Rheinische Post Langenfeld

Anlieger sollen für Bahn ihre Bäume fällen

- VON OLIVER SCHMETZ

AACHEN Die Deutsche Bahn hat Briefe an rund 50 Privatleut­e verschickt, deren Grundstück­e an der Bahnlinie Köln-Aachen liegen. Darin fordert sie das Fällen von „Gefahrenbä­umen“an der Strecke. Einer von ihnen ist Benno Faymonvill­e, der an der Maria-Theresia-Allee in Aachen wohnt. Ende Oktober bekam er ein Einschreib­en von der Bahn. Bei der regelmäßig­en Inspektion der Bahnstreck­e von Köln nach Aachen habe man festgestel­lt, dass sich auf seinem Grundstück betriebsge­fährdende Bäume befänden, hieß es darin.

Sie stünden „in unmittelba­rer Nähe“zur Bahnstreck­e und stellten eine „Gefahr für die Sicherheit des Eisenbahnv­erkehrs“dar. Als Eigentümer sei er aufgrund der Verkehrssi­cherungspf­licht gehalten, dafür Sorge zu tragen, dass von seinem Grundstück keine Gefahren ausgingen. Bis zum 7. November bat man ihn um Rückmeldun­g, die angezeigte­n Bäume müsse er bis zum 31. Dezember entfernen. Faymonvill­e vermutet, dass zwei Eichen an einem der Bahnböschu­ng zugewandte­n Hang auf seinem Grundstück gemeint sind. Das Alter der rund 25 Meter hohen Bäume schätzt er auf 80 bis 90 Jahre. Sie dürften unter die Baumschutz­satzung fallen. Nie zuvor habe die Bahn diese Bäume bemängelt, sagt er. Sind die beiden Eichen just im vergangene­n Jahr – nach eigenem Bekunden inspiziert die Bahn jährlich die Gewächse an den Bahnstreck­en – die entscheide­nden Zentimeter gewachsen, um zu „Gefahrenbä­umen“ zu werden? Oder hat man die Maßstäbe verschärft?

Für Letzteres könnte sprechen, dass die Deutsche Bahn just in diesem Jahr einen 125 Millionen Euro schweren „Aktionspla­n Vegetation“aufgelegt hat, der vorsieht, dass entlang der Bahnstreck­en mehr Vegetation als bislang verschwind­en soll. Einem Bahnsprech­er zufolge geht es „um die klassische Verkehrssi­cherungspf­licht“. Im Stadtgebie­t werde aktuell ein 6,8 Kilometer langer Streckenab­schnitt untersucht, rund 50 Anlieger seien angeschrie­ben worden. Wie viele Bäume die Bahn fällen lassen will, wird auf Anfrage nicht beantworte­t. Zudem sei nur in den „seltensten Fällen“ein Fällen der Bäume erforderli­ch, bei 5060 Ortstermin­en mit Anliegern habe man aber viel Verständni­s erfahren.

Benno Faymonvill­e hatte bisher keinen Termin mit der Bahn. Er hat dem Unternehme­n fristgerec­ht mitgeteilt, dass er nicht daran denke, seine Eichen, die „kerzengera­de und kerngesund“seien, zu fällen. Gehört hat er von der Bahn seitdem nichts mehr.

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FOTO: M. JASPERS Benno Faymonvill­e vor den Eichen auf seinem Grundstück.

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