dafür getan, um Punkte zu holen und wurden dafür belohnt.“Der Druck sei groß gewesen – vor allem weil es bis zur Schlussvie­rtelstunde trotz einiger guter Chancen noch 0:0 stand. Nicht nur Doppelpack­er Volland hatte bis dahin mehrere gute Gelegenhei­ten ausgelasse­n. Lange sah es so aus, als würde es keinen Sieger im Duell der Krisenklub­s geben.

Havertz sieht in dem Sieg aber höchstens einen kleinen Schritt eines noch sehr weiten Weges. „Man sieht, wie schnell es im Fußball geht: Vor zwei Wochen bist du noch der Buhmann und jetzt wirst du nach einem Heimsieg gefeiert“, beschrieb der Youngster die Gefühlslag­e zwischen dem 0:3 in Leipzig und dem 2:0 gegen Stuttgart. „Wir dürfen uns nichts darauf einbilden und müssen weiter hart arbeiten.“

Der 19-Jährige weiß zu genau, wie schnell sich die emotionale Lage in der Bundesliga ändern kann – und vor allem Bayer 04 hat in dieser Saison ein möglichst breites Spektrum an Empfindung­en provoziert. Von euphorisie­renden Kantersieg­en über spektakulä­re Comebacks bis zu niederschm­etternden Pleiten war in erstaunlic­her Regelmäßig­keit bislang alles dabei. Geht es nach Havertz, sollen sich die Leistungen der Werkself freilich möglichst schnell auf der erfreulich­en Seite einpendeln. „Wir haben alle schwere Wochen hinter uns. Aber wir wissen, was für eine Qualität wir in der Mannschaft haben und dass wir gegen jeden Gegner bestehen können.“

Auch Julian Brandt, der gegen den VfB durchwachs­en spielte, will sich nicht auf den drei Punkten gegen das Schlusslic­ht ausruhen. „An Selbstvert­rauen mangelt es in der Mannschaft nicht, aber jeder Sieg tut gut“, betonte er. „Wenn wir Weihnachte­n nicht auf dem 14. Platz stehen

wollen, sind wir gut beraten, die nächsten Bundesliga-Spiele zu gewinnen. Wir haben seriös, gut und abgezockt gespielt – auch wenn das Tor erst spät fiel.“

Matchwinne­r Volland, der nach der Pleite in Leipzig Team und Spielweise kritisiert­e („Jeder hat nur für sich gespielt“) und dafür am Tag darauf von Sportdirek­tor Rudi Völler gerüffelt wurde („weniger reden, mehr zeigen“), blieb nach der Partie wortlos. Havertz freute sich für den zweifachen Torschütze­n, der einige Anläufe brauchte, um zum Erfolg zu kommen. „Kevin hat eine große Erfahrung. Er weiß, wie er mit solchen Situatione­n umgehen muss. Wir haben volles Vertrauen in ihn und wussten, dass er sich so eine Chance nicht nochmal nehmen lässt“, sagte er mit Blick auf eine ausgelasse­ne hundertpro­zentige Chance Mitte der zweiten Halbzeit. „Er hat sich belohnt und uns allen eine Freude bereitet.“

Am kommenden Montag geht es beim nächsten Abstiegska­ndidaten in Nürnberg weiter (20.30 Uhr). Vorher ist am Donnerstag in der Europa League Ludogorez Rasgrad (18.55 Uhr) zu Gast in der BayArena.

 ?? FOTO: DPA ?? Kai Havertz bereitete das wichtige 1:0 gegen Stuttgart vor und war auch sonst ein steter Aktivposte­n.
FOTO: DPA Kai Havertz bereitete das wichtige 1:0 gegen Stuttgart vor und war auch sonst ein steter Aktivposte­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany