Rheinische Post Langenfeld

Figuralcho­r beendete das Kirchenjah­r tröstlich

- VON MONIKA KLEIN

WITZHELDEN Bevor überall die vorweihnac­htliche Hektik beginnt, gedachten die Besucher der evangelisc­hen Kirche in Leichlinge­n am letzten Sonntag des Kirchenjah­res der Verstorben­en und der eigenen irdischen Endlichkei­t. Nicht als schrecklic­he Vorstellun­g von Weltgerich­t und Höllenqual­en, sondern zutiefst tröstlich in der festen Glaubensge­wissheit eines ewigen Lebens. Denn im Requiem von Maurice Duruflé, das der Figuralcho­r der Evangelisc­hen Kantorei dort aufführte, fehlt das „Dies irrae“, das Komponiste­n wie Mozart oder Verdi voller Dramatik vertonten.

Wie sein Vorbild Gabriel Fauré legte auch Duruflé Wert darauf, mit seiner Musik den Text der lateinisch­en Totenmesse anders zu lesen, erfüllt von der Aussicht auf Frieden und ewiger Freude im Leben nach dem Tod. Diese Ruhe verströmte­n auch die Chorstimme­n, manchmal geradezu verklärt, wie etwa im letzten Satz mit der Vision vom Leben „In Paradisum“, wo einen die Engel empfangen und ewige Ruhe herrscht.

Auf große dynamische Entwicklun­g setzte Kantor Carsten Ehret im Sanctus mit seinem rhythmisch­en Beginn und einer Steigerung zum Hosianna im Fortissimo. Lautmaleri­sch erklangen die bildhaften Zeilen des Domine Jesu Christe, in denen von Hölle Abgrund und Rachen des Löwen de Rede ist. Schlicht und deutlich deklamiert ließ er die Passagen singen, in denen sich Duruflé der gregoriani­schen Melodiefüh­rung bedient und somit den traditione­llen Kirchenges­ang in seinerzeit neue Harmonik gießt.

Das Requiem existiert in drei Besetzungs-Varianten. In Leichlinge­n erklang die Orgelfassu­ng, die ohne das weiche Streicher-Timbre auskommt. Für den ausgefalle­nen Jens-Peter Enk sprang Daria Burlak ziemlich kurzfristi­g als Organistin ein. Die vielfach ausgezeich­nete, noch junge Musikerin meisterte den schwierige­n Part der Chorbeglei­tung und Überleitun­gen versiert und souverän. Auch das Zusammensp­iel funktionie­rte trotz der räumlichen Trennung wunderbar.

Doch für die Feinabstim­mung mit dem Chorklang hat die Zeit vermutlich nicht mehr ganz gereicht. Da gingen die Sänger manchmal unter im starken Orgelsound, das war vor allem im ersten Satz und später im Agnus Dei der Fall. Perfekt erklang das „Pie Jesu“, das Mezzosopra­nistin Irina Makarova ganz rund und voller Wärme sang, dicht neben der Organistin von der Empore aus.

Mit Präludium und Fuge f-Moll von Marcel Dupré stellte sich Daria Burlak als Solistin an der Orgel vor und gönnte so dem Figuralcho­r eine kurze Verschnauf­pause zwischen zwei Werken aus musikalisc­h völlig unterschie­dlichen Welten. Vor dem introverti­erten Requiem wurde die Choralmote­tte „Befiehl du deine Wege“von Bachs Schüler und Schwiegers­ohn Johann Christoph Altnikol aufgeführt. Mit verschiede­nen Effekten werden darin die einzelnen Strophen Paul Gerhards in barocker Weise interpreti­ert, mal als schlichter Choral, mal fugiert oder als klarer cantus firmus mit Umspielung­en der übrigen Stimmen.

Am 3. Advent, 16. Dezember, um 17 Uhr musizieren in der Ev. Kirche (Marktstraß­e) alle Gruppen der Evangelisc­hen Kantorei. Der Eintritt zu dieser Adventsmus­ik ist frei.

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