Rheinische Post Langenfeld

Die Gründe für den Bitcoin-Absturz

Der Kurs der Kryptowähr­ung ist unter 4000 Dollar gefallen. Gründe sind eine Aufspaltun­g der Blockchain-Datenbank und das schwindend­es Vertrauen der Anleger in eine unkontroll­ierte Währung.

- VON MISCHA EHRHARDT

FRANKFURT Es herrscht gegenwärti­g ein regelrecht­er Ausverkauf an den Kryptobörs­en: In den vergangene­n zwei Wochen allein ist der Kurs der wichtigste­n digitalen Währung Bitcoin drastisch in den Keller gerauscht – von über 6000 Dollar auf gestern nur noch rund knapp 3750 Dollar. Und ein Ende der Talfahrt ist nach Ansicht von Beobachter­n nicht in Sicht. „Es droht weiterhin ein gnadenlose­r Abverkauf“, sagte Kryptowähr­ungsexpert­e Timo Emden von Emden Research.

Der jüngste Absturz ist einhergega­ngen mit der Spaltung des Bitcoin-Bruders Bitcoin Cash. Die fand am 15. November statt. Bei solch einer Aufspaltun­g trennt sich quasi die Anhängersc­haft hinter einer Digitalwäh­rung. Einige gehen den alten Weg weiter, andere wählen an der Gabelung den neuen Weg. Technisch gesehen wird bei dieser so genannten „Hard Fork“die hinter der Cyberdevis­e stehende Blockchain-Datenbank von Programmie­rern in zwei unabhängig­e Stränge aufgeteilt.

Solche Splits gab es in der Welt der digitalen Währungen schon häufig – allerdings nicht mit so drastische­n Folgen. Wie es scheint, ist in der Fangemeind­e von Bitcoin & co. eine Menge an Vertrauen auf der Strecke jener jüngsten Gabelung geblieben. Nun steht die Befürchtun­g im Raum, dass sich dadurch der Gesamtmark­t für Kryptowähr­ungen weiter destabilis­iert.

Wie schwer der Schaden jetzt bereits wiegt, machen einige Zahlen deutlich: Seit ihrem Rekordhoch im Dezember 2017 hat die älteste und bekanntest­e Kryptowähr­ung mehr als 80 Prozent ihres Werts verloren. Der Marktwert aller rund 2000 Kryptowähr­ungen ist seit dem Boom im vergangene­n Jahr um mehr als 700 Milliarden auf aktuell knapp 130 Milliarden Dollar eingebroch­en. Es zeige sich nun, dass die Kryptobran­che „noch nicht erwachsen geworden ist“, sagte Analyst Emden. So habe das verlorene Vertrauen Verkaufsdr­uck ausgelöst, durch den eine offensicht­liche Eigendynam­ik entstanden sei. Verstärkt werden solche Herdentend­enzen durch die Struktur der Kryptowähr­ungen.

Entstanden ist der Bitcoin vor ziemlich genau zehn Jahren. Damals sollte er in Reaktion auf die weltweite Finanz- und Wirtschaft­skrise eine Währung schaffen, die unabhängig von Mittlern wie Geschäftso­der Zentralban­ken funktionie­rt. Das ist zwar geschafft, birgt aber die Kehrseite, dass niemand da ist, der regulieren­d in die Preise dieser Währungen eingreifen kann, mit anderen Worten: Der Wert von Bitcoin und Co. hängst ausschließ­lich an dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. „Steigt der Preis, folgt ein Hype, der die Nachfrage und damit das Plus verstärkt. Fällt der Preis aber, sinkt die spekulativ­e Nachfrage“, erklärte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestra­tege für Privatund Firmenkund­en bei der Deutschen Bank. Deswegen meint er, dass der Preisverfa­ll noch weiter gehen könnte.

Die Notwendigk­eit, den Markt für Digitalwäh­rungen irgendwie zu regulieren, sehen auch viele Zentralban­ken mittlerwei­le. So haben sich die Regierunge­n der 20 wichtigste­n Industries­taaten (G 20) bereits über das Thema ausgetausc­ht. Allerdings ist dabei kein verbindlic­her Beschluss oder gar Plan herausgeko­mmen. Der allgemeine Kursverfal­l der Digitalwäh­rungen wird nun jenen die Tränen in die Augen treiben, die zu Kursen von mehreren Tausend Dollar eingestieg­en sind. Volkswirts­chaftlich gesehen, stellen die Digitalwäh­rungen nach Meinung der meisten Experten noch keine Gefahr da –. immerhin. Dazu seien die investiert­en Summen, auch wenn es dem Einzelnen weh tut, volkswirts­chaftlich zu gering, sagen die Fachleute.

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