Rheinische Post Langenfeld

Deutsche Bahn hat zu wenig Züge für S 1

Die Verspätung­en und Ausfälle auf der viel genutzten S-Bahn-Strecke von und nach Düsseldorf sind hausgemach­t. Wie die NRW-Landesregi­erung jetzt mitgeteilt hat, fehlen der Deutsche Bahn schlicht Kapazitäte­n bei den Fahrzeugen.

- VON MARTIN OBERPRILLE­R UND VERENA BRETZ

SOLINGEN/LEICHLINGE­N Züge, die unplanmäßi­g in Hilden enden, sowie Pendler, die nicht wissen, wie sie von dort aus nach Hause kommen sollen: Fahrten auf der S-Bahn-Linie S 1 vom Ruhrgebiet über Düsseldorf nach Solingen gleichen schon seit geraumer Zeit einem regelrecht­en Lotteriesp­iel. Und daran wird sich allem Anschein nach so schnell auch nichts ändern.

Denn wie aus einer Antwort der NRW-Landesregi­erung auf eine Kleine Anfrage des Remscheide­r Landtagsab­geordneten Sven Wolf (SPD) hervorgeht, fehlen der Deutschen Bahn AG schlicht und ergreifend Züge, um als Betreiberi­n der S 1 in Spitzenzei­ten den Fahrplan auf der Strecke aufrecht zu erhalten beziehungs­weise auf den vermehrten Einsatz von Kurzzügen verzichten zu können.

So sind zwei Fahrzeuge aufgrund von Brandschäd­en bereits seit einigen Wochen nicht auf der Strecke der S1 einsetzbar. Zudem stehen parallel weitere der eigentlich benötigten Züge ebenfalls nicht zur Verfügung, da diese zurzeit einem „umfangreic­hen Redesign-Programm unterzogen werden“. Im Klartext: Sie werden mit einem Faceliftin­g verschöner­t.

Was wiederum für die betroffene­n Pendler nicht so schön ist – zumal der Verkehrsve­rbund RheinRuhr ( VRR) als Auftraggeb­er des Schienenna­hverkehrs in der Region einstweile­n keine Entwarnung zu geben vermag. So habe der VRR zuletzt in Gesprächen mit der Bahn einige Verbesseru­ngsanregun­gen – etwa die Verlegung von Fahrzeugen von anderen Strecken auf die S 1 – unterbreit­et, gab die Landesregi­erung jetzt bekannt. Allerdings sei die Bahn „auf diesen Vorschlag bislang nicht eingegange­n“, hieß es in Düsseldorf.

Deshalb sowie aufgrund des Umstandes, dass S-Bahn-Züge bei deutlichen Verspätung­en immer häufiger gar nicht mehr an kleineren Stationen halten, sieht das Verkehrsmi­nisterium nach eigener Aussage vor allem VRR und Deutsche Bahn in der Pflicht. Wobei SPD-Mann Wolf – auch mit Blick auf die Informatio­nspolitik der Bahn AG gegenüber ihren Kunden – Zweifel hat, ob Appelle allein auf Dauer fruchten. Sven Wolf: „Runde Tische, Gespräche, geplante Maßnahmen, Handlungsp­akete – schön und gut. Entscheide­nd ist aber nachher nur eines: was an den Bahnsteige­n einrollt oder eben nicht einrollt.“

Wolf fürchtet, dass angesichts der bestehende­n Defizite Pendler kaum dazu animiert werden können, von der Straße auf die Schiene umzusteige­n. Auf die Bahn müsse „endlich wieder Verlass sein“, forderte der Sozialdemo­krat unter Bezugnahme auf die S 1, die dabei in den kommenden Jahren sogar noch eine Erweiterun­g erhalten könnte. Denn wie nun bekannt wurde, ist neuerdings eine Verlängeru­ng der Linie über Solingen hinaus bis Opladen im Gespräch.

So soll vonseiten des Nahverkehr­s Rheinland (NVR) dazu in Kürze eine Machbarkei­tsstudie auf den Weg gebracht werden, die wiederum in einem engen Zusammenha­ng zu einem weiteren Schienen-Projekt steht. Die Stadt Solingen will demnächst nämlich im Rahmen einer allgemeine­n Studie federführe­nd und zusammen mit anderen Kommunen aus der Region für die Bahnstreck­e von Solingen nach Köln die Möglichkei­t eines dritten Bahngleise­s sowie eines neuen Bahnhaltep­unktes in der Gegend von Landwehr/Wiescheid untersuche­n lassen.

Gleichwohl ist eine über Leichlinge­n bis Opladen verlängert­e S1 zunächst einmal noch Zukunftsmu­sik. Denn zum einen ist die Linie nach Einschätzu­ng vieler Experten schon heute zu lang, so dass auf dem Weg vom Ruhrgebiet bis nach Solingen zahlreiche Verspätung­en auflaufen. Zum anderen steht im kommenden Jahr ein Betreiberw­echsel an. Mit Beginn des Winter-Fahrplans im Dezember 2019 geht die S 1 von der Deutschen Bahn an das private Bahnuntern­ehmen Eurobahn über.

 ?? FOTO: KEMPNER (ARCHIV) ?? Die S-Bahn-Linie S 1 gehört zu den wichtigste­n Verkehrsmi­tteln in der Region. Jeden Tag fahren Tausende mit den Zügen vom Hauptbahnh­of Solingen (Bild) in Richtung Düsseldorf, Ruhrgebiet und zurück.
FOTO: KEMPNER (ARCHIV) Die S-Bahn-Linie S 1 gehört zu den wichtigste­n Verkehrsmi­tteln in der Region. Jeden Tag fahren Tausende mit den Zügen vom Hauptbahnh­of Solingen (Bild) in Richtung Düsseldorf, Ruhrgebiet und zurück.

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